9.Kapitel

91 11 16
                                    

~Gelbpfote~

Ein weitentferntes, aber dennoch lautes, Hundegekläff lässt mich aus dem Schlaf hochschrecken. Meine Sinne werden sofort geschärft und nach wenigen Herzschlägen bin ich hell wach.
Beim großen Sternenclan, wie ich diese fuchsherzigen Bestien doch hasse!

„Laubpfote? Traubenpfote? Habt ihr das gehört?", frage ich unsicher und meine leise Stimme dringt durch den Schülerbau.
„Sehe ich so aus, als wäre ich taub?!", die bissige Antwort meiner Schwester bekomme ich direkt ins Gesicht geklatscht.
Sie will auch immer ALLES falsch verstehen...!

„Eine Patrouille wurde gerade losgeschickt. Sie werden sicherstellen, dass der Hund keine Gefahr darstellt. Aber ich denke, dass das sowieso nicht nötig gewesen wäre.", Laubpfote steht gähnend im Schülerbaueingang und blickt auf die Lichtung.
„Du hast wahrscheinlich Recht.
Die Hunde aus dem Zweibeinerort sind noch nie in unseren Wald eingedrungen und so schnell wird sich das auch nicht ändern.", zuversichtlich lecke ich mir das leicht gesträubte Fell glatt und verlasse mit meinen Wurfgefährten den Bau.

Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich wie Kräuterschweif in den Anführerbau läuft und ihr Gesichtsausduck sieht mehr wie beunruhigt aus.
Ist jemand krank?
Ich hoffe nicht...

„Hey, Gelbpfote! Ich soll dir von meinem Bruder ausrichten, dass er mit dir sprechen will. Du darfst aber niemandem erzählen was er dir sagen wird!", ruft Wolkenpfote mir vom Ende der Lichtung aus zu und eilt zu mir.
Ich bin zuerst etwas verwundert: „Worum geht es denn?", frage ich meinen Baugefährten. Er zuckt nur mit den Schultern. „Das geht mich nichts an, hat er gesagt."
Jetz bin ich noch verwirrter und beschließe, ihm direkt einen Besuch abzustatten.

Auf dem Weg zum Heilerbau stolpere ich fast über Abendjunges. Sie jagt einem Ahornblatt nach und bemerkt mich garnicht. Belustigt schnurre ich und bin froh darüber, dass meine Mutter das kleine Kätzchen mit in den Schattenclan genommen hat. Als ich die erste Pfote in den Heilerbau setze, umringt mich schon der Geruch von frischen Kräutern und wie ich kläglich bemerken musste, drang auch der säuerliche Geruch von Mäusegalle in meine feinfühlige Nase hinein. „Wie kann man nur so einen ekelhaften Gestank aushalten?", murmel ich vor mich hin und rümpfe die Nase.

„Tut mir Leid, ich musste gerade Olivenblüte und Rocco von Zecken befreien und der Gestank ist immernoch nicht ganz weg.", miaut Pilzpfote und taucht in der hintersten Ecke des Baus auf.
„Schön dich zu sehen.", fügt er noch hinzu.

„Gleichfalls. Sag mal warum hast du mich überhaupt hergebeten?", neugierig mustere ich das Gesicht meines Freundes, um vielleicht irgendetwas erahnen zu können.
Pilzpfote scharrt mit den Pfoten in der Erde. Er scheint ziemlich unentschlossen zu sein: „Ich darf es dir eigentlich nicht sagen.
Es geht dich auch irgendwie nichts an, aber ich muss einfach mit jemandem ,außer mit Kräuterschweif, darüber reden. Ich hatte einen Traum."

Fieberhaft versuche ich zu überlegen, wie ich jetzt am Besten reagieren soll.
Vielleicht sollte ich Angst haben? Schließlich kann er etwas Schreckliches geträumt haben!
Oder ich sollte mich freuen, weil er eventuell die ewigen Jagdgründe gesehen hat?

„Du hattest einen Traum? Und Kräuterschweif? Hatte sie den gleichen Traum?", antworte ich mit großen Augen. „Das ist es ja.
Sie hat es nicht geträumt, ich habe ihr eben davon erzählt.
Warum schickt der Sternenclan mir einen Traum, aber nicht ihr?", spricht er seine Bedenken aus und ich versuche einen logischen Grund zu finden, warum unsere Heilerin nicht den gleichen Traum hatte.

„Ich verstehe es auch nicht, der Sternenclan muss doch wissen, dass du so ein Plappermaul bist und solche wichtigen Dinge sofort weiter erzählst.", sage ich mit einem belustigten Unterton und grinse ihn an. Pilzpfote rollte empört mit den Augen und sagte spitz: „Ich habe dir doch garnicht erzählt, was ich im Traum gesehen habe!"

„Dann wird es langsam mal Zeit!", ich stupse ihn spielerisch an der Schulter an und warte gespannt darauf, dass er es mir erzählt.
An seinem Blick erkenne ich, dass er überlegt, ob ich es ernst meine oder nicht. Schließlich habe ich ihn ja gerade dafür kritisiert, dass er immer alles weitererzählt.

„Also gut-", beginnt Pilzpfote und atmet einmal tief durch. Um sich besser erinnern zu können kneift er die Augen zu und konzentriert sich. „In meinem Traum befand ich mich auf einer Lichtung. Es war Nacht und der Mond war als Sichel am Himmel zusehen. Unter meinen Pfoten knirschte der Schnee und ein kalter Wind ließ das karge Laub aufwirbeln, welches auf dem Boden lag. Der Boden bestand aus trockener Erde und war teilweise gefroren. Die Bäume dort standen nicht so dicht, wie in unserem Mischwald, nebeneinander und ihre Äste waren blattlos. Es war der Tote Wald.", Pilzpfote erschauert und eine Welle des Zitterns durchdringt seinen Körper.

„War es so schlimm? Ich meine der Tote Wald ist ein toter Wald und kein verfluchter Ort, in dem schlimme Dinge passieren.", ich war noch nie dort und kann seine nagende Angst nicht nachvollziehen, aber in meiner Stimme schwingt trotzdem Mitgefühl mit.
„Es war einfach nur gruselig.", antwortet er daraufhin und leckt sich das Fell wieder glatt.

Dann fährt er fort: „Kommen wir zum Punkt. Ich habe mich dort etwas umgesehen und plötzlich stand eine Katze vor mir. Genauer gesagt war es ein Kater. Er war ziemlich groß und hatte dunkelbraunes Fell. Das Eindrucksvollste an ihm waren seine mysteriös funkelnden, bernsteinfarbenen Augen.
Er schien allerdings schon etwas älter zu sein, auch wenn man es ihm nicht gleich ansah.
Mir kam die Stille zwischen uns komisch vor und ich fragte ihn ein dutzend Sachen. Doch er blinzelte mich nur an und wartete darauf, bis ich aufhörte Fragen zu schnellen. Und dann sagte er es."

Meine Ohren zucken angespannt und ich höre ihm gebannt zu.
Wer dieser Kater wohl war?
„Wer war er? Und was sagte er?", frage ich Pilzpfote aufgeregt.
Die folgenden Worte spricht er laut und deutlich aus und vorallem dramatisch.
Ihr seid gegangen, ein neues Leben zu leben,
doch nicht ohne Groll wurde euch das Land gegeben.
Ein Racheschwur und Wut im Herzen,
verbreiten Töchter der Erde
Leid und Schmerzen.",
seine Stirn legt sich in Falten und er sieht mich durchdringend an.
Wow.

„Klingt nach einer Prophezeiung...
Kräuterschweif redet deswegen mit Rabenstern, oder? Wer war denn jetzt dieser Kater von dem du erzählt hast?", meine Neugier ist nicht zu überhören.
Pilzpfote zuckt mit den Schultern und wirft mir einen ich-weiß-auch-nicht-mehr-als-du-Blick zu. Dann antwortet er:

„Ich schätze der Kater war Tannengold; der ehemalige Mentor von Kräuterschweif.
Sie hat mir mal von ihm erzählt. Was Rabenstern jetzt machen wird weiß ich nicht und außerdem hat Tannengold noch etwas zu mir gesagt.
Seine ungefähren Worte waren:
Du musst die Dunkelheit erreichen um Licht in den Schatten zu bringen."

Wenn ich noch mehr Informationen von ihm bekomme, platzt gleich mein Kopf. Ich meine es ernst. Aber bevor ich mich vor Ratlosigkeit auflöse kommt mir eine wichtige Erkenntnis:

„Ich kenne den Zusammemhang zwar nicht, aber ich habe vor einiger Zeit auch mal einen Traum gehabt. Nichts besonderes- da war nur dieser Kater. Nicht der aus deinem Traum, meiner hatte pechschwarzes Fell. Ich glaube ich sollte mal mit meinen Geschwistern reden. Vielleicht hatten sie ähnliche Träume...?" Meine Augen leuchten und ich sehe Pilzpfote triumphierend an.

Aber warum sollte die Prophezeiung etwas mit meinem Traum zutun haben? Ich bin doch nur eine ganz normale Schülerin des Schattenclans, genauso wie Blaupfote und Herbstpfote.

Verschwundene Spuren | Warrior Cats FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt