Kapitel 3

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Ich muss zweimal hinsehen, um mir sicher zu sein. Doch er ist es. Er hat honigblonde Haare und diese unverwechselbaren dunkelblauen Augen. Das kann kein Zufall sein.

Er spielt mit einem Feuerzeug in seiner Hand, das er auf- und wieder zuklappen lässt. Mir läuft ein eiskalter Schauer über den Rücken und ich muss schlucken. Das würden sie nicht wirklich tun, oder?

»Du willst das Haus abfackeln? Und damit riskieren, dass sie getötet wird? Nein, Brendon, unser Auftrag war klar und deutlich: Wir brauchen sie lebend. Wir teilen uns am besten auf. Ich durchsuche das obere Stockwerk und du das untere«, meint der Mann mit der Glatze und kommt auf mich zu.

Sofort drücke ich mich wieder an die Wand und halte den Atem an, als er ganz dicht an mir vorbeigeht. Dann steigt er die Treppe nach oben, wo er die erste Tür aufschlägt.

Der Junge geht in der Küche umher und stößt alles, was ihm im Weg steht, achtlos um. Er wirft das Geschirr von heute Morgen, das Ilona auf die Küchentheke gestellt hat, auf den Boden, wo es mit lautem Klirren in tausend Scherben zerbricht.

Abrupt hält er inne und legt den Kopf schief, als würde er lauschen. Dabei fallen mir seine unnatürlich spitzen Ohren auf, die ich auch habe.

Was, wenn Derek die Wahrheit gesagt hat?

»Ich kann dich atmen hören«, flüstert er leise, sodass es mir eiskalt den Rücken hinunterläuft. »Dein Herz schlägt so schnell, dass ich deine Angst spüren kann.«

Mein Herz schlägt tatsächlich schnell und ich bilde mir sogar ein es hören zu können. Mit verschwitzten Fingern umklammere ich das Messer.

Brendon geht langsam auf mein Versteck zu, als hätte er alle Zeit der Welt. »Weißt du, ich hätte nicht gedacht, dass du es uns so leicht machen wirst, Prinzessin«, flüstert er süffisant grinsend. Seine dunkelblauen Augen leuchten intensiver auf, als er mich durch das Schlüsselloch ansieht.

Im nächsten Augenblick verschwindet die Tür vor meiner Nase, als er sie grob zurückreißt. Ich schreie erschrocken auf, als er mit seiner Pistole auf mich zielt.

»Sie ist in der Küche!«, brüllt er, ohne mich aus den Augen zu lassen.

Genau in dem Moment schnelle ich vor und ramme ihm das Messer in die Schulter. Ich habe die Technik bisher nur an Boxsäcken geübt, daher erschrecke ich, wie leicht das Messer in sein Fleisch gleitet. Sofort lasse ich es los.

Brendon schreit vor Schmerz auf. Er taumelt zurück, während er nach dem Griff tastet und das Messer stöhnend wieder herauszieht. Zugleich höre ich, dass der andere Mann die Treppe herunterpoltert.

Fluchend greife ich nach dem nächstbesten Gegenstand und halte ihn im Anschlag. Als ich ihn ansehe, hätte ich fast laut gelacht, wäre diese Situation nicht so ernst. Unter einer Waffe habe ich mir etwas anderes vorgestellt.

»Ernsthaft?«, murmle ich leise und betrachte den Kochlöffel in meiner Hand.

»Unterschätze nie die Kraft eines Gegenstandes. Jeder kann eine Waffe sein. Es kommt nur darauf an, wie du ihn einsetzt«, sagte Derek einmal.

Der kahlköpfige Mann tritt auf die Türschwelle. Sein Blick fällt auf den Kochlöffel in meiner Hand und er grinst hämisch, während er einen Schritt auf mich zutritt.

Ich stolpere zurück – geradewegs in die Arme des Jungen, der mir seine Pistole unsanft in den Rücken rammt.

»Noch ein Fehler und ich schieße«, zischt er wütend.

Ich zweifle keine Sekunde daran, dass er nicht blufft. Mir stellen sich die Haare auf, als ich seinen Atem in meinem Nacken spüren kann.

Die gleiche Situation habe ich schon einmal mit Derek geübt. Bisher fand ich das Training immer übertrieben, aber da wusste ich auch nicht, dass ich wirklich mal in einer solchen Situation stecken würde.

Prinzessin der Elfen - Bedrohliche Liebe [Exlusive Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt