1~Staubtrocken

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Eigentlich wäre es nur ein friedlicher Julitag gewesen, wie jeder andere, hätte die Sonne sich nicht spontan dazu entschieden, ihre erbarmungslos heißen Strahlen mit voller Wucht auf den ohnehin schon staubtrockenen Marktplatz prallen zu lassen, sodass man schon beinahe meinen konnte, den im Licht glitzernden Asphalt dampfen zu sehen.

Jeder halbwegs normale Mensch hatte sich bei diesen unerträglichen Temperaturen in ein Schwimmbad, ein Eiscafé oder zumindest die eigenen, einigermaßen gekühlten, vier Wände zurückgezogen und versuchte so, die Hitze möglichst unbeschadet zu überstehen und gegebenenfalls sogar zu genießen.

Nicht aber Min Yoongi.

Er, der eigentlich nicht gerade die Art von Mensch war, die sich gern außerhalb ihres vertrauten Heimes bewegte, stand doch tatsächlich auf diesem überhitzten Marktplatz und malte mit seinem linken, von einem weißen Sneaker bekleideten Fuß Muster in den Staub.

Nicht etwa, dass Yoongi plötzlich komplett durchgedreht war- Nun, würde man seine jüngere Schwester Linya fragen, würde sie dies sicherlich anders sehen, aber das gehörte zu einer guten Geschwisterbeziehung nunmal dazu.- und entgegen seines Wesens begann, mitten im hochsommerlichsten Hochsommer plötzlich seine Liebe für wüstenhafte Innenstädte zu entdecken, sondern vielmehr verbrachte er die Zeit, die er eigentlich viel lieber in seinem abgedunkelten Zimmer und mit Stift und Papier bewaffnet verbracht hätte, deshalb zwischen den reizlosen, alten Gemäuern, weil er mal ein wenig Aufopferungsfähigkeit zeigen musste.

So zumindest hatten es Jimin und Hoseok, die wohl einzigen Personen, die die Ehre hatten, von Yoongi wahrhaftig als 'Freunde' betitelt zu werden, formuliert, als sie versuchten, ihn von der in ihrer Sicht grandiosen Idee eines Besuches des neuen und bereits überall hochgelobten Friseursalons an eben diesem Marktplatz zu überreden.

Um zu verstehen, weshalb Yoongi sich nun vor, statt in dem strahlend weißen und überhaupt nur so von Neuheit glänzenden Gebäude befand, wäre vielleicht noch erwähnenswert, dass dieses gespickt von großflächigen Fenstern war, die die glühende Hitze der Sonnenstrahlen, die auf sie trafen nicht gerade minderten. 

Um genau zu sein, glich das Geschäft, das aufgrund seiner noch nicht allzu langen Betriebszeit über keinerlei Klimaanlagen verfügte, eher dem Inneren eines Vulkanes als einem Friseursalon und Yoongi musste seinen Freunden ernsthafte Bewunderung aussprechen, dass sie es überhaupt länger als drei Minuten darin aushielten.

Allmählich jedoch begann der Schwarzhaarige, anzuzweifeln, ob seine Entscheidung, außerhalb auf den Verbleib der beiden zu warten, ihm wirklich ehrliche Vorteile brachte, oder ob er sich nicht eher von der Unerträglichkeit der Situation heraus hatte leiten lassen, ohne die vermeintlichen Umstände beider Möglichkeiten zu überdenken.

Denn auch, wenn er fern der Räumlichkeiten zumindest etwas in der Art frischer Luft erhielt und die Temperatur durch keinerlei Glasscheiben gesteigert wurde, wäre ihm einer der hölzernen Stühle mit dem frisch duftenden, weißen Stoffbezug, wie sie in der Warteecke des Salons zu finden waren, gerade mehr als nur recht gekommen, da seine Beine, die solch überflüssiges Herumstehen nicht gewohnt waren, langsam kraftlos zu werden drohten.

Beinahe schon hätte Yoongi sich seinem Schicksal ergeben und wäre zurück in die stickigen, aber eben Sitzmöglichkeiten enthaltenden Innenräume geschlurft, hätte nicht dieser eine, braunhaarige Junge, der soeben den hell beschienenen Platz betrat, seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Rein vom Äußerlichen her, wäre er vermutlich weder Yoongi noch sonst irgendjemandem besonders auffällig erschienen, doch an diesem brennend heißen Tag war er schlichtweg die einzige Menschenseele, die sich- mit Ausnahme von Yoongi- auf jenem staubtrockenen Platz aufhielt.

Außerdem wirkte seine Handlung, seine allgemeinen Bewegungen nicht unbedingt so, als wäre er einfach nur ein herumirrender Tourist, der die Hitze unterschätzt hatte.

Die Hände zu Fäusten geballt, stand er da, auf einen unbestimmten Punkt Richtung Mitte des Ortes starrend, während die zitternden Lippen andächtig ein Wort zu formen schienen.

Yoongi meinte sogar, ein wisperndes 'Nein' aus seiner Richtung zu vernehmen, verwarf diesen Gedanken aber sogleich, da es selbst für ihn einfach zu absurd wirkte, auf diese Entfernung ein- wohlgemerkt gemurmeltes- Wort verstehen zu können.

Nichtsdestotrotz konnte und wollte Yoongi den Blick einfach nicht von dem Erscheinungsbild des Fremden lösen, obgleich er selbst nicht verstand, weshalb dieses ihn so fesselte.

Nicht einmal, als hinter ihm das schrille Klingeln ertönte, welches verhieß, dass jemand die Tür des Salons durchquert hatte und so mit größter Wahrscheinlichkeit die Rückkehr seiner Freunde verkündete, vermochte er sich loszureißen.

Erst, als eine kleine Hand, nämlich die des, ohnehin nicht von gerade übertriebener Körpergröße, Jüngsten der drei hier ansässigen Freunde, Platz auf Yoongis Schulter fand, um ihn auf ihre Rückkehr aufmerksam zu machen- obgleich er sich dessen innerlich eigentlich bereits bewusst war- musste der Schwarzhaarige seine Aufmerksamkeit wohl oder übel Jimin und Hoseok schenken.

Und er staunte nicht schlecht, als er sich den, ihm eigentlich allzu gut bekannten Gesichtern zuwandte, die, begleitet von den ungewohnten, neuen Haarfarben, plötzlich so viel fremder wirkten.

Während Hoseoks leuchtend rote Haarpracht seine lebensfrohe und auffällige Art betonten, unterstrichen die pastellrosafarbenen Haare Jimins sein sanftmütiges und unschuldiges Gemüt.

"So schlecht sehen wir doch jetzt auch wieder nicht aus, oder?"

Hoseok stellte diese Frage auf eine Art, an der man zweifellos festmachen konnte, dass sie sich auf humoristischer Ebene bewegte, obgleich das für seine Freunde ohnehin von vornherein klar war und sprach damit den schockierten Gesichtausdruck Yoongis an, mit welchem er die beiden musterte.

Doch Yoongi wäre nicht Yoongi gewesen, hätte er seinen Freunden ein so offensichtliches Kompliment gemacht, weshalb er nur äußerst trocken und ohne jegliche Regung seiner Gesichtsmuskeln "Einbildung ist auch eine Bildung." erwiderte.

Der Dritte im Bunde kicherte nur leise vor sich hin, genauso zart wie die Luftbrise, die gnädigerweise durch seine rosafarbenen Haare strich und verdeckte dabei sein halbes Gesicht mit seiner winzigen Hand.

Jimin war nie unbedingt gar laut oder mitten im Geschehen gewesen, ganz anders als Hoseok.

Und er würde es auch niemals über das Herz bringen, dass auch nur eine annähernde Beleidigung seine vollen Lippen verließ, nicht so wie Yoongi.

Doch trotz dessen, dass sie unterschiedlicher nicht sein könnten, verband sie ein inniges Vertrauen und das schon seit Kindheitstagen.

Allerdings gab es auch nicht gerade selten Momente, in denen Hoseok und Jimin das Verhalten ihres Hyungs in keinster Weise nachvollziehen konnten.

So auch jetzt, als dieser fluchend feststellen musste, dass der fremde Junge wie vom Erdboden verschluckt war.

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Heyyy,

da ich heute produktiv bin, gibt es hier auch noch ein Update.  つ´Д')つ

Ich hoffe, diese Story artet nicht allzu sehr in Verschwörungstheorien aus, versprechen kann ich jedoch nichts.

Man liest sich!

Lost my way~TaegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt