Kapitel 6

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Ich schreckte aus meinem Bett hoch, zitternd und schweißgebadet. Das war jetzt aber echt nicht mehr normal. Der Traum hatte sich so echt angefühlt, der Geruch nach Schmutz und dem metallischen des Bluts. Das Klirren der Schwerter und die verzweifelten Schreie der Sterbenden. Das Gefühl, als die Klingen der Feinde mir kalt ins Fleisch schnitten und mir daraufhin das warme Blut am Körper heruntergeflossen war. Verschreckt fuhr ich mir durch die Haare, versuchte mich zu beruhigen. Doch als ich meine Hand zurücknahm war sie Dunkelrot. Bestürzt betrachtete ich das Blut, mein Blut! Scheiße! Jetzt setzte auch langsam der Schmerz ein und stöhnend fasste ich mir vorsichtig wieder an den Kopf und ertastete eine glitschige echt große schmerzhafte Stelle. Scheiße ich brauchte dringend Hilfe, schon ziemlich schwummrig zumute faste ich nach meinem Handy auf dem Nachtkästchen und tippte zittrig Yvonnes Nummer ein, hinterließ rote Fingerabdrücke auf dem Display. Es piepte ... und piepte ... und piepte... und als ich schon dachte es würde nur der Anrufbeantworter drangehen, hob Yve endlich ab. „Hey Ami was gibt's? Ist dir noch etwas zu deinen Fäh..." „Hilfe" hauchte ich nur noch kaum bei Bewusstsein und dann rutschte mir das blutige Handy aus den Fingern und landete polternd am Boden. „Ami! Hey Ami! Verdammt antworte doch!" Dann war nur noch ein „Scheiße" zu hören. Es war so unglaublich schwer die Augen offen zu halten, ich war so unglaublich Müde auf einmal. Hauchleise flüsterte ich noch „Es tut mir leid Yve." Und driftet in die Schwärze, die lockend nach mir rief. Dann war da nur noch Nichts. Kein Schmerz, keine Gedanken nur endlose Leere...

Verschwommen sah ich Lichter vorbeiziehen, jemand zog grob an meinem Kopf und leuchtete mir in die Augen. Ich versuchte Krampfhaft die Augen zu schließen, aber es ging nicht. Eigentlich ging gar nichts, nicht einmal den Blick abzuwenden. Doch bevor Panik einsetzten konnte, sackte ich wieder in die Dunkelheit zurück. Dann war wieder nur Nichts.

Ich träumte. Erneut preschten wir auf Pferden über die große, karge Ebene, aber ich fühlte mich dieses Mal so ... losgelöst von allem. Träge blickte ich mich um, betrachtete die Krieger, die Pferde. Unglaublich schöne Tiere, kam mir in den Sinn, als ich das kraftvolle Muskelspiel meines Pferdes fasziniert beobachtete. Bis mir auffiel, dass ich gar nicht auf dem Rücken des Tieres saß. Leicht irritiert blickte ich nach unten auf den Boden, über dem ich seltsamerweise immer neben dem Pferd her schwebte. Das war jetzt aber wirklich abgefahren. Jetzt fiel mir auch auf, dass eine Kriegerin auf dem Hengst ritt, eine echt hübsche Frau. Sie kam mir so bekannt vor. Ich war mir sicher, dieses Gesicht schon mal gesehen zu haben, mehr als einmal, auch wenn nicht alles zu passen schien. Doch ich kam nicht drauf wo. Am auffälligsten waren, neben ihren unglaublich feinen Gesichtszügen, die goldenen Augen. Jap total cool, die waren tatsächlich golden, nicht hellbraun oder so. Das sie dann aber plötzlich den Kopf drehte und mich mit ihren wissenden Augen fixierte war dann doch überraschend, denn alle Andren konnten mich nicht wahrnehmen und sahen durch mich hindurch. Ein bisschen gruselig. Ob man sich so als Geist fühlte? Unsichtbar, permanent ignoriert zu werden? Jap gruselig. Aber zurück zu der Amazone mit dem durchdringenden Blick. Und als ob es nicht schon seltsam genug wäre, nur von ihr angestarrt zu werden, fing sie jetzt auch noch an mit mir zu reden! In einem Traum von einer lang vergangenen Erinnerung, die ich irgendwie miterlebt hatte, die aber nicht meine war, nach der ich aber blutüberströmt aufgewacht war und jetzt schon wieder drinsteckte. Nur als Geist diesmal. Ob man als Geist auch sterben konnte? Ich hoffte nicht, immerhin wusste ich ja schon, dass gleich ein riesiges Gemetzel losgehen würde. Wäre schon vorteilhaft, da nicht in Stücke gehackt werden zu können. Nicht das ich aufwachte und plötzlich nur noch einen Arm hatte oder ein Bein oder einfach keinen Kopf mehr... das wäre echt kacke. In einem zu reellen Traum zerstückelt, nette Todesursache. Auf jeden Fall verstand ich erst nicht, was die Frau von mir wollte, wir waren schließlich immer noch auf einem Schlachtfeld. Aber als ich sie dann endlich verstand, rieselte mir ein kalter Schauer den Rücken runter. „Du musst an deinen rechtmäßigen Platz zurückkehren! Traue niemandem, außer den Geschwistern und der zukünftigen Wächterin. Handle bedacht, höre auf deine Freunde, aber urteile selbstständig. Lerne schnell Tochter der Unendlichen Zeit. Krieg wird kommen, sei bereit, denn dein Feind wird sich erst am Ende zu erkennen geben. Wache nun auf, den Schmerz kann ich dir leider nicht nehmen, doch du bist stark. Solltest du mich brauchen geh zu deiner Freundin, nimm ihre Hände in deine und rufe „Vergangene Wächterin ich brauche dich". Viel Glück, Hayla Amenia. Fassungslos starrte ich der Kriegerin nach, die sich unheilvoll mutig in den Kampf warf und bald darauf im Getümmel verschwand. Doch dann verschwamm meine Umgebung immer mehr, verschluckte die Kämpfenden, bis nur noch Schemen durch den Nebel um mich herum rasten. Und schließlich der mich um wabernde Nebel immer dunkler und dunkler wurde, bis ich von neuem in die allumfassende Schwärze fiel. Leere.

The Door In The Forest Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt