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~POV Ardy~

"Ardy, ich-" "Schön, dass wir uns da einig sind.", unterbrach ich Frau Harms und verschwand aus ihrem Raum. "Alles in Ordnung?", fragte Taddl mich, welcher gerade aus dem Lehrerzimmer kam. "Alles gut. Ich hatte nur ein paar Dinge mit Frau Harms zu klären, aber die haben sich erledigt." Gemeinsam liefen wir zum Klassenraum und wurden von ein paar Seiten schräg angeguckt. Kien Wunder, dass Taddl und ich zusammen waren, sprach sich schneller rum als ich dachte. 

(...)

Der Schultag verlief ziemlich reibungslos. Ich war froh, dass all meine Strafen aufgehoben waren und ich weder in der Pause bei Lehrerzimmer sitzen musste, noch nachsitzen musste. Aber meine gute Laune blieb nicht lange von Dauer, als ich den Namen meines Vaters auf meinem Display sah.

Dad: Wir müssen reden. Würdest du zu mir kommen?
Ardy: Natürlich, ich habe an einem Freitag ja nichts besseres zu tun.

Taddl musste noch länger arbeiten, weswegen ich ihm schrieb, dass ich zu meinem Vater gehe, weil er irgendwas von mir wollte. Ich hatte schon so eine Vorahnung worum es ging. Er wollte garantiert mit mir darüber reden, ob ich wirklich schwul bin. Und was werde ich ihm sagen? Die Wahrheit. Wenn er mich wirklich liebte und das bezweifle ich, dann würde er es akzeptieren. Vermutlich wird er mich anbrüllen, rausschmeißen und den Kontakt mit mir abbrechen, aber das war mir egal. Nach einer Stunde Autofahrt kam ich bei ihm zu Hause an. Er lebte wirklich in einem riesigen Haus. Eher eine Villa. Mit vier Autos. Und ich bekam eine kleine Bruchbude. Okay, eigentlich war ich ganz zufrieden damit und wollte auch nichts größeres, aber es geht ums Prinzip. Ich lief durch die Hintertür rein und schon kam Silkes kleine nervige Töle mir entgegen. Es war ein schwarz, brauner Chihuahua. Der passte wirklich gut zu ihr. Das Bild einer verwöhnten, reichen Hure war perfekt. Und diese Fußhupe war genauso verwöhnt. Ich ignorierte das Viech einfach und lief in die Küche in welcher nur Silke saß. "Komm her Sweety.", sagte sie und nahm den Hund auf den Arm. "Soll ich ihm mal Bosco vorstellen? Der würde sie lieben. Zum Mittag." Silke schüttelte nur mit dem Kopf. "Dein Vater ist gleich wieder da. Er musste noch etwas aus seinem Büro holen. Solange muss ich mich wohl mit dir rumschlagen." "Weißt du was? Wenn du mich so hasst dann verpiss dich doch einfach und suche dir deinen nächsten reichen Mann. Würde mein Vater nicht so reich sein, dann wärst du schon längst wieder weg." "Das stimmt überhaupt nicht. Wir lieben uns." "Achja? Wenn mein Vater dich wirklich liebt musst du ja verdammt gut im Bett sein." "Nur, weil du niemals eine nackte Frau sehen wirst?" "Ich sehe mir lieber nackte Männer an." Silke wollte gerade etwas erwidern, als mein Vater rein kam. "Hallo Ardy.", begrüßte er mich und ich dachte, dass seine Stimme ein wenig kalt klang. "Also, was gibt es?" "Luciel hat mich angerufen und-" "Und dir erzählt, dass ich auf Männer stehe?" "Stimmt das?" "Voll und ganz." Mein Vater schüttelte nur den Kopf. "Das kann doch nicht wahr sein..." "Ist es aber." "Ardy, sowas ist ekelhaft!" Ich wusste, dass das kommen wird. "Warum gibt es wohl zwei Geschlechter?" "Jetzt komm mir nicht mit so einer Leier. Es ändert überhaupt nichts an meiner Persönlichkeit oder meinem Charakter. Ich fange nicht plötzlich an mich zu Schminken, hab keine Handtasche, gehe immer noch nicht gerne shoppen und vor allem starre ich nicht jedem Typen hinter her. Ich bin immer noch ich." "Ich kann einfach nicht glauben, dass mein Sohn so ist! Eine Schwuchtel!" Ich lachte nur kurz. "Mir egal was du denkst! Weißt du was? Ich scheiße auf dich! Ich brauche dich nicht! Ich habe meine Freunde und das ist meine wahre Familie! Jahrelang habe ich dir nur verschwiegen, dass ich schwul bin, dabei weiß ich das schon lange." "Ich kann dir so nicht in die Augen sehen." "Tja, schade. Ich musste dir nämlich jahrelang in die Augen sehen und habe es überstanden. Ihr beide habt doch Schuld, dass Mom tot ist!" "Sie ist nicht tot und das weißt du! Sie hat dich im Stich gelassen." "Weil du sie im Stich gelassen hast! Ich habe sie wieder gesehen! Sie war ein Junkie! Wegen dir!" "Ich kann doch nichts dafür, dass sie so eine Versagerin geworden ist!" Das reichte mir. Ich stand auf und schubste dabei eine teure Vase um, welche kaputt ging. Das hatten sie mehr als verdient. "Wegen dir ist sie abgerutscht! Sie hat mich gesucht und wollte mich sehen! Aber du wolltest das nicht!" "Weil sie dir nicht gut tut!" "Ach nein? Sie hat dich nicht betrogen und ist abgehauen! Das warst du! Mom ist in meinen Armen gestorben! Du bist so ein Wichser! Ich hasse dich! Ich brauche dich nicht!" Ohne auf eine Antwort zu warten stieg ich wieder ins Auto und fuhr nach Hause. Ich versuchte die Tränen welche mir kamen weg zu wischen, damit meine Sicht auf die Straße nicht verschwamm. Ich wollte jetzt nur zu Taddl. In seinen Armen liegen und ihm alles erzählen. Doch als ich plötzlich Luciel auf der Auffahrt stehen sah wusste ich, dass das nichts wird.

Nur ein Lehrer?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt