DIENSTAG

45. Kapitel

Als Chris das Stammbuch entdeckte, schaute er mich an und nickte nur. Klar! Er wusste bestimmt, wo das Zeug hin ist! Nachdem ich einen Schluck getrunken hatte, gingen wir runter in und setzten uns unten auf die Treppenstufen. Irgendwann wurden wir von unserer Arbeit unterbrochen, als sich oben alle, und mit alle meine ich alle, voneinander verabschiedeten. Wir sahen uns an. Sollten wir auch gehen? Wir mussten das jetzt herausfinden! Jetzt oder nie! Schnell durchblätterten wir das Buch. Chris schaute sich die Risse in der Seite genau an. Dann nahm er das Buch und blätterte weiter. Einfach immer weiter. Weiter über die leeren Seiten. Irgendwann fanden wir das Gesuchte: Die Geburtsurkunde. Beziehungsweise die Eintragung zur Geburt meiner Schwester. Lisa Pimentel de Leon. 23. Juni 2000. Und sie war jünger als Israel. 2 Stunden jünger. Das Blatt lag gefaltet hinten drinnen. Chris suchte noch weiter, hielt das Buch einmal kopfüber so, dass das Blatt wieder rausflog, legte es wieder rein und gab mir das Buch zurück.

- Ich glaube, so weit waren wir schon.
- Ja...trotzdem danke.
- Frag deine Mom mal. Dein Dad sagt dir eh nichts.
- Ja...vielleicht...mal sehn.
- Ja. Is deine Sache. Oder such den Rest der Urkunden. Das ist nicht vollständig.
- Mach ich. Danke bro.
- Is doch kein Ding.

Wir gingen hoch und verabschiedeten uns von den zwei Mädels. Dann verabschiedeten wir uns voneinander und gingen heim. Zu Hause erwartete mich nur noch meine Mom. Der Rest war schon schlafen gegangen.

- Wie wars?
- Gut. Ich bring das grad mal zurück.
- Mach das.
- Ich brauch es eventuell aber nochmal...
- Das ist in Ordnung. Willst du noch etwas essen?
- Hab keinen Hunger...
- Okay. Ist irgendwas passiert?
- Ich hab eine Frage. Eine wichtige. Eine, die du mir bitte ehrlich beantwortest. Mir. Es bleibt auch unter uns.
- Gehen wir in dein Zimmer.

Wir gingen in mein Zimmer und sie setzte sich auf mein Bett. Ich blieb stehen. Jetzt gab es kein Zurück mehr!

- Was gibts Joel?
- Israel...
- Dein kleiner Bruder. Was ist mit dem?
- Er hat eine Zwillingsschwester.  Oder?
- Ja.
Sie schien plötzlich sehr bedrückt.
- Hast du sie kennengelernt?
- Das wollte ich dich fragen. Hast du sie nach Deutschland gegeben?

*Lisas Sicht*

Als die Jungs gegangen waren, erklärte ich Suzie mein Problem mit Joel und was heute passiert war. Mit Joel. Das musste ich einfach rauslassen. Und dann machten wir uns daran, übers Internet und andere Wege meine Herkunft zu erfahren.

- Kannst du nicht deine Eltern fragen?
- Die schlafen bestimmt!
- Da drüben is morgen. Alvi is schon wach.
- Oder noch...
- Oder das ja...aber ruf mal an!

Ich nickte langsam und wählte die Nummer. Eigentlich wollte ich das nicht, aber es schien die einzige Möglichkeit zu sein. Ich stellte sofort auf Lautsprecher, als nach 10maligem Klingeln endlich jemand dran ging.

- Hallo?
- Papa?
- Lisa?
- Ja. Lisa hier.
- Wie gehts dir?
- Gut. Und euch?
- Auch gut. Hast du dich schon eingelebt?
- Ja! Sehr gut sogar!
- Als was arbeitest du?
- Bei nem Musikblatt so wie ein Übersetzer oder so.
- Hört sich gut an! Das war doch das, wovon du immer geträumt hast.
- Ja! Es ist echt schön.
- Und Suzie gehts da drüben auch gut?
Wow! Dass er sich nach ihr erkundigt! Hätte ich nie gedacht...
- Ja. Uns gehts hervorragend!
- Das ist toll. Und habt ihr die Jungs schon gesehn?
Wir schauen uns an und unsere Blicke sagen uns einiges.
- Ja haben wir.
- Und? Wie sind sie?
- Perfekt! Hab ich dir von Anfang an gesagt!
- Das ist schön. Habt ihr sie auch kennengelernt?
- Ja! Ja! Ich hab sogar Ericks Nummer!
- Da könnte das mir Erisa ja echt was werden!
- Ja! Du Papa...
- Jetzt sag mir nicht du bist schwanger...
- Nein! Ach was! Wegen was anderem...
- Schieß los! Ich bin ganz Ohr!
- Joel. Kennst du oder?
- Ja. Der mit den Locken.
- Genau. Oh Mann. Papa? Ehrliche Frage. Ehrliche Antwort! Okay?
- Okay. Frag.
- Woher komme ich?