Kapitel 4: Das Ende des Krieges

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Die Toten Männer standen wortlos vor dem Tempel der Totenbeschwörer. Ihnen fielen keine Worte zu dem ein, was gerade geschehen war. Sie konnten nicht anders, als den verschlossenen Eingang anzustarren. In den meisten Gesichtern stand der Schock. In ihren Gedanken drehte sich alles.

Sie hatten versagt. Serpine war entkommen.

Ein halbes Jahr lang hatten die Toten Männer Serpine durch halb Nordamerika gejagt und gerade, als sie ihn in South Dakota stellen konnten, hatte sich gezeigt, dass er einen Deal mit den Totenbeschwörern hatte. Er war in ihren Tempel spaziert, als gehöre er zu ihnen und ausgerechnet Solomon Kranz hatte den Toten Männern den Zutritt verwehrt. Serpine würde sich eine Weile im Tempel verstecken und ihn dann durch einen der vielen geheimen Tunnel verlassen.

Nach ihm waren auch die Totenbeschwörer wieder im Tempel verschwunden.

„Was ist da gerade passiert?", fragte Saracen in die Stille.

„Wir haben verloren...", murmelte Grässlich fassungslos.

„Ich habe mir unsere Niederlage ehrlich gesagt anders vorgestellt", sagte Ravel, „Mit viel Geschrei, Feuerbällen und Unmengen an Munition. Aber das hier? Das ist wirklich demütigend."

Stummes Nicken ging durch die Runde.

Dexter und Hopeless sahen ihre Kameraden an. Ihre Blicke blieben auf Skulduggery liegen. Man sah ihm keine Emotion an, aber alle wussten, dass ein Sturm in ihm tobte.

Shudder schluckte schwer, als er den ersten Schritt auf die Pferde zumachte, die hinter der Gruppe standen. Mit vorsichtigen Schritten folgten die anderen ihm. Alle, außer Skulduggery.

Unschlüssig sahen sie ihn an, bis Saracen seinen Hut zurechtrückte und in den Sattel stieg.

„Komm jetzt, es hat keinen Sinn weiter hier herumzustehen."

Seufzend folgte Ravel seinem Beispiel: „Skulduggery, du auch. Du kannst nicht einfach hier-"

Er verstummte, als das Skelett sich ruckartig zu ihm umdrehte. Die leeren Augenhöhlen zeigten genau in seine Richtung und er wich dem „Blick" bereist nach einem kurzen Moment aus.

Nach kurzem Zögern sagte er noch: „Wir sollten den Ältesten sagen, was passiert ist."

Die anderen Toten Männer zogen sich nun auch in die Sättel.

„Wenn wir schnell genug nach Irland zurückkommen haben wir vielleicht noch eine Chance, die Ältesten zu überzeugen, Serpine von der Amnestie auszuschließen", fand Grässlich, „Komm mit, Skulduggery."

Er wollte seinen Freund und Kameraden nicht einfach mitten im Nirgendwo zurücklassen, denn er hatte die Sorge, dass das Skelett seine zuvor ausgesprochene Drohung wahr machen würde. Da Skulduggery weder Schlaf, noch Nahrung oder Wasser brauchte, war es ihm durchaus möglich Tag und Nacht den Eingang zum Tempel zu belagern. Sinn lag in diesem Vorhaben jedoch nicht. Serpine konnte jeden der geheimen Auswege nehmen – was er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch tat – und Skulduggery hätte lediglich Zeit verschwendet. Vermutlich wusste er das selbst am besten, doch Wut macht bekanntermaßen blind. Genauso wie Frust, Hass und Rachegelüste, aber es half alles nichts.

Wieder waren alle Blicke ihn gerichtet. So lange, bis er langsam zu seinem Pferd ging und in den Sattel stieg. Das war der Moment, in dem Ravel an den Zügeln zog und seine Stute antrieb. Mit Shudder an seiner Seite und den anderen hinter sich, begaben sich die Toten Männer auf den Heimweg.

„Nehmen wir den gleichen Weg zurück?", fragte Vex.

„Durch das Dorf?", wollte Shudder wissen.

"Was wäre wenn..." Teil 1: DamalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt