Kapitel 10

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Er schaut ernst zu mir hoch und sagt:„Die Polizei sucht mich.“

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Mein Herz bleibt kurz stehen.
„Wie kommst du darauf, Mason?“
Ich bin total überfordert mit der Situation und weiß nicht wirklich was ich sagen soll, obwohl ich so viel im Kopf habe.
„In der Nachrichtentafel vom Einkaufszentrum stand, ich zitiere: »Bereits vorbestrafter Drogenjunkie wurde wegen Drogenbesitz und Körperverletzung angezeigt, die Polizei fahndet nun nach ihm«“

„Wer sagt so genau, dass du das bist?“
Er rauft seine Haare und schaut mich eindringlich an.
„Rider scheint mich verraten zu haben. Mit allem. Mit den Drogen, der Prügelei und alles was ich noch angestellt habe.“
Ich überlege. Vorstellen kann ich mir das schon, da Rider ziemlich sauer auf ihn war.

Mason greift nach seinem Handy und sagt schnell: „Ich geh jetzt zu ihm. “, er läuft schnell los und ich greife nach seinem Unterarm: „Pass auf dich auf, Mason, bitte. “, ich schaue ihn bittend an und ein leichtes Grinsen bildet sich auf seinen Lippen: „Mach dir keine Sorgen, Kleines. Ich bin gleich wieder da. “
Ich nicke leicht und lass ihn gehen.

Jetzt bin ich auf mich allein gestellt.
Die Tür geht wieder auf und Angst steigt in mir auf. Mason ist doch vor nicht einmal einer Minute weg gegangen.

Mason kommt noch einmal reingestürmt und nimmt seine Autoschlüssel.
Ich schaue ihn besorgt an und er zieht mich auf einmal fest in seine Arme.
„Mach dir keine Gedanken, Emilia.“, ich nicke, trotzdem besorgt, aber ich glaube Mason.
Bevor er sich von mir löst drückt er mir einen kleinen Kuss auf den Scheitel. Mir fährt ein wohliger Schauer über den Rücken und in mir breiten sich Glücksgefühle aus.

Bevor er aus dem Raum geht zwinkert er mir noch zu und schließt endgültig die Tür.

Nach einer langen Weile, die ich gelangweilt auf der Couch saß, beschließe ich mein Handy mal anzuschalten. Ganz kurz reicht ja.
Ich schalte das alte und etwas kaputte iPhone 4 an und das Apple Symbol erscheint.
Ich frage mich ob sich jemand um mich sorgt.
Auf dem Display erscheint nun die Uhrzeit. 11:23 AM.
Ich mache den Flugmodus aus, den ich anmachte, damit sich Dad nicht bei mir meldete.
Ich entsperre das ranzige Smartphone und warte auf nur ein Zeichen von irgendwem.

Ich starre mittlerweile eine gefühlte Ewigkeit auf mein Handy.
Keine Meldung.
Nicht mal von Mom.
Ich merke wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet und ich den Tränen nahe stehe.
In mir steigt Wut auf, ich bin verletzt.
Ich schaue immernoch mit verschwommener Sicht auf das Display und umschließe es so heftig, dass meine Fingerknöchel unnormal weiß werden.
Ich schmeiß mit meiner ganzen Kraft das alte iPhone an die Wand und sehe wie es zersplittert.
Ich trete mehrere Male drauf, lasse meine ganze Wut und Trauer raus und sacke in mir zusammen.

Hätte ich gewusst, dass ich meinen 'Eltern' so wenig bedeuten würde, wäre ich früher weg gegangen.

Ich weine mir meine Seele aus dem Leib. Ich war nie jemandem wichtig.
Ich war immer nur das Mädchen, dass ruhig in der letzten Reihe saß. Das Mädchen was keine besonderen Talente hatte und das Mädchen mit dem alkoholabhängigen Vater.
Niemand hat mich gesehen, meine blauen Flecken, meine tiefen Augenringe, oder mein erschöpfter Blick.
In mir wurde hindurchgesehen.
Und ich realisiere, dass ich nicht gebraucht wurde.

Ich nicht gebraucht werde.
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Oh man, wie deep.


candy flippin' | #WolkenAward2k18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt