Schicksalsträger

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"Hey Arnim, wach auf!"
Pan versucht seinen jungen Freund so gut es geht zu wecken.
Erschöpft sieht der Junge seinen Begleiter an. Er schwitzt am ganzen Leib.
"Holt mal kaltes Wasser! Er ist fiebrig!", ruft Pan nach draußen.
Schnell ist die Abkühlung besorgt und alle Tiere sind auf den Beinen.
Sorgenvoll sehen alle zu der kleinen Höhle, in der der Junge ihrer Zukunft liegt.
Drinnen sitzt Pan mit besorgtem Blick neben seinem Freund. Der Rabe ist ebenfalls in der Schlafhöle und nickt als er Arnim sieht.
"Ganz klar. Eine Vision."
Pan blickt auf.
"Eine Vision?"
Der Rabe nickt ihm zu.
"Visionen strengen den Körper und den Geist extrem an, weshalb Arnim jetzt so erschöpft ist. Er sollte sich bald erholt haben. Kannst du ihn dann in den Versammlungsraum bringen? Ich muss die Anderen benachrichtigen."
Pan nickt und widmet sich wieder dem Jungen während der Rabe die Höhle verlässt um die Neuigkeit zu überbringen.
"Für die anderen bist du nur 'der Junge der Zukunft'. Aber für mich bist du ein wahrer Freund.", murmelt Pan.

Lautes Gemurmel tönt durch den Versammlungsraum. Doch es verstummt fast augenblicklich als Pan und Arnim den Raum betreten. Der
Junge sieht noch etwas erschöpft aus, aber er scheint stabil zu sein. Pan beobachtet ihn mit Argusaugen.
"Was hast du gesehen?", fragt ein Eulerich den Jungen.
Arnim schluckt und denkt kurz nach.
"Genau kann ich euch nicht sagen was es war, aber ich weiß jetzt was zu tun ist. Ich brauche den Raben."
Gemurmel kommt wieder auf, doch Akelu deutet ihnen zu schweigen und sowohl Wölfe als auch Eulen und Hermeline gehorchen ihm.
Der Rabe tritt vor.
"Arnim."
"Corvin."
Ein Raunen huscht durch die Menge.
Arnim betrachtet den Raben, der einst sein Bruder gewesen ist und schluckt erneut.
Der Junge wendet sich zu der Menge um.
"Dieser Rabe ist mein Bruder Corvin. Ich habe lange geglaubt ihn für immer verloren zu haben, doch ich habe mich geirrt."
Alle Tiere schweigen.
Die erste, die das Schweigen bricht ist Norda.
"Corvin? Bist das wirklich du?"
Überrascht sieht Arnim von Norda zu Corvin und wieder zurück.
"Ihr kennt euch?"
"Jeder kennt Corvin! Er ist unser König!", ruft ein Wolf.
Nun ist das Gemurmel auf einem Höhepunkt angekommen bis der Rabe ihnen bedeutet zu schweigen.
"Das ist wahr. Als ich noch ein Mensch war, war ich der Vermittler zwischen den Clans. Der Grund für meine jetzige Form ist einer, den ich erst offenbaren konnte, als Arnim mich als seinen Bruder erkannt hatte." Corvin atmet kurz durch.
"Es ist ein Phänomen, das auch dich sehr bald erwarten wird. Wenn Menschen in dieser Welt sind, dann werden sie nach einer gewissen Zeit dazu gezwungen, eine tierische Form anzunehmen. Bei mir war das der Rabe. Da mich aber niemand so erkannte und ich nicht darüber sprechen durfte, musste ich schweigen bis du den Weg zu mir finden würdest."
Arnim nickt langsam.
"Und ich werde mich höchstwahrscheinlich bald verwandeln, nicht wahr?"
Corvin nickt.
Ein Hermelin hat jedoch einen ganz anderen Einwurf.
"Und was machen wir jetzt? Wir wissen, dass sich Arnim bald in ein Tier verwandelt. Aber was bringt uns das?"
"Verstehst du es nicht?", ergreift Akelu das Wort. "Die Ankunft von Arnim und alles was wir bisher zusammen erlebt haben - Es hat uns zusammengeschweißt. Ohne dass wir es bemerkt haben, haben wir unsere Fehde begraben und zusammengearbeitet."
Gemurmel geht durch die Menge.
"Die Sitzung ist geschlossen!", verkündet ein Eulerich und alle verlassen langsam den Versammlungsraum.

Draußen angekommen setzt sich Arnim auf einen kühlen, mit Moos überzogenen Felsen etwas abseits den Geräuschmonopols. Corvin und Pan sind ihm gefolgt.
"Und was machen wir jetzt?", fragt Pan, doch Arnim nimmt das alles nur noch verschwommen wahr.
Langsam sinkt er zu Boden.
Während sich die Anderen um ihn kümmern, sieht er ein gleißend helles Licht, das immer stärker wird und schließlich auch die Geräusche seiner Umwelt ausblendet.
Arnim steht in einem lichtdurchfluteten Raum.
"Hallo Arnim.", hört er eine helle Stimme sagen.
"Du bist hier weil du dich entscheiden musst. Da du der Schicksalsträger bist, hast du die Wahl. Entweder du bleibst und wirst zu deiner wahren Form oder du gehst zurück in die Welt der Menschen und bleibst in deiner Gestalt. Entscheide weise."
Arnim dachte an alle Abenteuer die er hier erlebt hatte.
An die Freunde die er gewonnen hatte. Pan.
Seinen Bruder, den er wiedergefunden hatte.
Hier hatte er eine Familie.
Doch ein Adler werden?
Was sollte er dann mit Pan machen?
Arnim überlegte und dachte an die Worte der hellen Stimme.
"Ich habe mich entschieden. Ich entscheide mich für die weise Entscheidung."

- Einige Zeit später -
"20! Egal wo ihr euch versteckt, ich finde euch!"
Arnim öffnet die Augen. Zielsicher geht er in die Richtung eines Holunderbusches. War das nicht ein Rascheln?
Corvin rauscht aus dem Busch in die Lüfte.
Mit schüttelndem Kopf blickt er ihm hinterher.
"Das ist unfair! Wir haben gesagt, dass du am Boden bleiben musst!", ruft Arnim.
Während Corvin neben ihm landet sucht der Junge nach Pan.
Akelu beobachtete die Drei bei ihrem Spiel. Arnim hatte richtig entschieden. Anstatt eine der Wahlen zu nehmen, hatte er sich dafür entschieden, ein Mensch im Wald zu bleiben.
Und Akelu hatte Recht behalten.
Die Anderen hatten ihn unterschätzt.
Der Junge, der bei den Tieren im Wald lebte und alles zusammenhielt.

Was für eine Geschichte...

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