14. Juni 2313, Santa Barbara/California

46 1 0
                                    

Mein Herz hämmert in meiner Brust, während ich die Mission Canyon Road entlang renne. Salziger, heißer Schweiß rinnt mir den Körper hinunter und ich befürchte, dass die Hitze, mein Puls und mein schwindend geringer Wasserhaushalt mich umbringen werden, doch ich hetze weiter. Immer einen Fuß vor den anderen. Ich werfe einen hastigen Blick zur Seite und kann für den Bruchteil einer Sekunde Bee schräg hinter mir spurten sehen. Er starrt stur geradeaus und lässt sich nicht von dem Lärmen hinter uns aus der Ruhe bringen. Ich schaue wieder nach vorn und lege noch einmal an Tempo zu. Als ich um eine Kurve sause, merke ich, dass das ein Fehler war. Meine Atmung gerät ins Hoplern und Seitenstiche machen sich unaufhaltsam breit. Doch ich darf nicht langsamer werden.

Weit hinter mir fällt ein Schuss und unwillkürlich zucke ich zusammen. Bee muss es gesehen haben, denn er holt mit wenigen Schritten zu mir auf, packt mich am Handgelenk und zieht mich von der Straße hinunter zwischen die angrenzenden Bäume. Obwohl der Boden hier sehr viel unebener ist und Wurzeln und Ranken wie Stolperfallen daraus hervor lugen, behält er das Tempo bei und zerrt mich halb hinter und halb neben sich her. Wir erreichen die Tunnel Road, bleiben allerdings daneben zwischen den Bäumen, statt uns erneut auf der offenen Straße zu bewegen. Ich weiß, dass es nicht mehr weit ist, doch ich bin unsicher, ob wir unsere Verfolger bereits abgehängt haben. Gerade als ich einen Blick über die Schulter wagen will, zieht Bee mich mit seinen kräftigen Armen in ein dichtes Gebüsch und bedeutet mir mit einem Blick aus seinen grünbraunen Augen, still zu sein. Ich gehorche und lausche. Abgesehen von dem leisen Rascheln des Windes in den Zweigen der Bäume über uns kann ich nichts hören. Der Lärm ist verstummt, unsere Verfolger zurückgelassen. Ich schaue Bee an und er erwidert meinen Blick. Das Pochen meines Herzens wird allmählich langsamer, stetiger und meine Atmung normalisiert sich. Doch gleichzeitig verschwindet das Adrenalin und lässt mich entkräftet und mit weichen Beinen zurück.

Bee nickt, lässt mein Handgelenk los und stolpert aus dem Gebüsch heraus. Ich folge ihm, noch immer paranoid, dass jeden Moment doch noch einer von ihnen auftauchen könnte. Den Rest des Weges legen wir in einem ruhigen Trab zurück, hin und wieder zurückblickend, um uns zu vergewissern, dass die Luft rein ist.

NonentityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt