Epilog

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~Erzähler~

Die ganze Nacht lang hatten sie abwechselnd gestritten, lagen sich heulend in den Armen oder haben über alles mögliche und unmögliche gelacht. Mal schwelgten sie in Nostalgie, mal beschimpften sie die Gegenwart, doch die Zukunft war ein Tabu-Thema. Letztendlich schliefen sie mit einander und weckten die ganze Nachbarschaft. Nun lag Tonis Kopf auf Rezos Brust und der Große strich seinem Freund über den Kopf. Dessen Hintern schmerzte etwas, was nach drei Malen auch kein Wunder war, doch ein Lächeln lag auf seinen Lippen. Der Koffer und der Rucksack des kleinen Blauhaarigen stand an der Tür und in dem noch geöffneten Rucksack steckte ein Päckchen, dass Rezo seinem Freund ohne dessen Wissen in den Rucksack gepackt hatte.

"Hey süße Maus.", weckte Rezo seinen Freund, welcher vor Erschöpfung eingeschlafen war. Er grummelte bloß genervt und schmiegte sich noch mehr an die Brust des Anderen. Dieser schmunzelte und drückte ihm einen Kuss auf den Kopf. "Deine Großeltern sind gleich da.", fügte der Große traurig hinzu. Toni nickte leicht und setzte sich auf, nach wie vor auf dem Schoß des Größeren. Auch dieser setzte sich hin und schlang seine Arme um den Geliebten auf seinem Schoß. "Toni?", fragte er. Angesprochener brummte zustimmend und lehnte sich an seinen Freund. "Ich liebe dich. Vergiss das nicht, ok?", meinte Rezo und Toni nickte.

Schweigend standen die beiden auf, machten sich fertig und aßen Frühstück. Keiner sagte irgend was, da niemand mehr etwas zu sagen hatte. Erst als Natallia runter kam wurden ein paar Worte gewechselt. Jedoch ging es bloß um das schöne Wetter und die Ankunftszeit von Antonios Großeltern, welche in circa zehn Minuten war.

Diese letzten zehn Minuten hatte Rezos Mutter die beiden in der Küche allein gelassen. Unauffällig schaltete der Größere Klaviermusik an, griff nach der Hand seines Freundes und zog ihn in die Mitte des großen Raumes. Er legte seine Arme um Tonis Taille und begann die beiden sanft im Takt des Liedes zu wiegen. Der Italiener ließ sich darauf ein, legte seine Arme in Rezos Nacken und vergrub seinen Kopf an der Schulter des anderen Blauhaarigen. Tief zog er den wunderbaren Duft seines Freundes ein und versuchte ihn sich so gut wie möglich einzuprägen. Die sanften Töne des Pianos erfüllten den ganzen Raum und hinterließen eine verloren wirkende Atmosphäre. Die beiden würden einander verlieren, ohne etwas dagegen unternehmen zu können. Es blieb ungewiss, ob sie sich jemals wieder sehen würden. Also tanzten sie, als wäre es ihr letzter Tanz gewesen. Sie küssten sich, als wäre es ihr letzter Kuss gewesen. Und sie liebten sich, als wäre es der letzte Funken Liebe, der ihnen verblieb.

Sie lösten sich erst voneinander, als die Haustürklingel schon das dritte mal ertönte und die Musik langsam verstummte. Hand in Hand gingen sie langsam in den Flur. Dessen bewusst, dass sie, sobald sie dort waren, Abschied voneinander nehmen müssten.

Das ältere Paar stand bereits in der Tür, neben ihnen die Frau, die sich nun fast ein halbes Jahr um Toni gekümmert hatte, als wäre dieser ihr eigener Sohn. Auch Ben, Mason, Dillan, Max und Zayn waren vorbei gekommen und standen im Garten. Alle zusammen gingen sie nach draußen vor das Auto.

Als erstes fiel Toni Mason und Ben gleichzeitig in die Arme. "Danke, dass ihr mir die besten Freunde wart, als ich sie am meisten gebraucht habe.", flüsterte er. "Kein Problem.", antwortete der Größere von beiden. "Pass bloß auf, dass du uns nicht vergisst.", fügte der andere hinzu und brachte ein halbherziges Lächeln zustande. "Versprochen.", antwortete Toni und löste sich von den Beiden. Alle drei hatten Tränen in den Augen, doch lächelten sich glücklich an.

Die nächsten waren die drei Jungen aus Rezos Band. Jeder von ihnen umarmte Toni kurz. "Sorgt bitte dafür, dass dieser Idiot...", bei diesen Worten zeigte er auf Rezo,"...mich nicht allzu sehr vermisst.", meinte der Kleine. Die Drei nickten zustimmend. "Solang du irgendwann wieder kommst und mit uns singst.", fügte Max hinzu und wuschelte ihm durch die Haare. Nun war Toni an der Reihe zu nicken.

Neben den Dreien stand Natallia, die Antonio fest in ihre Arme zog. "Mach bloß nicht zu viel Quatsch.", meinte sie, der Junge in ihren Armen schmunzelte. "Und Finger weg von den heißen Italienern, hier wartet jemand auf dich.", auch dieses mal nickte Toni. "Und wehe du meldest dich nicht!"; drohte sie und man hörte schon an ihrer Stimme, wie sie langsam anfing zu weinen.

Zuguterletzt fiel er seiner ersten großen Liebe in die Arme. Dieser begann unaufhörlich zu schluchzen und ließ seine Tränen in Tonis Pullover fallen. Ganz fest drückten sie sich aneinander, als könnten sie so alles aufhalten. Und tatsächlich war es so, als würden sie die Zeit für ein Hundertstel anhalten. Niemand wagte es sich zu bewegen oder etwas zu sagen. Sie lagen sich einfach bloß in den Armen. Trotz des schönen Sonnenscheins tobte ein Sturm in ihnen, der drohte niemals zu verwehen. Eine weitere unsichtbare Narbe begann langsam sich auf ihnen abzuzeichnen und ihre Folgen mit sich zu ziehen. Vorsichtig legten die Beiden nun ein letztes Mal ihre Lippen aufeinander, um ein letztes Mal diese starke Verbundenheit zueinander zu fühlen. Bis sie sich schließlich komplett voneinander lösten und sich mit ihren Blicken ein Wiedersehen versprachen.

Langsam stieg Toni in das Auto und als die Tür schließlich zu schlug begann auch er leise für sich zu weinen. Nun war alles vorbei.

Die nächsten paar Stunden flogen nur so an Toni vorbei, bis er schließlich im Flugzeug seinen Rucksack öffnete. Ganz oben lagen das Päckchen von Rezo und ein Briefumschlag. Diesen legte er zu Seite und öffnete behutsam das Päckchen. Ein schwarzes Stoffbündel war zu finden. Er faltete es vorsichtig auseinander und erkannte den Lieblingspullover seines Freundes. Er schloss diesen fest in die Arme und vergrub sein Gesicht darin. Der Hoodie roch noch nach dem Blauhaarigen, was Toni schwach lächeln ließ. Aus dem Pullover fiel ein Buch. Toni hob es auf und schaute es sich an. Es war ein Fotobuch, in dem jede Menge Bilder von ihm, seinen Freunden und seinem Freund klebten. Auf der letzten Seite stand "Ich liebe dich, egal wo du bist.", darunter klebte ein Kussbild der Beiden. Schon wieder liefen Toni unmengen an Tränen übers Gesicht und tropften auf den Hoodie seines Freundes.

Nun griff er zu dem Brief und öffnete sachte den Umschlag. Er zog den Zettel hinaus und begann zu lesen.

Liebster Toni,
wenn du diese Zeilen ließt bist du schon lang weg und ich sitze vermutlich heulend in meinem Bett. Ich wollte dir eigentlich nur nochmal sagen, dass ich dir dankbar bin, für alles was du für mich getan hast. Du warst meine erste große Liebe und wie heißt es so schön: Die erste Liebe vergisst man nicht. Ich hoffe, dass ich mich irgendwann lächelnd an unsere gemeinsame Zeit zurück erinnern kann und noch meinen Enkelkindern erzählen werde, wie wir mitten in der Nacht singen mit einer Gitarre am Straßenrand saßen und ich mich immer mehr in dich verliebt habe. Noch mehr hoffe ich aber, dass wir uns irgendwann, irgendwo, irgendwie wiedersehen, uns lächelnd in die Arme fallen und uns nostalgisch zusammen an diese Zeit erinnern können.

Ich liebe dich Toni, vergiss das nicht.
Rezo
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1186 Wörter

Ich hatte Tränen in den Augen beim schreiben.

Die Farbe der Liebe ist blau || #RezoniWo Geschichten leben. Entdecke jetzt