06; eifersucht

398 30 15
                                    

t e s s a

Es war wirklich schwer vorstellbar, aber nachdem Ellie, Ardy und ich die kleine Eisdiele betreten hatten, die er ausgesucht hatte, schien die miese Laune des Jungen langsam aber sicher ein bisschen zu verblassen. Wir hatten uns einen runden Tisch ausgesucht und uns jeweils einen Eisbecher ausgesucht und bestellt, saßen dann einfach nur so nebeneinander und unterhielten uns zu dritt, sprachen zur Abwechslung mal ganz normal und respektvoll miteinander.

Ich hatte mich eigentlich schon auf bissige Kommentare und blöde Anfeindungen von Ardys Seite vorbereitet, aber stattdessen schien er sich Ellie zu Liebe tatsächlich ein kleines bisschen zusammenzureißen. Er ignorierte mich nicht und brachte mich immer wieder in ihr Gespräch ein, bot mir zu meiner großen Überraschung dann sogar noch an, mein Eis zu bezahlen, verhielt sich zum allerersten Mal wie ein Mensch, den ich allen Ernstes sympathisch finden konnte.

Er war wie ausgewechselt.

Und es gefiel mir.

"Ich kann nicht glauben, dass du Ellie ernsthaft das größte Eis der Karte bestellt hast.", sagte ich, wobei ich probierte, streng und autoritär zu klingen, mir gleichzeitig aber auch Mühe geben musste, meine Lippen nicht zu einem Grinsen zu verziehen.

"Warum nicht?"

"Sie wird's nie aufessen."

"Ich weiß.", entgegnete er mit einem unmerklichen Schulterzucken, warf mir währenddessen einen scheinheiligen Blick zu. "Und ich werde mich dann liebend gerne um ihre Reste kümmern."

Ich rollte mit den Augen, stocherte mit einem Löffel in meinem eigenen Eis herum.

Alles lief eigentlich ziemlich gut; wir aßen unsere Eisbecher und redeten und lachten und hatten allen Ernstes so etwas wie Spaß miteinander. Ich hätte diesen Tag in meinem Kopf unter den positiven Erinnerungen untergebracht, wenn nicht auf einmal etwas passiert wäre, was all das Schöne wieder durcheinandergebracht hätte. Ich hatte meinen Kopf auf meine Hände gestützt und schmunzelte, verfolgte gerade amüsiert ein Gespräch zwischen Ellie und Ardy, als plötzlich etwas an meine Ohren drang, was so unerwartet und überraschend kam, dass mein Magen anfing zu rumoren, dass mein Körper erschauderte und dass mein Blut gefror.

Es war ein Klang, der seinen Ursprung anscheinend hinter meinem Rücken hatte; es war ein Klang, bei dem ich schon im Voraus wusste, dass nichts Gutes auf mich zukommen würde.

"Tessa?"

Eine männliche - mir leider nur zu gut bekannte - Stimme hatte meinen Namen ausgesprochen, hatte es geschafft, mich mit einem Schlag von meiner bis zu diesem Zeitpunkt noch relativ guten Laune zu befreien. Mein Herz schien für einen Moment auszusetzen, als ich begann zu realisieren, wer da gerade hinter mir stand, mein Kiefer lockerte sich unwillkürlich und mein Gehirn war auf einmal wie leergefegt. Ich wusste erst überhaupt nicht, was ich nun tun sollte, war vollkommen überfordert von alldem - meine Muskeln spannten sich an und ich konnte gerade noch sehen, wie Ardy mich skeptisch beäugte, bevor ich schließlich noch einmal tief Luft holte und all meinen Mut zusammennahm, mich dann quälend langsam auf meinem Stuhl umdrehte und meine beiden Begleiter so erstmal aus meinem Blickfeld verbannte.

Ellie und Ardy nahm ich nur mehr im Hintergrund wahr, der Hauptteil meiner Aufmerksamkeit befand sich nun auf der muskulösen Figur des Jungen, der mich gerade eben angesprochen hatte und der mich nun mit seinen finsteren Augen ansah, mich regelrecht durchlöcherte.

Rick.

Es war Rick.

Rick mit seinen zerzausten Haaren, seinen schwarzen Klamotten, seiner harten Mimik und seiner furchteinflößenden Haltung.

nightmare ❀ taddl, ardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt