Kapitel 20: Rivalen

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》A passion that is dead and comparing myself with others has become every day for me《

Yoongi

Gemeinsam kämpften sich Soohee und Yoongi durch die Schülermasse in den Fluren der Schule, die wie ein undurchdringbares Hindernis vor ihnen lag. Heute war es weitaus schwieriger, sich einen Weg zu erkämpfen und noch immer konnte auch Soohee nicht glauben, dass sich Yoongi von heute auf morgen die Haare gefärbt hatte. Dennoch konnte sie nicht leugnen, dass ihr seine braunen und fast schwarzen Haare sehr gefielen. Was jedoch weitaus überraschender war, war das Verhalten ihrer Mitschüler: Keiner schenkte Yoongi auch nur den Hauch von Beachtung. Er schien beinahe in der Masse genauso unterzugehen, wie der Rest der Schülerschaft.

“Wir hätten warten sollen", brummte Yoongi genervt, als er und Soohee weggedrängt wurden und die Kleinere beinahe zu Boden gefallen wäre. “Mianhae”, entschuldigte sich die Brünette beim Dunkelhaarigen, der sie gestützt hatte, sie gleich daraufhin auch schon anlächelte.
“Ist nicht schlimm. Mir war deine Tollpatschigkeit spätestens ab dem Zeitpunkt bewusst, als du damals in meine Arme gestolpert bist.” Auch Soohee musste nun lachen und gab sich geschlagen.
“Nächstes Mal warten wir. Versprochen.” Binnen weniger Minuten hatten sie das schlimmste geschafft und steuerten nun mit weitaus mehr Freiheit um sich herum auf das Schultor zu.

“Wie geht es eigentlich deinen Wunden?”, erkundigte sich Soohee bei Yoongi, welcher ihr ein leichtes Lächeln schenkte.
“Mach dir nicht so große Sorgen. Ich bin es -traurigerweise- gewöhnt. Es sieht wirklich schlimmer aus, als es  ist”, versicherte er ihr, blieb jedoch abrupt stehen, als Soohee sich in seinen Weg gestellt hatte. Sein Herz fing unwillkürlich an, schneller zu schlagen, als er Soohee’s warme Finger plötzlich in seinem Gesicht spürte. Nachdenklich betrachtete sie seine Wunden und fing Yoongi’s Blick ab. Tief schauten sie einander in die Augen, als wären nur noch sie dort vor Ort, doch wandten sie ihre Blicke plötzlich und peinlich berührt von einander ab, als jemand Soohee's Namen rief.
“Soohee!” Überrascht wandte sich die Brünette ihrem besten Freund zu, welcher auf sie und Yoongi zu kam.
"Oh Seungjun? Was machst du denn hier?"
Die Überraschung und Verwirrung in Soohee’s Stimme und in ihrem Blick, veranlasste den größeren Jungen gleich zum Grinsen, als dieser seinen Blick von seinem Rivalen abgewandt hatte. Wieder einmal verursachte sein Lächeln, dass sich einige Mädchen zu ihm umdrehten.
"Ich wollte dich überraschen. Ich habe Karten fürs Kino bekommen. Für den Film, den du so gerne sehen wolltest."
"Omo!" Es war nicht so, als hätte Soohee Yoongi nicht beachtet, doch sah sich dieser die beiden nur schweigend an, statt etwas von sich zu geben. Hat sie etwa Gefühle für ihn? Auch wenn Yoongi sich diese Frage nicht stellen wollte, war sie ungewollt hochgekommen, als er sah, wie vertraut die beiden miteinander waren. Was denkst du eigentlich? Es ist doch vollkommen egal, ob sie Gefühle für ihn hat oder nicht. Oder hast du dich etwa in sie verknallt? Genervt verzog Yoongi seinen Mund und verfluchte seine innere Stimme mal wieder.

“Yoongi, das ist mein bester Freund Seungjun. Seungjun, das ist Yoongi", machte das Mädchen die beiden Jungen miteinander bekannt, die sich leicht voreinander verbeugten.
"Du bist also der, mit dem sie sich öfter trifft?" Skeptisch sah Yoongi den Riesen vor sich an, der ihn herablassend betrachtete.
"Ja”, antwortete Yoongi bloß und versuchte den Blick des Älteren nicht zu beachten. Er wusste, dass er sonst wütend werden würde und das wollte er verhindern, auch wenn er wirklich versucht war, ihm seinen herablassenden Blick aus dem Gesicht zu schlagen. Du benimmst dich wie ein eifersüchtiger Vollidiot.
“Und? Gehen wir ins Kino?”
"Macht es dir etwas aus, wenn ich heute mal passe und stattdessen mit Seungjun ins Kino gehe?"  Entschuldigend und schon beinahe flehend sah Soohee Yoongi an, der eigentlich eine klare Antwort im Kopf hatte, eine andere seine Lippen jedoch verließ.
"Nein, geh ruhig. Ich wollte sowieso noch woanders hin." Und so musste er mit ansehen, wie sich ein siegreicher Gesichtsausdruck in Seungjuns Gesicht gebildet hatte, der mit einem Mal seinen Arm um Soohees Schulter legte und sie einnehmend an sich drückte. Ihre Blicke trafen sich noch einmal und es war, als würden sie schweigend eine deutliche Konversation führen, die nur sie deutlich verstanden. Ich werde nicht gegen jemanden wie dich verlieren.
"Dann komm. Sonst verpassen wir die Vorstellung noch." Es war nicht einmal die Enttäuschung, die Yoongi plötzlich übermannte- es war die blanke Wut.

Soohee

"Der Film war so unglaublich gut!”, sprach die Brünette begeistert, nachdem sie und Seungjun das Kino verlassen hatten und sich auf dem Weg zu seinem Auto machten. Es dämmerte mittlerweile bereits und der Himmel war in orangene und rote Farben getränkt. Viele Menschen waren noch auf den Straßen unterwegs und der Gedanke an den bevorstehenden Verkehr, ließ Soohee erschaudern. Trotz der sechsspurigen Straße, gab es zu dieser Uhrzeit immer große Verkehrsbehinderungen. Es war, als würden alle in Daegu lebenden Menschen auf einmal nach Hause fahren.

“Irgendwie hatte ich allerdings mehr erwartet.” Verständnislos blickte Soohee zu ihrem besten Freund hinauf, der sich etwas von dem übriggebliebenen Popcorn in den Mund stopfte, gleich daraufhin auch schon ertappt zu Soohee sah. Sofort reichte er Soohee das Popcorn.
“Danke. Ich kann aber trotzdem nicht verstehen, wie du von diesem Film enttäuscht sein kannst. Du bist doch sicherlich nur deprimiert, weil deine Lieblingsschauspielerin gestorben ist”, neckte Soohee Seungjun, der sich geschlagen gab.
“Du weißt, dass ich den Film nur wegen ihr gucken wollte.” Grinsend nickte Soohee. Seungjun hatte einfach eine Schwäche für Jun Jihyun, was Soohee ihm ganz und gar nicht verübeln konnte. Auch ihrer meinung nach war sie eine der schönsten Schauspielerinnen Südkoreas. Als sie Seungjun’s Auto erreicht hatten, stieg Soohee auf der Beifahrerseite ein und griff gleich daraufhin nach dem Aux-Kabel,um ihr Handy mit dem Radio zu verbinden.

Möchtest du etwas bestimmtes hören?”
“Wie wäre es mit DEAN?”, schlug der Ältere vor, ehe er sich in den stockenden Verkehr einfädelte und sie schon gleich wieder standen.
“Weit sind wir ja nicht gerade gekommen”, stellte Soohee schnaubend fest und fand Zustimmung bei ihrem besten Freund, der plötzlich die Musik im Auto lauter drehte, als ‘Potion’ aus den Boxen erklang. Zusammen sangen die beiden mit Dean und vergaßen für einen Moment den Stau, in dem sie sich befanden. Nachdem Potion vorbei war, ertönte ein ruhiges Lied von Bevy Maco, weshalb Seungjun die Musik wieder leiser drehte und ein eher unangenehmes Gespräch anschnitt.

“Dieser Yoongi… Kennt ihr euch gut?”
“Ja, wieso?”
“Er sieht nicht gerade ungefährlich aus. Ich meine wegen der Wunden im Gesicht. Er ist doch nicht gefährlich, oder?” Mit einem Mal brach Soohee in schallendes Gelächter aus. Sie musste einfach daran denken, dass Yoongi weitaus ungefährlicher war, als Namjoon. Letztens erst hatte Namjoon wieder etwas kaputt gemacht, was Yoongi wieder einmal reparieren musste.
“Keine Sorge. Er sieht nur gefährlich aus”, versicherte Soohee ihrem Freund, der sich wenigstens ein bisschen entspannte.
“Wohin geht ihr eigentlich immer? Du schreibst mir nur, dass du dich mit ihm und einigen anderen Freunden triffst?.”
“Du darfst es aber niemandem sagen, verstanden?” Nachdem Seungjun eingewilligt hatte, fuhr Soohee fort.
“Kennst du die alte Fabrik am Rand der Stadt?” ‘
“Die, die in der Nähe des Parks steht?”
“Ja, genau die. Wir treffen uns dort immer. Du brauchst mich gar nicht so ansehen. Ich weiß, dass ich mich dort besser nicht aufhalten sollte. Es ist aber wirklich ungefährlich Seungjun. Außerdem sind dort so viele Jugendliche, dass selbst du es nicht glauben würdest”, erzählte die Brünette begeistert, sah jedoch nicht den Hauch von Wut in den Augen ihres besten Freundes aufblitzen.
“Also bringt er dich doch in Gefahr?”
“Aniyo. Er wollte mich sogar von der fern halten und rausschmeißen. Aber du kennst mich ja.” Soohee’s Schulter zuckten und sie warf sich noch etwas Popcorn in den Mund.

“Er mag dich anscheinend. Und wie sieht es mit dir aus?” Fest biss sie sich auf ihre Lippe, nachdem sie ihren Blick dem Seitenfenster zugewandt hatte. Sie wusste, dass er sonst die Wahrheit in ihrem Gesicht lesen können würde, doch hatte sie nicht daran gedacht, dass Schweigen oft mehr als tausend Worte sagte. Sie mochte Yoongi immerhin und das wollte sie nicht leugnen. Auf der anderen Seite wollte sie es Seungjun aber auch nicht sagen, weil er sonst viel zu viel in eine Sache reininterpretieren würde, die noch gar nicht wirklich klar war. Es war nicht das gleiche mögen, wie sie Seungjun mochte.  Das hatte sie deutlich bei Yunas Abschied gespürt. Seit dem schlug ihr Herz deutlich unregelmäßiger in Yoongis Umgebung und seit dem war sie wesentlich verlegener in seiner Umgebung. Doch von Liebe konnte sie mit Sicherheit noch nicht sprechen.

Lost // m.yg✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt