Du und ich - hier und jetzt - für immer
Viel Spaß beim Lesen ! :)
Als ich die Augen aufschlage , nehme ich zuerst das Geräusch von durch die Luft zischenden Messern wahr. Ich erhebe mich von dem Fußboden und sehe mich um. Ich befinde mich in der großen Trainingshalle der Ferox. Hier habe ich gelernt mit einem Messer umzugehen, denke ich und ein Lächeln breitet sich in meinem Gesicht aus, direkt danach trifft mich ein Stich im Herzen. Hier habe ich mich für Al vor die Ziele gestellt. Tobias. Obwohl ich in mir genügend Angst besaß, weiß ich jedoch, dass ich eine Erleichterung verspürte, als sich herausstellte, dass er derjenige sein würde, der die Messer wirft.
Es wundert mich nun auch nicht , dass Tobias sich im Raum befindet und die Messer wirft. Jedes einzelne in die Mitte der Zielscheibe, ich hatte nichts anderes erwartet. Ich hatte auch erwartet ihn hier zu begegnen auch weil ich der Überzeugung bin, dass dies nicht der wahre Tobias ist.
Schon früher habe ich immer erhofft, nach dem Tod würde uns eine Traumwelt erwarten. Eine Welt, die ausschließlich aus unserer Vorstellung und unseren Wünschen und Träumen besteht.
Da der Traum-Tobias mich bis jetzt ignoriert hat, beschließe ich, ihn einfach weiter zu beobachten. Seine Armbewegungen, die Zielsicherheit in seinen Augen. Diese Entschlossenheit habe ich schon immer geliebt. Wie ein wahrer Ferox kommt es ihn gar nicht in den Sinn, dass er das Ziel nicht treffen könnte. Als er zu meiner Überraschung doch nur die äußere Linien der Zielscheibe trifft, fange ich an zu schmunzeln. "Da bin ich von dir aber besseres gewohnt", rufe ich ihm zu. Wie vom Schlag getroffen dreht er sich nun um. Sein erschrockener Blick trifft mich so plötzlich, dass ich selber einen Schritt zurückweiche. Als könnte er nicht glauben, was er sieht, geht er nun auf mich zu und streckt eine Hand nach meiner Wange aus, um diese zu berühren. Seine Berührung schießt wie Feuer durch meinen Körper und schießt mir die Tränen in die Augen. Es führt mir die Verluste vor Augen, die ich aufgab, um anstatt meines Bruders zu sterben.
"Tris..", flüstert Tobias nun und ich kann auch in seinen Augen Tränen erkennen. Nun bin ich ein wenig verwirrt. Mein Traum-Tobias wäre nicht so erschrocken. Er hätte schon auf mich gewartet- schließlich bestand er aus meiner Fantasy ! - aber dieser hingegen...
"Bist du es wirklich ?", spricht er meine Gedanken aus. Ist es der wahre Tobias ? Aber das kann nicht sein ! Tobias lebt ! Mein Tod kann doch nicht länger als fünf Minuten her sein !
"Ich bin echt", rufe ich nun verärgert und zeige auf ihn, "aber du, du bist es nicht ! Du bist nur da, weil ich das so will, okay ? Also benimm dich auch so wie ich es will und verwirr mich nicht länger!"Ich verschränke beleidigt meine Arme vor der Brust. Daraufhin muss er lachen und plötzlich empfinde ich keinen einzigen Zweifel mehr, dass es sich hier- warum auch immer- um den richtigen Tobias handelt. "Du bist es also wirklich", stößt er hervor und sein Lachen verwandelt sich in ein Schluchzen. Ich hatte Tobias nie weinen hören. In meiner Vorstellung weint Tobias - der mutige Four - einfach nicht. Doch dieser tut es und es quält mich ihm dabei zuzusehen. Wir sind zusammen- er und ich -so wie es immer war, alles ist doch wieder gut. Aber wieso weint er dann ? Es ist doch nicht einmal einen Tag her , dass wir uns zum letzten Mal gesehen haben !
Unbeholfen frage ich: "wieso weinst du denn ? Du weißt doch gar nicht dass ich tot bin". Da er nun doch irgendwie ein Lächeln zustande bringt, gehe ich davon aus, das ich etwas richtiges gesagt habe und in seinen Augen erblicke ich nun eine gewisse Erkennung. Dieser Ausdruck trat immer in seine Augen, wenn er eine Idee hatte. "Wie lange glaubst du ist dein Tod her ?", fragt er mich. Ich zucke die Schultern. "Keine Ahnung. Fünf Minuten oder so.. Genau genommen dürftest du gar nichts von meinem Tod wissen !" Ungläubig faltet Tobias die Hände hinter seinem Nacken "Fünf Minuten", murmelt er ungläubig bevor er sich wieder an mich wendet. "Willst du wissen, wie lange dein Tod meiner Erinnerung nach her ist ?", er wartet nicht auf meine Antwort und führt ungerührt fort ,"Zehn Jahre". "Was?!", stoße ich hervor, "das ist unmöglich!"Ich möchte ihn nun eigentlich weiterfragen, wie er denn gestorben sei und wie das alles überhaupt wahr sein kann, doch dann wird mir klar, dass mich das ganz e gar nicht interessiert und überbrücke den Abstand zwischen uns und werfe mich in seine Arme. Als unsere Lippen sich treffen, kann ich gar nicht anders als ihm zu glauben. So wie jetzt hat er mich noch nie geküsst- noch nie trafen so viel Leidenschaft und Sehnsucht in dem Kuss aufeinander. Als der Kuss vorbei ist sagt er:"und jetzt versprich mir, dass du mich nie wieder verlassen wirst. "Ich nicke atemlos, "ja, ich verspreche es" und küsse ihn wieder. "Ich liebe dich", stößt er zwischen zwei weiteren Küssen hervor. "Ich liebe dich auch" ,erwidere ich, als wäre es das offensichtlichste der Welt und lege meine Lippen wieder auf seine.
Einen Moment lang spiele ich mit dem Gedanke ihn doch noch genauer über seinen und meinen Tod, Christina und den Rest unserer Freunde auszufragen doch mir wird nun klar, dass das Leben zuvor nicht mehr wichtig ist- das hier und jetzt zählt- nichts bis auf das hier und jetzt.
Meinungen ? :)