12- Wer kann Tonis Dad eigentlich leiden?

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~Tonis Sicht~

Ich saß mit Rezo im Wohnzimmer auf dem Sofa, er schien schon fast eingeschlafen zu sein. Auf einmal klingelte es. Ich wollte Rezo nicht wecken, weshalb ich selbst in den Flur ging.

Ich öffnete die Tür. Vor mir baute sich ein großer bedrohlicher Mann auf, welcher sich mein Vater nannte. Panisch blickte ich ihn an. Eigentlich sollte ich jetzt die Tür zu schlagen und abschließen, doch ich war wie gelehmt. Mein Dad grinste mich fies an. "Und? Wo ist dein Beschützer jetzt?", fragte er amüsiert. Ich schluckte. Seine Faust schnellte in meinen Bauch und traf meinen Magen. Ich stöhnte auf. "Halt bloss deine Klappe du Schwuchtel!", er schuppte mich auf den Boden und trat mir gegen den Hinterkopf. Darauf folgten ein paar Tritte in den Bauch. Nach dem achten konnte ich mir einen lauten Aufschrei nicht verkneifen. Wütend sah mich mein Vater an und trat mir noch ein letztes mal noch heftiger als vorher in den Bauch bevor er verschwand.

Kurz drauf erfuhr ich auch wieso. Rezo kam angerannt und hockte sich zu mir. Mein Vater musste ihn wohl gesehen haben. "Alles Ok?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf und die ersten Tränen liefen vor Schmerz aus meinen Augen. "Na komm", er hob mich hoch und trug mich zur Couch. Ich musste husten. Als ich meine Hand wieder von meinem Mund nahm war sie voller Blut. "Oh fuck!", flüsterte Rezo und griff nach seinem Handy. "Leg dich hin", meinte er und wählte. Er ging in die Küche.

"Meine Mom kommt rüber.", meinte er, als er wieder kam. Er setzte sich zu mir und strich mir über den Kopf. Auch wenn er versuchte alles mit einem ermutigenden Lächeln zu überspielen, stand ihm die blanke Angst in den Augen. Ich wollte sie ihm irgendwie nehmen, doch mir ging es nicht anders. Mein Leben ging grade erst Berg auf, es sollte jetzt nicht vorbei sein. Vor allem könnte ich es mir nie verzeihen Rezo in das Loch, aus welchem er grade erst wieder raus geklettert war, nochmals hinein zu schuppen. Er hatte soweit ich weiß sehr stark kämpfen müssen, um das mit seinem Vater zu überwinden. Ich hatte die Narben an seinen Armen gesehen. Ich wollte dies alles nichte zu nichte machen. Ich musste stark sein, für Rezo.

Ich nahm also seine Hand von meinem Kopf und umschloss sie fest. Mit dem Daumen strich ich über seinen Handrücken. Er lächelte mich dankbar an. Ich musste nochmals husten, beugte mich nach vorne und hielt mir die andere, ohnehin schon blutverklebte, Hand vor den Mund. Meine Brust begann unglaublich dolle weh zu tun beim husten und ich verzog mein Gesicht. Zitternd atmete ich aus. Rezos half mir mich wieder hinzulegen und sah mich mitleidig an.

In diesem Moment öffnete sich eine Tür, welche zwischen der offenen Küche und der Wand war. Rezos Mutter kam rein. "Er hustet Blut!", erzählte Rezo ihr leicht panisch. Besorgt schaute mich Natallia an. "Kannst du ihn in die Praxis bringen?", fragte sie an Rezo gewandt. Er nickte und hob mich im Brautstyle hoch. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter. Rezos Blick wurde immer besorgter.

Wir gingen durch die Tür, aus welcher Natallia gekommen war und fanden uns in dem Eingang der Arztpraxis wieder. Wir betraten einen Raum, auf wessen Tür Behandlungszimmer stand. Rezos legte mich auf einer Liege ab und setzte sich auf einen Hocker daneben. Anschließend griff er nach meiner Hand und drückte sie fest.

Rezos Mutter kam mit einer großen Nadel und drei leeren Röhrchen ins Zimmer. Ich stöhnte gequält auf. "Ich hasse Nadeln, murmelte ich. "Wird schon. Schau einfach mich an.", ganz sanft lächelte Rezo mich an. "Stimmt, du bist viel schöner!", ich erwiderte sein Lächeln so gut, wie möglich. Im nächsten Moment spürte Ich, wie die Nadel in meinen Arm gestochen würde und immer tiefer darin versank. Ich zischte auf. "Shhhhh", Rezo begann mit seinem Daumen über meinen Handrücken zu streicheln.

Zwei Minuten später zog Natallia die Nadel wieder raus und legte einen Tupfer drauf. Rezos setzte sich zu mir auf die Liege und hielt das kleine weiße Teil fest. Ich schloss meine Augen. Konnte das hier bitte so bald wie möglich vorbei sein. "Hey, nicht einschlafen.", sagte Rezo leise. Ich öffnete meine Augen wieder einen kleinen Spalt.

Als Rezos Mum wieder kam setzte sich auch der Blauhaarige wieder auf den Hocker neben mir und ließ den Tupfer los. Natallia krempelte meinen Pullover hoch und holte dann eine Flasche mit blauem Zeugs raus, wovon sie mir ein wenig auf den Bauch schmierte. Es war total kalt, sodass ich ganz leicht erschauderte. Anschließend schaltete sie das Ultraschallgerät an und begann mit dem kleinen Gerät in ihrer Hand vorsichtig über meinen Bauch zu fahren. Ich schloss wieder meine Augen. Ich konnte einfach nicht mehr. Meine Batterie war leer.

"Ach Mist!", rief Rezos Mom nach ein paar Minuten. "Was ist denn?", fragte der Typ, der mir den Kopf verdreht hatte. "Schau mal hier", meinte sie und zeigte vermutlich irgendwo auf den Bildschirm. Ich weiß es nicht, ich hatte meine Augen zu. "Es hat einen Riss in der ersten Schicht der Magenwand.", erklärte Natallia. Ab diesem Moment schaltete ich ab. Ich wollte gar nicht wissen, was und wie schlimm die Folgen sein würden.

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Die Farbe der Liebe ist blau || #RezoniWo Geschichten leben. Entdecke jetzt