Reader X Seung-hoon (Winner)

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Ich sitze auf einer Bank und warte auf meinen Bus. Es ist spät am Nachmittag, da ich heute Nachmittagsunterricht hatte, sitze ich nun hier, mit Kopfhörern in meinen Ohren und in eine andere Welt abgetaucht. Es wird noch dauern, bis der Bus kommt, denn die kleinen nervigen Kinder aus den unteren Klassen sind noch nicht da. Ich atme ein Mal tief ein und dann wieder aus. Der Duft von Flieder steigt mir in die Nase. Ich liebe diesen Duft, der im Frühling die Luft erfüllt.
Ahh, jetzt kommt mein Lieblingspart bei dem Lied, das ich gerade höre. Der Refrain ist ein totaler Ohrwurm.
Plötzlich berührt etwas kurz meine Schulter - und jetzt schon wieder. Ich drehe mich um 50 Grad nach links und blicke einem Paar dunkelbrauner Augen entgegen. Für eine kurze Zeit verliere ich mich in ihnen.
"Entschuldigung" spricht mich der junge Mann mit einem leicht verwirrten Ausdruck an.
Da ich nicht so laut Musik höre, konnte ich ihn hören und nehme meine Kopfhörer aus meinen Ohren.
"Ja?"
"Kennst du dich mit den Bussen hier aus?"
"Einigermaßen ja" antworte ich.
"Weißt du vielleicht wie man in die nächste Stadt kommt?" Er zeigt während er spricht auf eine Karte.
"Ah ja, das ist die gleiche Buslinie, mit der ich fahre. Nummer 20. Der Bus hält dort auch. Er müsste in circa 10 Minuten da sein."
"Super, danke." Während er antwortet, lächelt er und sein Lächeln bringt mich halb zum schmelzen. Ich muss mich echt beherrschen. Ich beobachte ihn, wie er um die Bank rumgeht und sich neben mich setzt. Ich stecke mir einen Kopfhörer ins Ohr und höre weiter meine Musik. Es dauert nicht lang und da kann ich auch schon die ersten Kinderstimmen wahrnehmen. Ich atme ein mal tief durch und lehne mich zurück. Kinder können wirklich nervig sein. Kurzzeitig schiele ich rüber zum Mann. Seine Haare flattern leicht im Wind, jedoch sind sie zu kurz, dass sie ihm so um die Ohren wehen wie meine.
Endlich kommt der Bus und ich werde erlöst. Natürlich meine ich damit nicht den Jungen, sondern die kleinen Kinder. Dieser Lärm den sie ständig veranstalten und dann drängeln sie immer, wenn man in den Bus einsteigen will. Echt nervig.
Ich stehe auf und schultere meinen Rucksack. Bevor ich loslaufe schau ich noch mal zurück. Der Mann ist auch schon aufgestanden und wartet wohl, bis ich eingestiegen bin. 'Wenigstens einer der Manieren hat' denk ich mir noch. Die Kinder lassen einen nie vor, da muss man sich schon durchquetschen und sich seinen Sitzplatz hart erkämpfen.
Wenigstens heute bekomm ich einen Sitzplatz. Hin und wieder muss ich stehen, doch heute sind viele Plätze frei.

Ahhh endlich zu Hause. Dieses tolle Gefühl endlich seine Tasche auf den Boden zu schmeißen und sich mit etwas zu essen aufs Sofa zu setzen - einfach wunderbar.
Soweit muss ich heute kaum Hausaufgaben machen, deswegen kann ich erst mal ein paar Stunden entspannen. Ich schaue ein paar Folgen meiner Lieblingsserie und wasche dann meinen Teller ab. Weil es schon 19 Uhr ist, entschließe ich mich Hausaufgaben zu machen und danach in's Bett zu gehen.

* Drei Wochen später *

Heute ist der letzte Schultag vor den Ferien und ich bin eindeutig Ferienreif. Unser Klassenlehrer hält mal wieder seine Ansprache, wie immer vor Ferienbeginn und ich schiele eigentlich nur regelmäßig auf die Uhr, um zu sehen, wann denn endlich die Stunde vorbei ist. Meine Geduld hält sich wirklich in Grenzen. Meine beste Freundin namens Lia jedoch scheint das kein bisschen zu stören. Seelenruhig - man könnte denken, sie schläft gleich ein - schaut sie Löcher in die Luft und interessiert sich nicht wirklich dafür, was der Lehrer sagt.
"So nun dürft ihr eure Sachen zusammenpacken und gehen." Das braucht uns unser Lehrer nicht zwei mal sagen. Kaum hat er den Satz ausgesprochen, sind schon die ersten durch die Tür verschwunden.
"Komm wir gehen" ich sehe meine Freundin an, während ich mir meine Tasche schnappe und wir laufen Richtung Bushaltestelle.
Heute finden sich alle Klassenstufen auf einmal am Busplatz ein, das würde eigentlich eine komplette Überfüllung bedeuten, aber es gibt ja immer welche, die sich an solchen Tagen vom Mama-Service abholen lassen.
"Wollen wir in den Ferien mal was machen?"
"Ja gerne, wie wäre es, wenn wir in die Stadt fahren?" frage ich Lia.
"Oh ja. Ich brauche unbedingt neue Kleidung und danach können wir schön essen gehen" antwortet sie.

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