4.Kapitel

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~Laubpfote~

Gerade lobt mich Kräuterschweif, für meine gute Arbeit. Dabei habe ich nur ein paar Kräuter sortiert und Blaupfote Mohnsamen zur Beruhigung gebracht. Ich glaube sie wünscht sich nichts sehnlicher als einen Schüler...
Will sie mich überreden ihr Schüler zu werden? Das würde ich niemals tun! Es ist meine Bestimmung ein Krieger zu werden!
In Gedanken versunken denke ich an den Vorfall mit Flammenflut und Blaupfote. Ich weiß von Kräuterschweif, dass sie fremde Katzen auf unserer Seite des Flusses entdeckt haben. Flammenflut wollte sie bekämpfen, aber Blaupfote konnte sie noch gerade rechtzeitig davon abhalten. Denn die Beiden waren der Katzengruppe zahlenmäßig unterlegen.

„Laubpfote was machst du denn da? Du bringst Alles durcheinander. Konzentrier dich bitte.", mischt sich die Heilerin in meine Gedanken ein.
Ich sehe zu ihr hoch und schüttle den Kopf: „Tschuldigung. Ich bin keine gute Heilerkatze. Ich gehe lieber, ich habe gehört Herbstpfote will mit mir reden."
Kräuterschweif seufzt leise, aber bringt es dann doch noch zu einem freundlichen, lieben Lächeln.
„Ist schon ok. Dann lass Herbstpfote besser nicht zu lange warten.", meint sie noch zu mir und widmet sich dann wieder ihrer Arbeit.
Hat sie da gerade mit ihrer Stimme irgendwas angedeutet oder bilde ich mir das nur ein? Ach egal, hat bestimmt nichts zu bedeuten. Heiler reden doch sowieso immer wirres Zeug.

Ich nicke Kräuterschweif noch kurz zu und sehe auf der Lichtung schon Herbstpfote auf mich warten.
Sie lächelt mir schüchtern zu und leckt sich noch schnell über ihr Brustfell. Ich trabe strahlend zu meiner besten Freundin und begrüße sie Nase an Nase.
„Schön dich zu sehen, Herbstpfote! Wie geht es dir?", frage ich und schnurre dabei. Daraufhin schaut Herbstpfote verlegen auf ihre Pfoten und scheint etwas verkrampft zu sein. „Ehm hallo Laubpfote. Mir geht es gut, ich wollte dir nur etwas sagen...", sagt sie leise und fühlt sich sichtlich unwohl in ihrem Fell.
Dann sag es mir doch einfach?
Ich zeige keine wirkliche Reaktion und schaue sie auffordernd an.
Daraufhin wurde sie noch nervöser und begann zu stottern:
„Ich w-weiß echt nicht, w-wie ich es dir s-sagen soll, a-aber ich hab dich echt gern..."
Ist das jetzt ihr Ernst? Wir sind Freunde natürlich hat sie mich gern!

„Herbstpfote ich hab dich auch gern, schließlich sind wir beste Freunde.", sage ich ihr und schaue sie etwas fragend an.
Ich hasse solche öden Gespräche...
Meine Stimmung zeige ich ihr mit meiner Körperhaltung und ich weiche ihren Blicken aus, so gut es geht. Herbstpfotes Augen sind plötzlich glasig und sie versucht erneut ihr Glück: „So meinte ich das nicht... ich - "
Hey guck mal da sind meine Schwester und meine Mutter! Was hat Grünblatt da im Maul?", ich schenke dieser komischen Konversation keine Aufmerksamkeit mehr und laufe zu meiner Familie.
Dass ich Herbstpfote gerade zutiefst verletzt habe merke ich nicht.
Stattdessen wird mir von meiner Mutter erzählt, wie sie das kleine Kätzchen gefunden haben.
Die Arme. Sie hat keine Eltern mehr. Ich habe wenigstens noch meine Mutter...

Ich bringe Lexa jetzt zu Rabenstern. Traubenpfote sieh bitte nochmal nach deiner Schwester. Und Laubpfote du kannst dich einer Jagdpatrouille anschließen, ich und deine Schwester sind nicht mehr dazu gekommen zu Jagen.", sind die klaren Anweisungen meiner Mutter.
Ich werde dann mal Funkensprung aufsuchen und sie fragen, ob sie mich auf eine Jagdpatrouille mitnimmt.

Ich schlage die Richtung zum Kriegerbau ein und bemerke schon nach dem ersten Schritt wie hungrig ich bin. Der Duft einer kleinen, frischen Maus zieht mich förmlich an und ich gönne es mir mal, vor dem Jagen zu speisen.
Dafür werde ich mich heute noch mehr anstrengen! Außerdem kann man mit leerem Magen bestimmt nicht Jagen.
Gut gelaunt und voller Elan laufe ich zu meiner Mentorin. Dabei bemerke ich die Vierer-Gruppe von Herbstpfote, Blaupfote, Traubenpfote und Gelbpfote.
Schön, dass sie wieder auf den Beinen ist.

Ich sehe genauer hin und versuche zu erfahren, was die vier machen. Blaupfote leckt ihrer Schwester über das Ohr und redet leise mit ihr. Herbstpfote schaut deprimiert und traurig auf den Boden. Traubenpfote schaut mich mit einem Pokerface an und Gelbpfote... in ihren Augen lodert Wut. Und diese Wut spüre ich so fest in meinem Pelz, dass es Unbehagen in mir ausbreitet und ich renne schnell weiter.
Bestimmt nur irgendwelche Kätzinnenprobleme, die uns Kater nichts angehen... hoffentlich.

„Ah, hallo Laubpfote. Gut, dass ich dich hier treffe. Du kommst mit zur Abendpatrouille.", miaut mir Funkensprung zu, die gerade aus dem Kriegerbau schlüpft.
Abendpatrouille? Aber ich wollte doch Jagen gehen! Ach, das macht bestimmt jemand anderes an meiner Stelle. Ich will lieber Streuner vertreiben!
Ich zucke freudig mit den Ohren und trabe neben meiner Mentorin her, zum Lagerausgang.
Milchbart und Weißflanke warten schon auf uns und als wir uns ihnen angeschlossen haben, laufen wir in Richtung Osten.
Beim Baumstamm angekommen fallen uns auch schon direkt die fremden Gerüche auf. Funkensprung und ich sollen die Grenze neu markieren und Milchbart sieht sich mit Weißflanke nach den Streunern um.

Meine Mentorin ist schon etliche Katzenlängen von mir entfernt und ich höre ein Rascheln in meiner Nähe. In meinem Augenwinkel blitzt ein weißer Pelz auf und langsam schleichend versuche ich herauszufinden, wer mich da beobachtet. Plötzlich werde ich am Nackenfell gepackt und in einen Busch gezogen.
Was zum?! Hey lass mich los!
„Tschuldigung, ich wollte nicht so grob sein. Bitte verzeih mir. Uns darf nur keiner sehen. Mein Name ist Schnee. Bitte verrate mich nicht", flüstert eine sanfte Stimme leise in mein Ohr. Von ihrer Schönheit betäubt weiß ich erstmal nicht was ich sagen soll und schaue sie verdutzt an. Schließlich schüttle ich den Kopf und antworte ihr: „Ich verrate dich nicht. Bist du von der Streunerbande?"
Sie schüttelt unschuldig den Kopf und schaut mir tief in die Augen.
„Nein, ich gehöre nicht zu diesen räudigen Fuchsherzen. Ich würde es garnicht aushalten im toten Wald zu leben.", ihre reinen und klaren Worte verzaubern mich völlig und ich kann mich nicht von ihrem hypnotisierenden Blick losreißen.
So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen...

Als mir langsam wieder meine Pflichten einfallen frage ich sie: „Was weißt du über die Streunerbande?"
Ihre Augen weiten sich und sie scheint zu überlegen.
„Viel weiß ich nicht, nur, dass sie keine Gefahr sind. Sie sind alle abgemagert und können sich kaum ernähren. Es wird euch ein leichtes sein sie zu besiegen, wenn ihr wollt. Übrigens hast du mir noch garnicht deinen Namen verraten.", schnurrend streift sie um mich herum und schmiegt sich in mein Fell. Ich will ihr gerade antworten, da höre ich Funkensprung rufen: „Laubpfote! Laubpfote wo bist du? Wir wollen weiter!" Ich seufze kurz entschuldigend und springe dann aus dem Gestrüpp zu meiner Mentorin. Ganz leise und nur für mich bestimmt flüstert Schnee mir noch zu, dass wir uns sehen werden. Dann schließen wir uns den anderen zwei Kriegern an, die berichten, dass sie keine neuen Spuren entdeckt haben und wir beenden unsere Abendptrouille.
Sie hatte Recht, die Streuner sind keine Gefahr für den Schattenclan.

Im Lager angekommen laufe ich an Allen vorbei und gehe so schnell es geht in den Schülerbau. Dort lege ich mich in mein weiches Moosbett und gleite sofort in einen tiefen Schlaf. Der weiße Pelz von Schnee verfolgt mich immernoch und ich habe ein leichtes Grinsen auf den Lippen.

Verschwundene Spuren | Warrior Cats FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt