Es war 17:45 Uhr an einem Samstag Abend, irgendwo in Toronto, nicht weit vom Lake Ontario entfernt. Die junge Frau mit dem üppigen roten Haar betrachtete prüfend den Inhalt ihres Kleiderschrankes. Es waren überwiegend Hosenanzüge und Kostüme, die sie sah, die richtige Kleidung für den Chief Operational Officer von LaFerry Labs, einem der heissesten Startups in Kanada.
Sie runzelte die Stirn. Ihre hübsche kleine Nase runzelte sich auch. Für heute Abend stand kein Geschäftsessen mit den Vertretern einer Bank auf dem Plan und kein Meeting mit einem Lieferanten, sondern die Einweihungsparty in der "Casa Hollstein". So nannten sie und ihre Freund*in das erste gemeinsame Apartment von Laura Hollis und Carmilla Karnstein, einem unzertrennlichen Pärchen, das sie kennen gelernt hatten, als sie alle in Österreich studiert hatten.
Sie hatten damals zusammen im Zentrum von Ereignissen gestanden, die danach die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit gefunden hatten, von gefährlichen Ereignissen, bei denen Menschen gestorben waren und die Welt fast untergegangen war. Fast genauso schwierig war es hinterher gewesen, ihre Freundschaft zu erhalten. Schuld war da eines der Probleme gewesen, ein tiefes Gefühl von Schuld...
Es klingelte an der Haustüre. Sie war sicher, dass es die Haustüre war, weil sie ihr Mobiltelefon vorhin stumm geschaltet hatte. Samstag war der Tag, an dem ihre Mutter am liebsten anrief, um ihr auf andere Weise Schuldgefühle zu bereiten. Sie war der Ansicht, dass sie den Sabbat mit ihrer Familie verbringen sollte. Tscholent, Kerzen, der Segen, den der Hausvorstand spricht. Allerdings war ihr Vater schon vor Jahren nach Florida ausgerückt, wo er mit einer Immobilienmaklerin lebte, die zehn Jahre jünger war als er.
LaFontaines Telefon konnte es auch nicht sein. Ihr Handy stand immer auf stumm. Das erinnerte sie wieder an die Haustüre: "LaF? Da ist jemand an der Türe. Kannst Du bitte nachschauen?" Sie hörte etwas wie ein gebrummtes "Ja" aus dem Wohnzimmer und dann die Türe gehen. Kurz darauf öffnete sier ihre Zimmertüre. LaF war für sie die meiste Zeit ihres Leben Susan gewesen, bevor sie sich vor einigen Jahren als non-binär offenbart hatte. Das war etwa zu der Zeit gewesen, als sie Laura und Carmilla kennen gelernt hatten. LaFontaine trug wie üblich einen Jumpsuit. Er war aus blauem Jeansstoff und war wie alle, die sie hatte, mit vielen Taschen versehen, in denen allerlei Werkzeuge und Stifte steckten.
"Perry?" fragte sier: "Erinnerst Du Dich an Lauras Kaffeetasse?" Sie runzelte wieder Stirn und Nase, weil sie nicht wusste, worauf sier aus war. "Dieses blaue, eckige Ding, das sich so schlecht spülen lässt?" "Komm mit, Per. Das musst Du sehen." LaF sprach mit einer Ernsthaftigkeit, die keine Zweifel zuliess. Die Frau, die ihre Freunde Perry nannten und ihre Mutter Lola folgte iehr. Als sie die Haustüe öffnete, stand davor ein schlanker Mann in einem Tweed-Jacket mit Ellenbogenflicken. Er betrachtete sie amüsiert und neugierig. Neben ihm stand mitten im Flur eine blaue Kiste, eine Art merkwürdige Telefonzelle wie man sie vielleicht in Japan hat. Und sie sah genau so aus wie diese Kaffeetasse.
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Mit einer Zeitmaschine kommt man nie zu spät
Science FictionEine Crossover-Fanfiction mit Dr. Who, Lola Perry, Lafontaine, einer Hexe, einem Drachen und Charles de Gaulle