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~POV Ardy~

"Sobald das Nachsitzen vorbei ist komme ich zu euch.", sagte ich zu Luna und Julian nach der Stunde. "Grüß Herrn Tjarks von uns." Ich schaute Luna stirnrunzelnd an. "Was?" "Warum soll ich einen Lehrer von dir grüßen?" "Ach komm schon. Herr Tjarks ist schnuckelig." "Okay, wie du meinst.", sagte ich und verabschiedete mich mit einer Umarmung von Luna und Julian. Da die beiden die letzte Stunde schwänzten hatte ich jetzt noch eine Stunde Erdkunde. Na ganz toll. Ich tippte etwas auf meinem Handy herum statt aufzupassen. "Ardy, Handy her.", sagte unser Lehrer. Es war das erste Mal, dass ich hoch schaute seit der Unterricht angefangen hatte und bemerkte erst jetzt, dass er direkt vor mir stand. "Warum?" "Handys sind im Unterricht nicht erlaubt. Gib es her du kannst es dir nach der Stunde abholen." "Pfff, nö." "Gib es oder du gehst zur Schulleitung!" "Und dann?" "Ardy.", sagte er mahnend. "Jaaaa?", fragte ich viel zu nett. "Okay, das reicht. Los, du gehst zur Schulleitung." Ich nickte und lief los, natürlich ließ ich mein Handy bei mir. Die Tür der Schulleitung stand offen, weswegen ich einfach ohne zu klopfen reinspazierte. "Was gibt's?", fragte sie. "Ich soll zu Ihnen kommen, weil ich mein Handy nicht abgegeben habe." Sie seufzte. "Du weißt doch, dass man es im Unterricht nicht benutzen darf." "Ja und sie wissen, dass es mir scheiß egal ist." "Ardian achte auf deine Wortwahl." "Ardy.", sagte ich aggressiv, aber dennoch in einer angemessenen Lautstärke. "Du gibst dein Handy jetzt bei mir ab und dann gehst du wieder in den Unterricht." "Und wenn ich es nicht mache? Wollen Sie meinen Vater anrufen und ihm sagen, dass ich mich nicht benehme? Sie wissen genauso gut wie ich, dass er mir mehr glauben wird als Ihnen." "Ich lasse mich nicht von dir bestechen." "Doch, das tun Sie." Mit einem dreckigen Grinsen auf dem Gesicht ging ich wieder aus dem Raum. Auf dem Flur traf ich auf Herrn Tjarks. "Was machst du denn hier? Hast du keinen Unterricht?" "Wurde zur Direktorin geschickt, weil ich am Handy war. Aber das ist mir egal, denn ich werde sowieso keinen Ärger bekommen und kann nicht von der Schule geworfen werden. Das Geld von meinem Vater wird gebraucht." Bevor er noch etwas sagen konnte ging ich zurück in den Unterricht. "Hat sich alles geklärt?" "Natürlich.", sagte ich ironisch.

(...)

Ich habe mich noch mit Mila unterhalten und ihr erzählt, dass Leute versucht haben Bastian rauszuholen. Dadurch, dass wir beide in dem Gespräch vertieft waren, bemerkte ich zunächst gar nicht, dass ich zu spät zum Nachsitzen kam. Ich schlenderte gemütlich in den Raum und riss die Tür ohne zu Klopfen auf. "Schön, dass du auch da bist.", sagte Herr Tjarks. Ganz toll, jetzt hatte ich auch noch beim dem Nachsitzen. Ich setzte mich hinten in eine Ecke. Außer mir waren noch vier andere Leute hier. Ich kannte keinen von denen, doch sie waren alle jünger als ich. "Ardy, du kannst die Zeit nutzen und deine Hausaufgaben erledigen." "Hab keine auf." "Doch du hast welche in Mathe auf." "Die macht der Streber aus der Klasse für mich. Hab ihn gezwungen." "Du machst sie selber, sonst werde ich sie als nicht erledigt eintragen." "Machen Sie doch was Sie wollen. Mir völlig egal. Mein Freitag ist sowieso versaut. Ich habe besseres zu tun als hier zu sitzen." "Das hast du dir doch selbst zuzuschreiben." Es entstand eine kurze Stille in der ich einfach nur rumsaß und die anderen Jungen piesackte in dem ich sie mit kleinen Papierkugeln abwarf, was Herr Tjarks gar nicht bemerkte. "Ich hab mal ne Frage.", unterbrach ich die Stille und Herr Tjarks schaute zu mir auf. "Warum sind Sie eigentlich Lehrer geworden? Ich meine, es muss doch scheiße sein die ganze Zeit irgendwelchen Kindern was zu erklären, die sowieso nicht hören wollen." "Es sind nicht alle so stur wie du. Irgendwann dringst du zu ihnen durch und dann macht es sogar Spaß ihnen alles beizubringen." "Also zu mir sind Sie noch nicht durchgedrungen." "Das werde ich auch noch." "Denken Sie? Glaube ich nicht. Wenn es nach mir gehen würde, dann würde ich überhaupt nicht mehr zur Schule gehen, aber das würde mein Vater nicht gut finden." "Was willst du denn tun, wenn du kein gutes Zeugnis hast?" "Ich hab da schon ne Stelle die mir sicher ist." Und damit meinte ich natürlich die Gang. Wir verdienten mit den Drogen wirklich gut Geld und sobald ich mit der Schule durch war, werde ich mit Luciel die Gang leiten, das hatte er bereits gesagt. Das Geld von den Drogen bekam nur er, doch dann würde auch ich meinen Anteil bekommen. "Ardy du wirst es nicht weit bringen mit deiner Einstellung." "Das werden Sie schon sehen." "Und was wollen die anderen mal werden?", fragte Herr Tjarks an die anderen gewandt. "Metallbauer.", antwortete ein Junge. "Das ist ja voll schwul.", lachte ein anderer, vielleicht sechste Klasse. "Hey, du kleiner Hosenscheißer.", sagte ich an ihn. "Lerne das Wort schwul erstmal zu buchstabieren. Sehe ich wie ein Metallbauer aus? Du wirst doch selbst später Schwänze lutschen. Aber komm nicht bei mir an, ich stehe nämlich auf richtige Schwänze und nicht auf so kleine Dinger wie deinen." "Ardy.", sagte Herr Tjarks streng. "Hör auf damit. Dein Liebesleben will keiner so ausführlich hören." "Sie würden das Angebot bestimmt auch annehmen." "Du kannst gleich nochmal zwei Stunden länger bleiben, wenn du jetzt nicht aufhörst." Okay, eigentlich hätte ich jetzt gerne noch einen drauf gesetzt, doch die Gang wartete auf mich und ich konnte nicht noch zwei Stunden länger fehlen. Auch, wenn ich nichts dagegen hätte mit ihm eine Nummer zu schieben. Er war zwar ein Lehrer und deswegen könnte es auch echt ekelhaft sein, aber wenn er mir dadurch meine Note verbessert. Warum eigentlich nicht?

Nur ein Lehrer?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt