10; dinosaurier

274 29 15
                                    

t e s s a

"Kenft du Lomegard?"

"Hmmn?"

"Kenfst du Lomegard?"

"Uhm- nein- leider nicht."

Ich stand müde und verschlafen an der Küchentheke meines Arbeitgebers, war gerade dabei, dem kleinen Mädchen (welches vollkommen hellwach am Küchentisch saß und nebenbei gesagt bereits seit sechs Uhr morgens wach war) ihren Wunsch von einem warmen Kakao zu erfüllen. Ich streckte meine linke Hand aus und nahm damit die inzwischen schon erhitzte Milch von der Herdplatte, ließ mich unterdessen und gänzlich unfreiwillig von Ellies frühmorgendlichen Erzählungen berieseln. Sie redete und redete und redete, war für ihre Verhältnisse erstaunlich quirlig. Ich hatte wirklich keine Ahnung, was so plötzlich in sie gefahren war, aber ich wusste, dass der Fakt, dass ich ihr in dem Augenblick bloß den Rücken zugewandt hatte, mir unheimlich gelegen kam - so merkte sie immerhin nicht, dass ich viel zu erschöpft war, um ihr wirkliche Beachtung zu schenken.

"Lomegard isst ein Dinosaurier.", hörte ich sie nuscheln, woraufhin sie ihre Worte noch mit einem hohen, viel zu schrillen Kichern kombinierte. "Mein allerliebschter Lieblingsdinosaurier!"

"Oh, wow... das ist echt cool."

"Und seine Haut isst gelb.", erzählte sie weiter, wobei ihre Begeisterung und ihr Enthusiasmus sich sowohl in ihrer Stimmfarbe, als auch in ihrer Sprechart manifestierten. "Magft du gelb?"

"Klar.", antwortete ich schulterzuckend.

Das Mädchen stieß ein gedämpftes Quieken auf, klatschte ein paar Mal in die Hände.

"Ich auch, ich auch!"

Ich schloss meine Augen für einen Moment, rang mir ein Lächeln ab.

"Wirklich?"

"Mhmm."

"Dann hast du aber echt einen richtig guten Farbgeschmack.", erwiderte ich lobend.

Ich konnte Ellie zu dem Zeitpunkt zwar nicht sehen, weil mein Blick noch immer auf die vollbeladene Küchentheke gerichtet war, aber ich war mir trotzdem zu tausend Prozent sicher, dass sich aufgrund meiner Worte ein leichtes Grinsen auf ihrem kindlichen Gesicht ausbreitete. Sie hatte eine Schwäche für Lob und Anerkennung, bestätigte meine Annahme keine Sekunde später dann mit dem Fakt, dass sie sich dazu entschied, ihren vorigen Redeschwall fortzusetzen - sie quasselte weiter und berichtete mir zusätzliche Dinge über ihre geliebten Dinosaurier, während ich nur ein dumpfes Seufzen ausstieß und meine Ohren vor ihren detaillierten Erläuterungen verschloss, meine komplette Aufmerksamkeit wieder auf die heiße und dunkelrot glühende Herdplatte richtete.

Ich schaltete besagte Platte mit einer geschickten Handbewegung aus und schüttete die mittlerweile tischfertige Milch in eine pinke (und vorher schon vorbereitete) Prinzessinnen-Tasse, sah zu, wie sich die weiße Flüssigkeit mit dem bräunlich schimmernden Kakaopulver vermischte.

Und dann war ich fertig;
es war nun endlich geschafft.

Ich stellte den Topf, in dem sich die Milch bis zu diesem exakten Zeitpunkt befunden hatte, weg, griff dann ohne langes Nachdenken nach der gefüllten Tasse und befahl meinem Körper, schnell eine hundertachtzig-Grad-Drehung durchzuführen. Mit anderen Worten, ich nahm Ellies relativ spärliches Frühstück in die linke Hand und wirbelte herum, bewegte mich mit großen Schritten auf die Blondine zu. Sie saß nach wie vor auf ihrem Kissen (welches sie aus ihrem Zimmer mitgebracht und dann völlig starrköpfig auf ihrem ganz persönlichen Stuhl platziert hatte) und grinste mich enthusiastisch an, ließ sich in ihrem unersättlichen Redefluss erst gar nicht unterbrechen. Die Worte quollen weiterhin aus ihrem Mund und sie hielt erst in der Sekunde inne, in der sie mit großen Augen und vorfreudiger Körperhaltung beobachtete, wie ich ihr Getränk auf der Tischplatte abstellte.

nightmare ❀ taddl, ardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt