The Mentalist ~ Oneshots & Short Storys

Der See

Der gestrige Tag verlief ohne große Zwischenfälle. Nur der Schnee hatte am Abend wieder angefangen vom Himmel zu fallen und die Abreise dadurch weiter verschoben. Keiner wusste, wann es soweit sein würde, doch Lisbon hoffte jeden Tag, dass es nicht mehr lange dauern würde.

Sie und Jane hatten gerade gefrühstückt und die Küche wieder aufgeräumt, da platzte Jane mit seiner Idee heraus.

"Lisbon, kommen Sie heute mit mir raus? Ich habe gestern etwas entdeckt und würde es Ihnen gerne zeigen."

Eigentlich hatte Teresa keine Lust, aber sie wollte diese Hütte auch einmal verlassen und zumindest einmal wieder an die frische Luft kommen.

"Also gut Jane, aber keine Spielchen", ermahnte sie ihn.

Janes Gesicht zierte ein breites Grinsen und er versicherte ihr, dass er keine Spielchen treiben würde.

"Wann wollen Sie denn los, Jane?", fragte Lisbon dann noch.
"Nach dem Mittagessen", antwortete dieser knapp und ging ins Wohnzimmer, um sich an den Kamin zu setzen.

Bis zum Mittag war es still in der Hütte, Lisbon las und Jane dachte nach.
Sie aßen schweigend zu Mittag und machten sich dann auf den Weg nach draußen.

Jane führte Lisbon zu dem See von gestern und sah sie dann erwartungsvoll an.
"Jane, was wollten Sie mir denn nun zeigen?", fragte sie mit einem leichten Zittern in ihrer Stimme.

Jane zeigte auf den See und grinste schon wieder.
"Jane? Was haben Sie vor?" Langsam wurde Lisbon misstrauisch, denn als sie den See erblickte, hatte sie schon so eine Ahnung.

"Schlittschuh fahren", sagte er grinsend. "Naja, zumindest so ähnlich, Schlittschuhe haben wir ja keine hier", meinte er dann.
Teresa schüttelte nur den Kopf: "Nein, Jane, dass ist eine dumme Idee."
"Ach kommen Sie schon, was soll denn schon passieren? Haben Sie ein bisschen Spaß", meinte Jane nur, wissend, dass diese Antwort können würde.

Lisbon zögerte, doch sie wusste, dass ihr Berater recht hatte. Sie sollte die Zeit nutzen, anstatt sich jeden Tag über die Situation zu ärgern.

"Na gut, aber nur kurz", knickte der Senior Agent dann ein. Patrick grinste nur und zog sie vorsichtig mit zu der Eisfläche. Dann ließ er sie los und betrat vorsichtig den spiegelglatten See.

Sofort nachdem Jane ihre Hand losgelassen hatte, kam Lisbon auch schon ins straucheln. Sie konnte keine Schlittschuh laufen, wollte dies gegenüber Jane aber nicht zugeben. Dieser kam allerdings direkt wieder zu ihr und sah sie mit einem sorgenvollen, aber auch belustigten Blick an. "Kann ich Ihnen helfen Lisbon?", fragte der Berater sogleich grinsend und hielt seiner Chefin die Hand hin. Aber Lisbon wäre nicht Lisbon, wenn sie dies so einfach annehmen würde.

"Nein danke Jane, ich schaff das alleine." Und da war sie wieder, die selbstsichere und stolze Teresa Lisbon. Jane schüttelte nur den Kopf über sie und schlitterte dann grinsend mit den Worten "Na wenn Sie meinen" davon. 

Kurz darauf bereute Lisbon ihre Entscheidung wieder, denn als sie versuchte, Jane zu folgen machte sie nach wenigen wackeligen Schritten Bekanntschaft mit der eisigen Oberfläche des Sees. Wieder kam Jane zu ihr zurück und hielt ihr wortlos seine Hand hin. Lisbon sah ein, dass es keinen Sinn hatte, weiter abzulehnen. Sie wollte ein wenig Spaß haben, aber alleine würde sie sich nicht auf den Beinen halten können. Also griff sie zögerlich nach Janes Hand, welcher sie auch gleich wieder auf die Beine zog.

"Festhalten Lisbon" sagte Jane noch und dann rutschte er auch schon los. Es widerstrebte Lisbon zwar noch immer, dass sie auf seine Hilfe angewiesen war, doch war sie auch froh, dass sie nun etwas sicherer unterwegs war. Richtig wohl fühlte sie sich dennoch nicht auf dem Eis. 

Jane und Lisbon drehten ein paar Runden bis sie ein leises Knacksen wahrnahmen. "Jane! Wir müssen runter vom Eis, ich habe keine Lust einzubrechen", rief Lisbon ihrem Berater zu. "Ach Lisbon, keine Sorge. Uns passiert schon nichts", meinte Jane nur. Um es zu beweisen fing er an, auf der eisigen Oberfläche herum zu springen. Wieder ertönte ein leises Knacksen.

"Jane, wenn Sie mich nicht sofort von dieser Todesfalle herunterbringen, dann werden Sie das noch bitter bereuen!" Jane lachte immer noch, er liebte es seine Chefin zu ärgern. Allerdings merkte er auch ihren panischen Blick, als er sie genauer betrachtete und beschloss, dass es nun genug war. Vorsichtig brachte er sich und Lisbon runter vom See und dies auch keine Sekunde zu früh. Als sich Jane noch einmal zum See hin wandte sah er, dass dieser mittlerweile deutliche Risse bekommen hatte.

Lisbon atmete derweil tief ein und aus und war froh, endlich wieder auf festem und weniger rutschigem Boden zu stehen. Sie warf Jane über die Schulter noch einen bösen Blick zu und wand sich dann zum gehen um. Auch wenn sie heute ein wenig Spaß hatte, mit Jane auf dem Eis, so hasste sie seine Unbesonnenheit gerade umso mehr. 

"Jane kommen Sie?", rief Lisbon ihren Berater, als sie merkte, dass er nicht folgte. Jane nahm seinen Blick von der Eisfläche und schloss schnell zu Lisbon auf. Schweigend liefen sie zurück zur Hütte.