Kapitel >10< [5. März]

12 2 0
                                    

~Sie sah starr auf den Weg vor sich als er ihr verriet:

"Und du hast eine Vorliebe über rote Ampeln zu gehen."~

<--+-->

Da wandte sie sich zu ihm. Er zwinkerte ihr kurz zu und richtete sich dann wieder auf.
Sie gingen ein ganzes Stück schweigend.
Schließlich streckte er sich. Und die Art, wie er das tat, erinnerte an eine zufriedene Katze.
Rein zufällig rutschte sein Hemd dabei hoch und entblößte kurz einen schmalen und dann einen nicht ganz so schmalen Streifen Haut.
Und für einen Moment konnte man darunter das spielen der Muskeln beim strecken erkennen.
Sie sah nicht hin.

Anschließend ließ er noch einmal seine Schultern kreisen.
Nicht viel später ließ sie sich ködern.
"Und wie hast du das herausgefunden?"
Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln über ihre unschuldige Neugier.
"Kurz bevor wir an der Straße stehen blieben-" Erklärte er. "-hast du auf die rote Ampel gesehen. Aber danach hast du dennoch links und rechts geschaut, so, als würdest du sie trotzdem überqueren wollen.
Da du aber stehen geblieben bist, obwohl frei war, liegt das wohl an mir.
Und das du dich der freien Straße dennoch vergewissert hast, lässt mich darauf schließen, dass du es mittlerweile automatisch machst. Was wiederum bedeutet, dass du die Straße regelmäßig, trotz der roten Ampel überquerst."
Laurelin nickte. "Hört sich logisch an. Mich lässt das ganze darauf schließen, dass du ein ausgezeichneter Beobachter bist oder aber sehr gut Dinge inszenieren kannst."

"Hm. Was wiederum bedeuten würde, dass ich ein guter Schauspieler bin, aber dennoch sozusagen gelogen habe, indem ich so tat, als würde ich etwas über dich herausfinden." Er klang nachdenklich.
"Nein. Das wollte ich damit nicht sagen." Beruhigte sie ihn. "Beides bedarf können und alles was du gesagt hast stimmte."
Doch er schien nicht überzeugt.
Aber dann zuckte er mit den Schultern. „Da ich nicht weiß wie ich dich von meiner Unschuld überzeugen kann und du wahrscheinlich auch nicht, ist es, denke ich, erst einmal nicht wichtig.
Viel interessanter finde ich, was du sagen kannst."
Sie sah ihn verwirrt an.
"Ich habe vier Dinge über dich herausgefunden. Und du bisher noch nichts über mich."

Sie zuckte mit den Schultern.
"Wenn du meist.
Du bist reich, stells das aber lieber unterschwellig zur Show." Laurelin blickte auf den Weg vor sich. "Deine Kleidung trägt keine offensichtlichen Markenzeichen von teuren Firmen, ist aber maßgeschneidert und stets makellos.
Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass du irgendeine Art von Sport machst."
"Du meinst wegen meinem Körper?"
"Nein." Sie Lächelte schief. "Ich habe nicht durch deinen Körper darauf geschlossen, sondern durch die Tatsache, dass du nicht der Typ bist, der Zuhause sitzt und Däumchen dreht."
Er lachte auf. "Touché! Aber es würde trotzdem meinen Körper erklären."

"Außerdem neigst du zu Selbstverliebtheit." Fügte sie hinzu.
"Und das zurecht."
"Vielleicht sogar ein wenig Narzissmus."
Er nickte. "Und auf jeden Fall Egozentrik.
Aber weißt du was?" Fragte er dann mit einem Lächeln. "Mädchen in deinem Alter stehen voll darauf.
Erst recht die Intelligenten oder hübschen.
Und gar nicht widerstehen können die, die beides harmonisch in sich vereinen. Und man kann auch so gut nachvollziehen warum ich so bin."
"Was ist, wenn ich so intelligent bin, dass ich weiß, dass ich mich von Männern wie dir fernhalten muss?"
"Zum Glück haben wir gerade festgestellt-" Sein Lächeln wurde breiter und seine Stimme senkte sich, als er fast hauchte: "-dass du auf verbotenes stehst."
Seine Augen blitzten auf.
Bei dem klang seiner Worte erschauderte sie leicht, öffnete den Mund um etwas entgegen zubringen und schloss ihn dann wieder, als ihr nichts einfiel.

Dann wechselte er plötzlich das Thema: "Das ich maßgeschneiderte Kleidung trage, war übrigens nichts persönliches."
"Wenn du unbedingt möchtest, dann passe ich mich dir an.
Ich weiß über dich, dass du mir meine Tasche wieder gibst, weil ich jetzt nach Hause gehe." Und sie streckte ihm die Hand hin.

Einen Moment sahen sie sich an. Schließlich meinte er: "Ich weiß. Und ich begleite dich gerade. Deshalb kann ich sie dir auch später geben."

~
Kurze Zeit darauf fuhr Lay in seinem Wagen an der Geschwindigkeitsgrenze und fragte sich, ob er mit irgendwas ihren Unmut auf sich gezogen hatte, als ihm etwas ganz anderes einfiel.
Sie hatte es tatsächlich geschafft.
Es war ihm ein Rätsel wie, aber irgendwie hatte sie es geschafft ihn von seinem eigentlichen Ziel abzulenken.
Sie hatte ihm immer noch keine Antwort auf seine Frage gegeben.
Doch dann schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Beim nächsten Mal würde er sie nicht so ohne weiteres davon kommen lassen.
Bei manchen musste man eben ein wenig hartnäckiger sein und ab und zu etwas nachhelfen.

HandsomeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt