Sie saß zusammengekauert neben einem massiven Schrank. Zwischen ihm und der Wand war nicht gerade viel Platz.
Sie hatte die Hände gehoben und drückte sie auf die Ohren. Die Lippen hatte sie aufeinander gepresst. Ihr Herz pochte so wild, dass man glauben könnte, es hoffte ihr aus der Brust zu springen und es damit zu beenden. Doch es schlug immer weiter, drückte ihr gegen die Rippen, machte ihre Atmung schwer und die quälende Angst deutlich. Sie kauerte sich noch mehr zusammen, bettete den Kopf auf die Knie und drückte sich weiter in die Ecke.
Rufe. Manche so hysterisch wie Schreie. Sie hallten ihr im Kopf wieder und hinterließen einen bitteren Nachgeschmack. Sie alle waren vergebens. Keiner von ihnen konnte noch rechtzeitig zu ihr. Niemand würde es schaffen.
Es war komisch, dass es ausgerechnet so zu Ende ging. Die Ironie war ihr Bewusst. Das Leben oder das Schicksal schien ihr mit diesem Déjà-vu einen üblen Streich zu spielen. Sie hatte Fähigkeiten erworben, die kein normaler Mensch besitzen sollte. Sie hatte trainiert und Dinge getan, worüber niemand in ihrem Alter nachdenken sollte. Sie hatte sich formen und konditionieren lassen und getan, was auch immer man von ihr gefordert hatte und dennoch. Jetzt kauerte sie hier, genauso machtlos, wie sie es damals gewesen war. Welchen Sinn sollte das ergeben? Und auf einmal verlor das ganze seine Wirklichkeit.
Sie hob den Kopf und ein einzelner Gedankte zuckte durch ihren Geist. Grell, fast schmerzhaft. Nein, es war nicht wie damals. Sie war weder machtlos, noch war all das umsonst gewesen. Ihr war bewusst, dass sie sterben würde, doch der Gedanke machte ihr von dem einen Moment auf den anderen, nichts mehr aus. Sie vereinnahmte nicht mehr die grenzenlose Panik, sondern ein brennender Wunsch, der ihre Angst auflöste wie das Licht die Trugbilder der Nacht.Sie wusste, warum sie es damals überlebt hatte und sie wurde von dem Gefühl erfüllt, dass alles richtig gewesen war, wenn sie es nur schaffte. Ganz langsam nahm sie die Hände von den Ohren.
Die Rufe waren immer noch da. Doch sie verschmolzen im Hintergrund zu einem undeutlichen Murmeln. Sie richtete sich leicht zögernd auf und die Hand, mit der sie sich an der Seite des Schrankes abstützte, zitterte.
Ihr Blick wanderte zum Fenster. Es bot Blick auf das gegenüberliegende Haus und einen breiten Streifen, sich langsam aufhellenden Himmel.
Sie ging darauf zu. Und mit jedem, anfangs hastigem Schritt, wurde sie innerlich ruhiger.
Aus eigener Kraft würde sie ihr Ziel erreichen.
Sie griff nach dem Fenster und öffnete es. Schwungvoll. Erleichtert.
Die kühle Morgenluft bewegte sacht ihr Haar. Sie holte tief Luft, füllte ihre Lungen und prägten sich den Anblick des unendlichen Himmels ein.
Sie war befreit. Frei von allem und umgeben von dem endlichen Blau. Ein feines Lächeln spielte um ihre Lippen. Es hatte sich gelohnt.Im nächsten Augenblick wurde sie umgerissen. Die Welt kippte und der Himmel verschwand.
Sie schrie auf. Panisch. Mit den Armen schlug sie um sich und noch bevor sie aufkam, wusste sie, dass es jetzt zu spät war. Frust und kalte Wut stiegen in ihr hoch.
Dann prallte sie auf den hölzernen Boden, der Angreifer halb über, halb auf ihr. Ihr Kopf war unter seiner Brust eingeklemmt. Mit den Händen hielt er sie auf das Holz gedrückt.Sie stieß ihm ihren Ellenbogen in die Seite, doch statt dem erwarteten lockern des Griffs, durchzuckte ihren Arm ein Schmerz. Sie wand sich, wie man es ihr beigebracht hatte, zog ihren anderen Arm unter sich hervor und griff nach seinem Kopf, um ihm das Genick zu brechen.
Doch er war viel stärker. Denn welche Chance hatte schon ein kleines Kind?Er packte ihre Arme und bog sie. Schob sie zwischen sie beide.
Sie hörte seinen schnellen Atem und seine autoritäre Stimme als er zischte: "Halt endlich still."
Der Klang kam ihr entfernt vertraut vor. Trotzdem dachte sie nicht daran nachzugeben. Und dann kam die Explosion.Sie war lauter, als sie erwartet hatte. Und die Druckwelle nahm ihr den Atem.
Die Möbel, die Wände, der Boden, die Luft. All das wurde von hauchfeinen Rissen durchzogen, die alles mühelos zerschnitten und in kleine Splitter zerlegte, die an Ort und Stelle blieben, so als könnten sie so den Anschein von Normalität erwecken.Gefolgt von der Druckwelle der zweiten Explosion. Das gesamte Haus schien in Zeitlupe auseinander genommen zu werden. Holz splitterte und Beton zerbröckelte. Große Teile der Wände wurden herausgesprengt. Die Luft war erfüllt von scharfkantigen Gegenständen und schweren Mauerteilen.
Sie selbst wurden vom Boden gefegt und mit einer viel zu großen Wucht gegen die Wand geschleudert. Wenn sie nachgab, erwartete sie dahinter ein tiefer Abgrund auf dessen Grund sie zerschellen und nur einen blutigen Fleck hinterlassen würden.
Ihr Angreifer hatte seine Arme fest um sie geschlungen. Mit einer Hand drückte er sie an sich, mit der anderen schützte er ihren Kopf.
Trotzdem wurde ihr schwarz vor den Augen und sie verlor jeglichen Orientierungssinn.Lärm, Schläge und Erschütterungen, die sie trotz seines Schützenden Körpers deutlich fühlte.
Hitze. Holz, das sich in ihren Rücken drückte. Schmerzen.Und dann war es vorbei.
Stille.
Atemlose Stille.
Ihr Herz pochte und nichts regte sich.<--+-->
Morgen gehts weiter
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Handsome
Teen FictionBts & Exo "NEIN!!..." Der Schrei gellte von den steinernen Wänden wieder, vervielfachte sich und verlor sich dann in der wiederkehrenden Stille. Sie fühlte wie er eine Hand auf ihre Schulter legte. "Präge dir dieses Bild gut ein." Verlangte er ruhi...