Kapitel IV

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Ich begutachte mich im Spiegel und seufze. Ich finde mich selber nicht besonders hübsch. Eigentlich sehe ich ziemlich normal aus: mittellange blonde Haare, die in einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden sind, blaue Augen, Sommersprossen und dünne rosane Lippen.

Trotzdem frische ich meinen Lippenstift auf. Es ist einer von Kikko, der sich sanft auf meine Lippen auftragen lässt. Mein Bauch kribbelt, als würden 1000 Schmetterlinge hin und her fliegen. Ich hatte noch nie so einen Moment in meinem Leben, indem mein Bauch so gekribbelt hat. Und alles wegen Tim. Meine Gedanken sind nur bei ihm.

Ich schließe verträumt die Badezimmertür auf und als ich aus ihr heraus trete, stoße ich mit jemandem zusammen. Es ist dunkel im Flur und ich erkenne nicht wer da vor mir steht. „Oh sorry!", sagt eine Stimme, die ich direkt erkenne. Es ist Tim.
Er steht vor mir, mit seiner Hand auf meiner Schulter, als das Licht wieder angeht. Wir fangen an zu lachen und unsere Blicke trennen sich. Ich entschuldige mich bei ihm und lache verlegen.

‚ist das gerade wirklich Zufall, was hier passiert oder ist er mir extra gefolgt?', fragen die Stimmen in meinem Kopf, die ich aber direkt wieder ausblende.

„Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Ich bin doch schließlich in dich gelaufen. Ich wollte nur gucken ob alles ok ist, du hast dich so komisch auf einmal benommen. Ich dachte, nicht das dir schlecht ist oder so, deswegen bin ich dir nachgelaufen. Ist alles Ok?" , fragt er und klingt sehr besorgt.
Irgendwie finde ich das süß. Außer meiner Mutter hat sich noch nie jemand so wirklich Sorgen um mich gemacht. Das gibt mir das Gefühl, das ich vielleicht doch nicht so unwichtig für alle bin, wie ich es bisher dachte.
Ich beruhige ihn und sage, dass alles ok sei und es mir gut gehe. Ich sehe, wie erleichtert er ist, nachdem ich sage, dass es mir gut gehe. Wir setzten uns auf die Steintreppe, gegenüber vom Badezimmer. Wir fangen wieder an zu reden und alleine mit ihm zu sein und zu reden, ohne das irgendjemand um uns herum ist, fühlt sich so unbeschreiblich an. Stunden vergehen und draußen wird es langsam dunkel. Ich bekomme ein paar Nachrichten von meinen Eltern, besser gesagt von meiner Mutter, die sich wieder Sorgen um mich macht. Ich antworte ihr kurz und bemerke, wie Tim mich heimlich beobachtet.
Als ich von einem Handy aufschaue, tut er so, als würde er Löcher in die Luft gucken.

Als würde ich sowas nicht merken...

Wir fangen wieder an zu reden, als er mich plötzlich, ohne wirklichen Zusammenhang, nach meiner Nummer fragt. Mein Herz pocht, als würde es aus mir heraus springen wollen. Meine Wangen werden rot und heiß, wie immer wenn ich aufgeregt bin.

Stotternd antworte ich:„ Ähh... Ja k-klar... warte ich kann mhh... ich muss sie kurz s-suchen. Ich kann sie nicht auswendig. Sorry..."

„Ach kein Problem. Ich kann meine auch nicht auswendig." , erwidert Tim.

„Ok. Schreibst du mit? Also 01567543964. Alles mitbekommen?"

„Ja! Hab alles! Ich schreib dir dann nachher. Aber jetzt können wir ja noch so miteinander interagieren", sagt Tim mit dieser fast schon ironischen und geschwollenen Wortwahl.

‚Ach wenn alles so einfach sein könnte...' fangen meine Gedanken wieder an zu nerven...

Das Regentropfen und Liebe was gemeinsam haben, hätte nie jemand gedacht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt