Kapitel 24: Alte Bekannte

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》As I turn my head that way in front of you, who smiles brightly《

Soohee

Die Sonne strahlte hell am Himmel, als Soohee und Yoongi durch die Straßen Daegu’s gingen. Die peinliche Stille zwischen ihnen wirkte von mal zu mal seltsamer und erdrückender, sie hatten schließlich Ewigkeiten nicht mehr so lange beieinander geschwiegen. Beide waren sich nicht sicher, wie sie sich verhalten sollten- es war immerhin das erste Mal für sie, dass sie jemandem ihre Gefühle gestanden hatten und in einer Beziehung waren. Selbst nach der vergangenen Zeit waren sie noch etwas unbeholfen mit der neuen Situation und es dauerte immer eine Weile, bis einer von ihnen das Eis brach. Übel nehmen konnte man es ihnen nicht. Die erste Liebe barg immerhin immer etwas aufregendes und gleichzeitig peinliches. Gemeinsam waren sie auf dem Weg, sich etwas essen zu holen, fürchteten jedoch, dass es am nächsten Schnellimbiss voll sein würde. Die Straßen füllten sich zunehmend mit Menschen, die für den heutigen Tag fertig mit ihrer Arbeit waren und sich ebenfalls etwas nach Hause mitnehmen wollten. Gerade an solchen Tagen ärgerte es die Schüler, dass sie jeden Tag so lang in der Schule verbrachten, während Schüler in anderen Ländern schon längst ihre Freizeit nutzen konnten.

Plötzlich spürte Soohee, wie etwas warmes ihre Hand umschloss und warf ihren Blick hinauf zu Yoongi, während ihr Herz unregelmäßig vor Aufregung in ihrer Brust schlug. Yoongis Blick war zwar starr geradeaus gerichtet, doch stand ihm die Peinlichkeit ins Gesicht geschrieben. Es tat Soohee schon beinahe Leid, dass er immer derjenige war, der das Eis brechen musste, doch traute sie sich einfach nicht, den ersten Schritt zu machen. Es war, als würden ihre Gefühle und ihr Herz ihre sonst so kühne Natur unter einem Teppich der Scham vergraben.
"Sag nichts, ich warne dich", sprach Yoongi, nachdem er Soohee’s Blick auf sich gespürt hatte. Sanft lächelte sie ihren Freund an und nickte. Wieso sollte ich schon etwas sagen? Ich will doch schließlich nicht, dass du mich los lässt, dachte das Mädchen, verschwieg Yoongi ihre Gedanken jedoch. Wenig später hatten sie den Schnellimbiss erreicht und stellten erleichtert fest, dass dies Schlange vor diesem noch nicht allzu lang war. Der Streetfood-Stand war Soohee’s und Yoongi’s liebster Stand, da es für Soohee Japchae gab und für Yoongi Bulgogi.

“Dankeschön für das Essen!”, bedankte sich Soohee bei ihrem Freund, der noch immer sein Bulgogi verspeißte.
“Gern geschehen. Möchtest du?”, fragte er und hielt Soohee ein Stück Fleisch hin, welches sich wenig später in ihrem Mund befand. Sie verstand nur allzu gut, wieso er sich immer nur von diesem Stand sein Bulgogi holte.
“Und? Was machen wir heute noch?”, fragte Soohee und sah schon gleich daraufhin, wie sich ein teuflisches Lächeln in Yoongis Gesicht bildete.
“Da du mich letztes Mal durch den Apsan Park gejagt hast, wäre es nur gerecht, wenn du jetzt genauso leidest wie ich.” Sofort verzog Soohee ihren Mund. Bei ihrem letzten Date hatte sich Yoongi ihr zu Liebe dazu breitschlagen lassen, mit ihr den Apsan Park zu besuchen. Die Anfangs schöne Idee stellte sich jedoch als graue hafte Idee heraus. Zuerst hatten sie den Bus beinahe verpasst und hatten ihn nur noch bekommen, weil sie um ihr leben gerannt waren. Dann waren alle Sitzmöglichkeiten im Park besetzt gewesen und zu guter Letzt hatte es auch noch angefangen zu regnen. Yoongi hatte ihr an diesem Tag geschworen, dass er den Park nie wieder mit ihr betreten würde, foch hatte sein Lachen ihn verraten und Soohee gleichzeitig gezeigt, dass er den Tag trotz allem schön fand. Er war zwar streng genommen eine Katastrophe gewesen, doch war er immerhin eine lustige Katastrophe gewesen.

“Aber da du so ein toller Mensch bist, wirst du mich natürlich nicht so leiden lassen",neckte Soohee Yoongi, welcher gleich wieder lachen musste.
“Schleimen wird dich auch nicht retten.”
“Oppa, bitte hab Gnade", flehte Soohee und sah, wie Yoongi stockte. Es war allseits bekannt, dass koreanische Männer auf süße Mädchen standen, doch hatte Soohee nicht erwartet, dass es auch auf Yoongi zu traf. Vor allem, da er ja immer unberührt von solchem Verhalten schien, wenn Hoseok zum Beispiel Aegyo machte. Womöglich lag es jedoch daran, dass Hoseok einfach ein Mann war.
“Dann gehen wir Basketball spielen. Ich muss mich schließlich für damals noch revanchieren. Außerdem fühle ich mich dann nicht so schlecht, wenn ich dir keine Gnade zeige.” Grinsend willigte Soohee ein, sah dann an sich hinunter. In einem Rock Basketball zu spielen, wäre womöglich nicht die beste Idee.
“Ich fürchte, die musst heute schon meine Eltern kennen lernen", erklärte Soohee verunsichert und sah in das beinahe erschrockene Gesicht von Yoongi, welcher nickte, als er seinen Blick auf Soohee’s Rock warf.
“Früher oder später müsste ich sie ohnehin kennen lernen. Mach doch also nicht verrückter, als ich mich machen werde", beschwichtige Yoongi Soohee und versuchte möglichst ruhig zu bleiben, auch wenn ihm der Gedanke daran nur wenig behagte.

Yoongi

Yoongi’s Blick raste unwillkürlich vor Nervosität als er und Soohee den Fahrstuhl des Gebäudes betraten, in welchem sie lebte. Er hatte zwar immer vermutet, dass sie in einer wohlbehüteten Gegend lebte, dennoch machte ihn die Bestätigung seiner Vermutung nun noch nervöser.

Beruhig dich endlich. Wie schlimm kann es schon werden? Soohee wird nicht eine solche Art haben, wenn ihre Eltern nicht ansatzweise so wären wie sie. Außerdem kann Jiwoo schließlich bei ihre Beschreibung über das Treffen mit Namjoons Eltern übertrieben haben. Sie war immerhin nur die Schwester eines Freundes von Namjoon und nicht seine Freundin. Mütter sollen außerdem immer netter gegenüber den Freunden ihrer Töchter sein. Und Soohee wird ihren Vater doch sicherlich davon abhalten, dich umzubringen.

Tief atmete der Dunkelhaarige aus und fuhr sich durch sein Haar. Auch wenn seine innere Stimme womöglich recht hatte, hatte sie ihn nicht wirklich beruhigen können. Yoongi’s Blick schweifte zu Soohee, deren Wangen wieder leicht gerötet waren. Für einen kurzen Moment half es ihm, sich von seiner Nervosität abzulenken. Seitdem er sie geküsst hatte, nahm diese Röte in seiner Gegenwart nicht ab und blieb beinahe die ganze Zeit beständig. Zwar befürchtete er manchmal, dass sie vielleicht hyperventilieren würde, doch fand er ihre Verlegenheit in seiner Umgebung wirklich süß. Er fühlte sich umso mehr für ihren Schutz verantwortlich. In diesem geschlossenen Raum verspürte er plötzlich den Drang, Soohee zu küssen, doch hielt er an sich. Er wollte sie nicht in eine unangenehme Situation bringen, doch vor allem fürchtete er, dass ihn das Pech hinterher noch einholen würde. Er kannte sein Glück immerhin und fürchtete, dass Soohee’s Vater vor den Fahrstuhltüren warten würde und sie hinterher beim küssen ertappen würden. Dann könnte wahrscheinlich nicht einmal mehr Soohee ihn davon abhalten, dass ihr Vater ihn tötete.

Ein klarer Ton zeigte ihnen, dass sie die Etage erreicht hatten, in welcher sich Soohee’s Wohnung befand. Yoongi’s Nervosität stieg weiter an.
“Ist alles in Ordnung? Du kannst auch wieder runter fahren und unten warten", bot Soohee Yoongi besorgt an, der seinen Kopf schüttelte.
“Ich laufe nicht weg.” Zumindest nicht mehr…, vollendete Yoongi’s innere Stimme seinen Satz und verpasste ihm so einen fiesen Seitenhieb.

Noch einmal sah Soohee ihren stillen Freund an, öffnete jedoch dann die Tür zu der Wohnung. Yoongi war im ersten Moment überrascht, wie geräumig sie war, doch galt seine Aufmerksamkeit plötzlich einer Frau mit dunklem, hochgestecktem Haar, die lächelnd auf ihn und Soohee zu kam.
“Ihr seid früher da, als ich erwartet habe”, fing die Frau zu sprechen an und fuhr sich nervös durch ihr Haar.
“Ich bin Kim Daeun, Soohee’s Mutter”, stellte sich Daeun Yoongi vor welcher sich tief vor ihr verbeugte und sich ebenfalls vorstellte.
“Freut mich, dich endlich kennen zu lernen. Soohee hatte ein ziemliches Geheimnis um dich gemacht in den letzten Monaten”, berichtete die Mutter und warf ihrer Tochter einen vorwurfsvollen Blick zu, den diese jedoch einfach belächelte.
“Möchtet ihr etwas essen oder etwas trinken?”
“Ani. Wir haben gerade gegessen Eomma. Wir sind nur eben gekommen, weil ich mich umziehen muss.”
“Wir wollten Basketball spielen gehen", erklärte Yoongi schnell, nachdem er Daeuns verwirrten Blick gesehen hatte.
“Oh nein. Du willst wirklich gegen meine Tochter spielen? Ich bin immer froh, wenn ich es nicht muss", lachte die Frau und schaffte es, dass sich der Junge entspannte. Siehst du. So viel Wirbel um nichts.

“Yoongi spielt besser als Appa Eomma. Glaub mir, ich bin diejenige, die verlieren wird", versicherte Soohee ihrer Mutter, die erleichtert drein blickte. Wahrscheinlich fürchtete sie, dass Yoongi ihre Tochter gleich verlassen würde, wenn er sie spielen sah.
“Apropos. Bireom! Du bist unhöflich!”, rief Daeun zornig durch die Wohnung und Yoongi staunte nicht schlecht, als er denselben wütenden Blick in Daeun’s Gesicht sah, den er manchmal bei Soohee erblickte. Sie glich ihrer Mutter wirklich sehr. Yoongi wandte seinen Blick noch einmal Soohee zu, die ihm einen mitfühlenden Blick zuwarf. Jetzt kommt wohl der Grund, wieso Jiwoo mir geraten hatte, eine kugelsichere Weste mitzunehmen, dachte Yoongi, als er plötzlich eine Tür aufgehen sah. Er erstarrte. Es war nicht, weil der Mann, der ihm nun gegenüber stand, sehr muskulös war. Es war nicht einmal deshalb, weil er Soohee’s Vater war. Nein, es war, weil er das Gesicht dieses Mannes kannte, der seinen Augen ebenso wenig glauben konnte wie Yoongi. Nam Bireom war der Mann, der Yoongi und seinen Vater bereits viele Male verhaftet hatte, nachdem sie Zuhause handgreiflich gestritten hatten.

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3K. Wow. Einfach nur wow. Ich habe niemals damit gerechnet, dass euch diese Gesichte so gefallen würde- vor allem, weil sie noch nicht einmal beendet ist. Ihr ehrt mich wirklich. Vielen, vielen Dank!
Mina♡

Lost // m.yg✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt