Prolog

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Es war kalt. Sehr kalt. Der Wind weht um die Ecken und wirbelte vereinzelte Blätter auf.
Sachter Nieselregen überdeckte leisere Geräusche. Kaum jemand befand sich noch im Freien. Niemand ohne guten Grund.

Es war ein junger Morgen, die in Dunkelheit getauchte Stadt befand sich noch im Schlaf.
Nur ein kleiner Punkt in dem Meer aus Dächern leuchtete hell, hob sich von dem restlichem, tristen dunkelgrau ab.
Das Rot schien das einzige zu sein, das sich bewegte. Das feurige, gierige, immer mehr in sich verzerrende Rot.
Die hoch auflodernden Flammen spiegelten sich in den Fenstern der unversehrten, gegenüberliegenden Häuser.

Keine Schreie, kein rettendes Wasser.
Niemand versuchte das Feuer zu löschen, das sich immer schneller ausbreitete und dabei die anderen Häuser auf wundersame Weise kaum berührte.
Ein leises Wimmern, sacht und voller Angst, große, dunkelbraune Augen, die in die Flammen starrten.
Ein Mann, der darauf zulief. Er wankte und von seiner Schläfe lief ein dünnes Rinnsal Blut.
Als er ankam, beugte sich herunter und strich über die Wange des Kindes. Sein Flüstern war rau und er musste sich beherrschen, um wegen des eingeatmeten Rauchs nicht zu Husten.
"Ich bin bei dir. Papa ist ja da. Ich bin hier." Er hustete und beugte sich weiter vor, um es vor dem Qualm zu schützen. "Es wird wieder gut. Ich-"
Er hustete wieder, diesmal noch heftiger. Mit einer Hand musste er sich an der Wand abstützen, mit der anderen hielt er es umklammert.
"-bleibe bei dir. Papa ist immer für... dich..."
Er brach zusammen, bedeckte es in der Verzweifelten Hoffnung es mit seinem Körper schützen zu können.
Das Wimmern wurde lauter und zwei kleine Händchen tasteten nach dem Gesicht des Vaters.
"P.. ap- Pa-p?" Keine Antwort. Nur das Knarren des Holzes und das gierige lecken der Flammen an Kleidung.

HandsomeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt