Kapitel 18

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Unruhig schritt ich auf und ab. Es waren schon mehrere Stunden vergangen seitdem die Gryffindorhelden verschwunden waren. In der Zeit hatte ich mich gründlich in dem Haus umgesehen um festzustellen, was sich in den letzten Wochen getan hatte. Um es kurz auszudrücken: Nichts. Die Spinnweben befanden sich auch noch an der selben Stelle. Dieser alte Hauself war einfach inkompetent.

Und wie konnte Granger mich hier einfach alleine zurücklassen?, ärgerte ich mich und knallte die Tür hinter mir zu. Wie konnte sie mich, ihren heimlichen Schwarm, in dieser alten Bruchbude einsperren?

Und wie konnte sie es wagen, mich wochenlang in ein künstliches Koma zu versetzen? Das würde Konsequenzen haben!

Mürrisch musterte ich das alte Porträt vor mir. Die alte Frau lächelte süffisant als könnte sie meine Gedanken lesen.

Schnaubend drehte ich mich um.

Was, wenn die Gryffindorhelden nicht zurückkehrten? Wie sollte ich von hier jemals wieder wegkommen? Der Orden würde mir sicherlich nicht helfen.

Oder was, wenn...?

Plötzlich polterte es laut und ein Fluchen war zu hören. Augenblicklich erstarrte ich.

Das Fluchen wurde noch lauter.
Doch es stammte nicht von einem der Gryffindoridioten. War es vielleicht ein Ordensmitglied?

So leise wie möglich öffnete ich die Tür hinter mir wieder und schlüpfte hindurch.

„Diese verdammten Schlammblüter!", die Person war nun nahe genug, dass ich sie auch verstehen konnte.

Mein Herzschlag beschleunigte sich als ich die Stimme erkannte. Yaxley. Corban Yaxley, der Todesser, der zu grausamen.. Ich dachte lieber nicht weiter darüber nach.

Bei Merlins Bart, wenn dieses Monster mich hier fand, war es mit meinem Leben vorbei. Er sprach den Todeszauber schneller aus als ich 'Merlins Unterhose' sagen konnte. Panisch sah ich mich in dem Zimmer um. Irgendein gutes Versteck musste es doch geben!

Da hörte ich Schritte auf der Treppe.

Er kam hoch! Er kam zu mir hoch!

So schnell und leise ich konnte huschte ich zum Schrank und krabbelte hinein. Kein besonders guter Unteschlupf, aber etwas anderes gab es hier nicht. Es musste reichen. Jetzt konnte ich nur zu Salazar beten, dass er nicht in dieses Zimmer..

Ich hörte, wie die Tür aufschwang.

Nein, wieso musste er ausgerechnet dieses Zimmer auswählen? Was hatte ich verbrochen? Und warum gab es kein Loch in dem Schrank, sodass ich etwas sehen konnte? Ich war umgeben von Schwarz.

Mit angehaltenem Atem wartete ich ab und biss mir auf die Hand um kein unerwünschtes Geräusch zu erzeugen. Alles wird gut, Draco. Er wird gleich kehrt machen und ein anderes Zimmer begutachten, sprach ich mir gut zu. Bloß nicht in dem engen Schrank bewegen, auch wenn dein Bein noch so weh tat.

Die Schritte kamen näher.

Er würde mich entdecken! Er würde... Nein, Draco, wieso sollte Yaxley ohne Grund in einen Kleiderschrank sehen?, versuchte ich mich zu beruhigen und neben dem Rauschen in meinen Ohren zu hören, was er tat. Gerade schien er sich nicht von der Stelle zu rühren.

Das muss kein schlechtes Zeichen sein. Er wird gleich ..

Ich hätte beinahe das Gleichgewicht verloren als das Regal neben dem Schrank geöffnet wurde.

Bitte geh weiter, bitte! Mein Fuß begann zu krampfen. Bei Merlins Bart, das durfte doch nicht wahr sein!

Da war plötzlich das ploppende Geräusch eines Apparierens zu vernehmen. Kamen die anderen Todesser etwa auch? War mein Vater vielleicht unter ihnen?

„Malfoy?"

Granger! Sie war tatsächlich zurück!, freute ich mich, ehe ich begriff. Die Streberin wusste nicht, dass Yaxley hier war. Er würde sie zweifellos umbringen.

Nein, das konnte ich nicht zulassen! Ich musste sie irgendwie warnen!

Wo steckte der Mistkerl überhaupt? Als ich erneut den Atem anhielt, war lediglich zu hören, wie Granger die Treppen erklamm.

Oh, verdammt, warum musste sie ihm auch noch entgegenkommen? Mir blieb wohl nichts anderes übrig als schleunigst nachzusehen, wo der Mistkerl war, wenn ich verhindern wollte, dass der Streberin etwas passierte.

Gut, Draco, du schaffst das. Ich schluckte meine Angst hinunter und drückte mit zitternden Fingern vorsichtig gegen die Schranktür.

Stille. Als nach weiteren Sekunden nichts geschah krabbelte ich vorsichtig heraus und versuchte mich dabei hinter der Tür versteckt zu halten. So würde mich zumindest nicht gleich ein Fluch treffen.

Puh, ich holte tief Atem und lugte hinter der Tür hervor.

Mit pochendem Herzen musterte ich den Raum und stellte erleichtert fest, dass er leer war.

Doch wo steckte er dann?

In dem Moment hörte ich Grangers entsetzten Schrei. Ein Schauder lief mir über den Rücken.

Ohne darüber nachzudenken sprintete ich aus dem Raum und zur Treppe. Granger durfte nichts passieren, nicht meinetwegen! Als meine Augen die Szene vor mir sahen, baute sich eine immense Wut in mir auf.

Der Mistkerl würgte Granger. Mit Tränen in den Augen versuchte sie nach Luft zu schnappen und an ihren Zauberstab zu kommen, der auf dem Boden lag. Er hatte sich über sie gebeugt und drückte sie auf den Boden.

Ehe ich es mich versah, war ich auf die beiden zugestürmt und trat Yaxley mit voller Wucht gegen den Kopf.

Bevor ich begreifen konnte, was ich da gerade getan hatte, griff Granger schon nach meiner Hand, ihrem Zauberstab und wir disapparierten.

Mein Mageninhalt kam beinahe hoch als meine Füße wieder auf festen Boden standen. Ich würde apparieren immer verabscheuen.

„Du hast ihn tatsächlich geholt? Hermine, bist du noch bei Trost? Dir hätte sonst was passieren können!"

Nicht das Wiesel schon wieder. Ich drückte mir die Hand auf den Mund und versuchte das widerliche Gefühl mich übergeben zu müssen zu unterdrücken.

„Ich konnte Dra.. Malfoy doch nicht zurücklassen! Nicht mit Yaxley, der hätte ihn.."

„Sind das etwa blaue Flecken? Du hast also lieber zugelassen, dass Yaxley dir wehtut als Malfoy, diesem miesen.."

Auf wackligen Beinen richtete ich mich auf und blickte mich um. Wir befanden uns mitten im Wald.

„Ron! Malfoy hat mir geholfen. Ohne ihn wäre ich nicht hier", versuchte Granger den Rotschopf zu beruhigen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Erst jetzt fiel mir auf, dass sein anderer Arm von einem Verband gehalten wurde.

„W-was?", fassungslos starrte die Hohlbirne mich an.

„Malfoy hat Yaxley ordentlich gegen den Kopf getreten, das hättest du sehen sollen. Das war eine filmreife Akion!" Ich wusste zwar nicht, was filmreif bedeutete, aber mir war klar, dass Granger versuchte die Stimmung zu lockern.

Erst jetzt kam es mir. Ich hatte gegen einen Todesser, einen von meinenesgleichen, Gewalt angewendet um ein Schlammblut zu retten. Was hatte ich mir nur dabei gedacht?

Jetzt würde der Dunkle Lord mir kein Wort mehr glauben. Ich hatte mich selbst dazu verdammt, dem Goldenen Trio Gesellschaft zu leisten. Ich hätte Yaxley einfach kurz ablenken sollen und ihn dann damit erpressen sollen, dass er das Schlammblut entkommen ließ. Danach hätte ich mit ihm zu meinen Eltern und dem Dunklen Lord zurückkehren können. Jetzt hatte ich offiziell unabsichtlich die Seiten gewechselt. Exzellent, Draco, wirklich.

Accidentally switching sides #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt