04; berührungen

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t e s s a

Meine Hand legte sich auf die goldene Türklinke meiner braunen Zimmertür, drückte diese keine Sekunde darauf dann hinunter; ich atmete erleichtert auf, als der vertraute Duft meines eigenen Reiches in meine Nase stieg, vergaß so für einige Sekunden sogar den unfreundlichen Mitbewohner meines Arbeitgebers, der mich den ganzen Nachhauseweg beschäftigt hatte. Ich wusste nicht warum, aber er spukte schon den ganzen Tag in meinem Kopf herum, seitdem ich ihn vorhin in Taddls Küche wiedergesehen hatte. Mir war klar, dass es verdammt erbärmlich und lächerlich war, aber es störte und ärgerte mich einfach so sehr, dass er anscheinend nicht dazu in der Lage war, mich ein bisschen respektvoller zu behandeln.

Ein wenig Freundlichkeit und Respekt konnte doch wirklich nicht zu viel verlangt sein.

Ich ging ein paar Schritte nach vorne und rieb mir mit einer Hand über meine Stirn, machte die dunkelbraune Tür dann auch schon wieder mit einer schnellen Bewegung hinter mir zu.

Normalerweise hätte ich mich noch ewig mit dem besagten Jungen beschäftigt, aber in dem Moment, in dem ich den Lichtschalter in meinem Zimmer betätigte, verschwanden alle meine Gedanken mit einem einzigen Schlag. Die Probleme meines Jobs rückten in den Hintergrund und alles in meinem Gehirn begann, sich um die Person zu drehen, die ich nun im schwachen Licht meiner Deckenlampe entdecken konnte. Ich quiekte erschrocken auf und riss meine Augen auf, blickte geschockt in die Richtung meines Bettes, auf welchem ich eine stämmige Silhouette entdecken konnte, die meine Psyche schlimmer zurichten konnte, als der unhöfliche Freund von Taddl, dessen Namen ich immer noch nicht kannte, sich je erträumen konnte.

Ich stieß einen Luftschwall aus, beobachtete angewidert, wie der Junge auf meinem Bett sich durch seine schwarzen Haare fuhr und wie sein Rücken sich merklich durchstreckte, als seine braunen Augen meine fanden und begannen, mir geradezu stechende Blicke zuzuwerfen.

"Verdammt.", nuschelte ich halblaut, platzierte dabei eine Hand auf meinem Herz, um meine unangenehme Überraschung so noch ein bisschen deutlicher machen zu können. "Rick!"

Der Junge legte nur den Kopf schief, ließ seinen Blick über meinen Körper schweifen.

"Hey, Baby.", begrüßte er mich säuselnd, seine Stimme süß und fast ekelhaft scheinheilig.

Ich versuchte, mich irgendwie zu beruhigen, schaffte es aber nicht so wirklich, weil die nicht eingeplante Anwesenheit Ricks mich so sehr aus der Bahn warf. Ich hatte einfach nicht damit gerechnet, ihn an dem Tag zu sehen und musste mich deswegen echt zusammenreißen, nicht gänzlich in Panik auszubrechen. Mein Bauch drehte sich bei dem bloßen Anblick des Jungen um, aber ich versuchte, stark zu bleiben und mir meine Nervosität nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Gleich darauf, in einem flüchtigen Moment der Schwäche, verschränkte ich dann plötzlich die Arme vor der Brust und setzte eine emotionslose Mimik auf, versteckte alle meine Gefühle in einem kleinen Hinterzimmer in meinem Gehirn.

"Was tust du hier?", fragte ich.

"Ich wollte nur meine Freundin besuchen.", beantwortete er meine Frage mit einem schiefen Lächeln, als ob es das selbstverständlichste der Welt gewesen wäre. "Ist das verboten?"

Ja.

"Weiß meine Mutter, dass du hier bist?", stellte ich eine Gegenfrage, ohne großartig auf seine Frage einzugehen.

"Sie hat mich reingelassen."

Ich rollte nur mit den Augen, als ich das hörte, drückte meine Arme noch fester gegen meine Brust, um mich so zumindest ein kleines bisschen von seinen hungrigen Blicken abschirmen zu können. Ich wollte meine Mutter dafür verfluchen, dass sie Rick völlig ohne mein Wissen und ohne meine Zustimmung in mein Zimmer gelassen hatte, aber der Fakt, dass der Junge ganz plötzlich mit einem Mal von meinem Bett sprang, bewirkte, dass ich selbst dafür keine Zeit mehr hatte. Der Ärger auf meine Mutter verschwand vollkommen und ich schluckte; alle meine Gedanken kreisten nun nur mehr um die erschreckende Tatsache, dass ich in diesem Moment mit genau dem Jungen alleine war, den ich so verdammt sehr verabscheute.

nightmare ❀ taddl, ardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt