Weg!

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Er rennt.
Er rennt davon.
Schon wieder.
Aus dem Augenwinkel sieht der Junge wie sich das Farbschema von Lila zu Türkis ändert.
Arnim bleibt schnaufend stehen. Er hat schon einen weiten Weg zurückgelegt.
'Wenn die alles über mich bestimmen wollen, dann kann ich ja gleich gehen! Von denen lass ich mir nichts sagen!', denkt sich der Junge und setzt sich neben einem Blaubeerbusch auf den kühlen Waldboden.
Er sieht zu den Baumkronen hinauf.
Auf einem Ast erkennt er eine grüne, affenähnliche Kreatur. Das merkwürdigste an ihr ist allerdings eine Art Beule auf dessen Stirn, die rot leuchtet.
Neugierig betrachtet Arnim die Kreatur wie sie durch die Baumkronen springt und langsam verschwindet. Der Junge wundert sich nur kurz über dieses eigenartige Wesen und nimmt sich dann ein paar der Blaubeeren um sich zu stärken.
Dabei fällt sein Blick auf den Baumstamm, an welchen er sich gelehnt hat. Er ist nicht braun, sondern hellblau.
Verwirrt sieht sich Arnim um und entdeckt, dass alle Bäume so aussehen.
"Wo bin ich denn hier gelandet?", fragt er sich halblaut.
Vorsichtig, aber dennoch neugierig läuft der Junge über den Waldboden, während der Morgentau seine Füße immer feuchter macht, bis sie ganz nass sind.
Nach einer Weile kommt Arnim an ein Tal. Er steht auf einem Hügel und betrachtet das friedvolle Tal.
Plötzlich ist ein immer näher kommendes Hufgetrappel zu hören. Die Erde bebt. Umso näher das Geräusch kommt, umso mehr bebt der Boden.
Erschrocken will sich Arnim auf den Boden neben einem Baum setzen, doch wegen des Taus findet er keinen Halt und rutscht den Hügel hinunter in das Tal. Das bebende Geräusch der Hufe kommt immer näher, direkt auf den Jungen zu. Arnim legt sich starr vor Schreck auf den Boden und schützt seinen Kopf.
Die Herde kommt mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zu und er schließt die Augen.

"Stopp!", hört Arnim eine Stimme sagen. 'Ist das der Himmel?', denkt sich der Junge verwirrt.
Das Beben hört aprupt auf und die Stimme ertönt wieder.
"Dieser Junge steht unter meinem Schutz, Zentauren! Zieht weiter!"
Langsam öffnet Arnim die Augen wieder und sieht eine riesige Herde an interessant aussehenden Kreaturen. Sie sind halb Mensch, halb Pferd. Manche haben sogar einen Bogen mit Pfeilen dabei.
'Ach die waren für das Beben verantwortlich!', überlegt Arnim mit Blick auf deren Hufe.
Das Einzige was die mächtigen Wesen von Arnim trennt ist ein etwas größerer Rabe, der die Kreaturen eindringlich ansieht.
Einer der Zentauren, offenbar deren Anführer, tritt vor und wägt kurz ab. Dann nickt er.
"Wir wissen von dem Schicksal des Jungen. Gebt gut auf ihn Acht, Rabe.", sagt er mit weiser Stimme, woraufhin die Herde an ihnen vorbeizieht und schnell, aber auch laut, im dichten Wald verschwindet.
Der Rabe dreht sich zu Arnim um und betrachtet ihn. Seine tiefschwarzen Augen sind leicht feucht und sein Blick enthält Freude, aber auch eine Spur Mitleid.
"Schön, dass ich dich endlich treffen kann, Arnim."
Mit schiefgelegenem Kopf schaut der Junge den Raben an.
Er kommt ihm komischerweise bekannt vor, auch wenn er einen derartigen Raben noch nie zuvor gesehen hat.
"Wir haben allerdings nicht viel Zeit.", fährt er fort. "Du musst zu dem Rat zurückkehren."
Arnim sieht ihn trotzig an.
"Warum sollte ich? Die wollen doch sowieso nur über mich bestimmen. Dann bin ich lieber weg von denen."
Der Rabe sieht den Jungen verständnisvoll an.
"Ich weiß wie du dich fühlst. Es war auch wichtig, dass du hier warst. Aber nun musst du zurück um dein Schicksal zu erfüllen."
Lange sieht der Junge den Raben an. Nun war er schon so lange in dieser verrückten Welt, hatte viele Tierwesen getroffen, aber dieses war anders.
Er vertraute ihm auf irgendeine Weise. Langsam nickt Arnim.
Dankbar sieht der Rabe ihn an.
"Keine Sorge wegen dem Weg. Ich werde vorausfliegen und dich leiten. Ich kenne den Wald und das drumherum wie meine Westentasche."
Das drumherum? Was meint er denn damit? Sie waren schließlich immer noch in demselben Wald. Oder?
Aber darüber konnte sich der Junge nicht mehr Gedanken machen, denn der Rabe war bereits in die Luft gestiegen und er musste ihm folgen.

Zurück zum Rat.

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