Kapitel 29: Verrat

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》Burn off my heart that is torn into pieces《

Soohee

Schweißperlen und Regentropfen suchten sich ihren Weg über das Gesicht des keuchenden Mädchens, prasselten nach und nach auf ihre verschwitzte und durchnässte Kleidung. Sie rannte, als würde ihr Leben davon abhängen. Sie, Namjoon und Hoseok hatten eine halbe Stunde darauf gewartet, dass Yoongi auftauchte, nachdem die Polizei abgerückt war. Niemand hatte ihn gesehen. Panik und Angst gingen einher und hatten dazu geführt, dass Soohee vom schlimmsten aus ging: Dass Yoongi verhaftet wurde. Es blieb nur eine Chance, ihn darauszuholen- sie musste ihren Vater um seine Hilfe bitten. Nur er hatte die Möglichkeiten, Yoongi aus diese Situation zu holen. Der nasse und kalte Regen peitschte ihr erbarmungslos gegen ihren kühlen Körper, dem jegliche Wärme mittlerweile entwichen war und dennoch kümmerte Soohee sich nicht um ihr eigenes Wohlergehen. Sie wusste, dass jede Sekunde und jede Minute zählte. Die Sorge in ihrem Herzen leitete sie bis zu ihrer Wohnung als würde sie schweben.

Keuchend und nach Luft schnappend hatte sie den Fahrstuhl erreicht, der seit einigen Wochen wieder in betrieb war und lehnte sich für einen Moment gegen die Wand. Ihre Lunge kratzte, ihr Hals schmerzte und die Kälte hatte ihre Knochen erreicht. Sie wusste, dass sie krank werden würde, doch dieses Opfer ging sie mit freuden ein, wenn es bedeutete, dass sie Yoongi retten konnte. Der Fahrstuhl kam zum stehen. Eilig lief Soohee die letzten Meter zu ihrer Wohnung und schloss mit zittrigen Händen die Tür auf.

“Appa! Ich brauche deine Hilfe!”, rief sie, als sie wie ein nasser Pudel den Wohnbereich betreten hatte. Es war still. Soohee erstarrte.
“Soohee", wimmerte Daeun aufgelöst, als sie ihre Tochter im Wohnzimmer stehend erblickt hatte. Tränen hatten Daeun’s Augen verlassen und ihre Augen rot anlaufen lassen. Ihre Haare waren ein einziges Desaster. Sie wirkte wie ein Häufchen Elend. Soohee’s Augen weiteten sich unwillkürlich, sie eilte sofort zu ihrer Mutter und nahm sie in ihre Arme. Selten sah man Daeun in einem solchen Zustand und wenn sie sich in diesem Zustand zeigte, war dies nie ein gutes Zeichen.
“Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich Leid”, flüsterte die Mutter ihrer Tochter zu und begann erneut zu weinen.

“W-was ist passiert", verlangte Soohee zu erfahren. Plötzlich schnellte das Bild ihres Vaters vor ihrem inneren Auge auf. Hatte er einen Unfall gehabt?
“Geht es Appa nicht gut?”, fragte Soohee schnell, stellte jedoch erleichtert fest, dass ihre Mutter ihren Kopf schüttelte. Erleichterung erfüllte Soohee für einen Moment, welcher jedoch nicht von kurzer Dauer war.
“Wo ist Appa?”, fragte sie schnell und sah sich im leeren Wohnbereich um. Daeun presste ihre Lippen aufeinander. Ihr war speiübel bei dem Gedanken, was ihr Ehemann getan hatte. Sie liebte ihn, doch nach dem Streit den sie mit ihm gehabt hatte, konnte nicht einmal sie ihrem Ehemann verzeihen, was er getan hatte.

“Er ist nicht hier. Seungjun war hier und hatte vollkommen ängstlich davon berichtet, dass du gemeinsam mit Yoongi in dieser alten Fabrik seist”, erklärte Daeun und wandte ihren Blick von ihrer Tochter ab. Soohee’s Herz blieb stehen. Sie ließ sich neben ihre Mutter auf die Couch fallen und sah ins leere. Soll das heißen…?
“Die Polizei ist in der Fabrik aufgetaucht, weil Seungjun mich verraten hat und Appa alle zusammengetrommelt hat, um alle zu schnappen", hauchte Soohee entgeistert und sah bestürtzt, wie ihre Mutter nickte. Das kann nicht sein. Das darf nicht sein. Er kann mich nicht verraten haben. Er kann es nicht getan haben. Seungjun würde so etwas nicht tun. Er würde nicht mein Glück- Soohee erstarrte, als sie realisierte, wohin ihre Gedanken führten.

“Soohee es tut mir leid. Ich habe versucht deinen Vater davon abzuhalten, aber Seungjun hatte ihn davon überzeugt, dass du in Gefahr seist und Yoongi dich dazu überredet hatte,mit in die Fabrik zu gehen. Ich habe deinen Vater noch nie so wütend erlebt. Er wollte einfach nicht auf mich hören.” Verzweifelt vergrub Daeun ihr Gesicht in ihrer Hand und schüttelte ihren Kopf. Die Wut kochte in Soohee mit einem Mal auf und sie spürte, wie die Wärme allmählich wieder in ihren Körper zurückkam. Zwei der drei Männer, denen sie am meisten vertraute, hatten sie verraten und dafür gesorgt, dass der einzige, der ihr Vertrauen nicht gebrochen hatte, womöglich verhaftet wurde. Abrupt sprang Soohee auf, Daeuns Vlick wanderte zu ihrer Tochter. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, begab sich Soohee zur Tür und griff nach ihrer Regenjacke. Ihr nutzen war zwar überflüssig, da sie schon durchnässt war, doch würde die Jacke sie wenigstens etwas schützen. Daeun sah, wie verspannt ihre Tochter plötzlich war und eine solche Wut, wie in Soohee’s Blick, hatte sie heute schon einmal bei Bireom gesehen. Sie machte keine Anstalten, ihre Tochter aufzuhalten. Soohee war die einzige, die ein Recht hatte, wirklich wütend zu sein.

Lost // m.yg✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt