Kapitel 27

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Mein fester Entschluss geriet etwas ins Wanken als ich sie vor dem Kochtopf stehen sah. Ihre Jacke hatte sie auf einen Stuhl gehängt und stand nur in ihrer locker sitzenden Hose und einem Shirt da, das sie bereits mit etwas Soße bekleckert hatte. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen sang sie eine liebliche Melodie vor sich hin, die mir allerdings nichts sagte. Ihre Locken hatte sie versucht in einem Pferdeschwanz zu bändigen, wobei sich bereits einzelne Strähnen gelöst hatten und.. Wie lange wollte ich eigentlich noch hier blöd rumstehen und sie anstarren?

Los, Draco, sagte ich zu mir selbst, zieh es durch. Ich strich mir ein letztes Mal durch meine Haare, ehe ich mich - als wäre es nichts - nah hinter sie stellte und ihr sanft den Kochlöffel aus der Hand nahm. „Liebes, lass mich das machen. Du hast in letzter Zeit oft genug gekocht."

„Draco!", fuhr sie geschockt zu mir herum, „Du kannst mich doch nicht einfach so erschrecken!", tadelte mich die Streberin. Ihre Wangen begannen sich zu röten. „Und nein", mit mehr Kraft als ich vermutet hatte riss Granger mir den Kochlöffel wieder aus der Hand, „Das ist meine Aufgabe. Du hast genug mitgemacht und wirst dich schön wieder hinlegen, verstanden?" Stur reckte sie das Kinn.

„Da hast du falsch gedacht, Liebes. Ich werde mich sicher nicht hinlegen", ich griff nach ihrer Hand, die den Kochlöffel hielt, „Mir wäre wesentlich wohler, wenn ich dir helfen dürfte." Ich fuhr mit meinem Daumen über ihre Handfläche und trat noch einen Schritt näher an sie heran, sodass ich ihr Parfüm riechen konnte. Und wie gut es roch! Mit einem Klappern fiel der Kochlöffel auf den Boden. Ich musste sie wohl nervös machen, freute ich mich.

Unsicher sah Granger mir in die Augen. Mein verräterisches Herz begann schneller zu klopfen als sie sich auf die Unterlippe biss.

„Äh, ich muss den Löffel..", Granger wandte den Blick ab und wollte sich wegdrehen.

Jetzt oder nie, Draco!

„Hermine, ich..", Salazar, warum fiel mir das so schwer über die Lippen? Ihre Hand drückte die meine fester. „Ich wollte.."

Ein Räuspern ließ mich heftig zusammenzucken. „Was kocht ihr denn schönes?"

Potter. Natürlich. Genau im richtigen Moment erschien der Held. Mit der Enttäuschung in den Augen geschrieben ließ Granger meine Hand fallen und hob den Kochlöffel auf. Nicht gucken, Draco! Das war es dann: Versuch Nummer eins gescheitert.

Ein Draco Malfoy bekam jedoch immer das, was er wollte. Und so startete nach einem peinlichen Frühstück, das aus einer Gemüsesuppe bestand, Versuch Nummer zwei.

„Salazar, das Holz ist aufgebraucht", log ich, „Granger, was hältst du davon, wenn wir zwei schnell welches besorgen?"

Das Wiesel sah irritiert vom Radio auf: „Hä? Wir haben doch erst..."

Da mischte sich Potter ein: „Nein, das kann gut sein, Ron. Ihr solltet wirklich neues holen."

Granger zog beide Augenbrauen hoch und sah misstrauisch zwischen uns Dreien hin und her. Ich war selbst überrascht über Potters Hilfe. Das musste anscheinend bedeuten, dass er mir nichts bezüglich Granger in den Weg legen würde - als ob mich das gekümmert hätte. Trotzdem waren das positive Neuigkeiten.

„Na los, geht schon!", wies Potter uns an und widmete sich wieder seiner Zeitung.

Mit einem Schnauben griff Granger nach ihrer Jacke. Kaum schwang der Zeltvorhang hinter uns zu, begann die Streberin schon mit ihrem Verhör. Es war immer wieder faszinierend, wie schnell die Gryffindor sprechen konnte: „Was war das denn eben? Wir wissen beide genau, dass das Holz alles andere als leer ist. Selbst wenn, würdest du nicht auf die Suche gehen. Was ist hier wirklich los? Und warum hat Harry dir geholfen?"

Ich unterdrückte ein Lächeln und beschleunigte meine Schritte.

„Ich werde keinen Schritt weitergehen, ehe du mir nicht sagst, was hier..."

Gut, hier musste dann ausreichen. Waren schon weit genug von den beiden anderen Idioten entfernt. Ich atmete einmal tief durch, ehe ich sie an mich zog und küsste. Merlins Bart, ich hatte ganz vergessen, wie gut sich Grangers Lippen auf den meinen anfühlten.

Bevor ich mich jedoch ganz in den Kuss verlor, riss ich mich los um endlich das loszuwerden, was ich ihr schon längst hätte sagen sollen. Mit großen Augen sah Granger zu mir auf. Warum schlug mein Herz schon wieder dermaßen schnell?

Ich schluckte den Kloß im Hals hinunter. „Hermine.. mein Verhalten in letzter Zeit", entschuldigen viel mir schon immer schwer, „ja, du darfst den Satz gerne vervollständigen. Ich habe eine Weile gebraucht um all das zu verarbeiten. Mir ist durchaus bewusst, dass du so etwas niemals tun würdest und ich unfair zu dir war. Nun, dass das gesagt ist, können wir zu dem schönen Part übergehen", Hermine starrte mich nur weiter stumm an.

„Zufällig wie du weißt habe ich mitbekommen, dass du Gefühle für mich hast und.. ich wäre alles andere als abgeneigt, wenn du sie mir öfter zeigen würdest. Salazar, was ich eigentlich sagen will: Hermine", ich strich ihr diese eine nervige Locke aus dem Gesicht, „ich habe mich in dich.. Fangen wir so an: Deine Augen sind wunder.. Nein, das kann ich auch nicht. Hermine", sie wagte es tatsächlich zu lachen, „Irgendwie hast du nervötende, schlaue und verdammt sture Gryffindor es geschafft, dass ich mich in dich verliebt habe."

Ich atmete zitternd aus. Eigentlich hatte ich das besser ausdrücken wollen. Das Blut rauschte mir nur so in den Ohren. Konnte Granger vielleicht einmal reagieren außer mich mit riesigen, tränenerfüllten Augen anzustarren?

„Es steht dir frei darauf zu antworten, Granger. Wobei ich zugeben muss, dass eine Antwort doch sehr erfreulich wäre", versuchte ich es auf die Art das Schweigen zu brechen.

Da lachte sie. Irgendetwas musste ich falsch gemacht haben.

„Du musstest mich dabei einfach beleidigen, oder?", kopfschüttelnd trat sie noch ein Stückchen näher an mich heran und zupfte ein Blatt von meiner Schulter, das wohl von dem Baum über uns stammte, „An deiner Entschuldigung musst du allerdings noch arbeiten."

Ich zog nur eine Augenbraue hoch. Das konnte doch nicht alles sein?

Grinsend griff sie nach meiner - zu meinem Entsetzen - schwitzigen Hand. „Viel wichtiger ist natürlich, Prinz, Frettchen, such dir etwas aus, dass ich dir meine Gefühle nur allzu gerne zeige. Und ja, ich wäre gerne deine Freundin - auch wenn du das nicht laut gefragt hast."

Ehe ich es mich versah, hatte Granger mich an den Haaren gepackt und meine Lippen auf die ihren gezogen. Fragt mich nicht, wie lange wir in der Kälte standen und uns einfach küssten. Ich wusste nur eines: Damit wollte ich nie mehr aufhören.

~

Was haltet ihr von seiner Entschuldigung? 😄😜
Und wie meint ihr geht es mit den zwei weiter? 😊

Accidentally switching sides #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt