Chapter 1 - Traurige Bank

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Daliya
Ich zog mir die Jacke enger um den Körper. Noch nie hatte sich ein Herzschmerz so krankmachend und tief angefühlt. Noch nie war ich so leer von innen gewesen. Mein einst schöner Traum löste sich schnell auf: das alles zerplatze wie eine Seifenblase.

Er hatte mich fallen gelassen. Es sollte so sein, trotzdem kam ich auf diese plötzliche Wendung von ihm nicht klar. Somit kam mir auch der Gedanke, hier auf unserer Bank sitzen zu bleiben, ganz plötzlich grotesk vor. Deswegen sprang ich mit zitternden Beinen auch auf. Meine Füße trugen mich bald an den Straßenrand, denn ich wollte und konnte nicht mehr auf der Bank sitzen. Auf der Bank, die so viel bedeutete. Die Bank, die so viel Erinnerung und mich hierher getrieben hatte.

Ich rannte, weit weit weg von dieser kahlen, traurigen, grauen Bank, noch dazu versuchte ich mein Gleichgewicht zu halten, was mir ziemlich oft nicht ganz gelang. Denn ich knickte um. Noch dazu fing es immer stärker an zu regnen und so wurde meine graue Welt nur noch dunkler.
Völlig in Gedanken versunken lief ich den Straßenrand entlang und hörte mit einem Mal laute Schreie. Dann hörte ich plötzlich ein ganz lautes Brüllen und zuckte ängstlich zusammen. Eine Gänsehaut überkam mich, als laute Autos an mir vorbei rasten und nur noch Blaulicht zu sehen war. Ich hörte die Sirenen und sah eine ziemlich große Gestalt an mir vorbei rennen. Er rannte so, als hätte er Ausdauer und es kam mir auch so vor, dass er überhaupt nicht merkte, wie leicht das bei ihm aussah. Wenn ich so rennen würde, dann wäre ich nach einer Minute schon aus der Puste.
Ich hob den Kopf nochmal hoch und für eine kurze Sekunde war mein seelischer Schmerz von zuvor vergessen. Er sah mich an, blieb stehen und schaute hektisch nach links und nach rechts.

„Kleine", keuchte er außer Atem. Der Schweiß rannte ihm über die Stirn. Er blieb vor mir stehen.

„Was machst du hier draußen?"

Diese. Raue. Sanfte. Stimme. Ein Widerspruch. Er war riesig, kam mir so nah und durch seine enorme Größe stand ich in seinem Schatten. Dass er so sanft zu mir sprach, kam mir grotesk und gleichzeitig widersprüchlich vor.

Ich zuckte bloß mit den Schultern und hörte wieder das Gebrüll der genauso breitgebauten -ich nehme an- Freunde.
Sie brüllten nach ihm und auch wegen ihm. Sie riefen seinen Namen mehrmals. Aber er reagierte nicht. Und ich war nicht einmal in der Lage zu sprechen. Wir starrten einander einfach nur an. Meine Augen tränten, seine Schweißperlen auf seiner Haut glänzten in dem Schimmer der Straßenlaternen und wir tränten beide. Meine Augen tränten, seine Stirn tränte. Vor Erschöpfung. Er tränte womöglich aus körperlicher Erschöpfung, aber ich hatte mit seelischer Erschöpfung zu kämpfen.

„Fuck, die Bullen! Du hast nie was gesehen!"

„Doch, habe ich."

„Wenn du so tust als wäre nie etwas passiert, dann werde ich immer ein Auge auf dich werfen. Immer. Ist mir egal wer du bist. Das nächste Mal finde ich heraus wer du wirklich bist. Und du tränst."

Ich sagte nichts. Nicht, weil ich Angst hatte, sondern weil ich einfach zu sehr damit beschäftigt war ihn anzusehen und mir jede Stelle seines Gesichts einzuprägen. Er war so verdammt schön. So schön. Was redest du denn da? Du kennst ihn nicht mal!

Ich wurde ganz verträumt durch seine Statur und allein durch ihn als Menschen. Er strahlte irgendwas aus.

„Aber du tränst doch selber."

„Schon Kleine, aber du hast seelischen Schmerz."

Wenn mit ihm alles in Ordnung war, wieso rannte er dann so hektisch durch die Gegend?

Ich zeigte auf seine Schweißperlen und er antwortete mir noch das letzte mal atemlos. Er wischte sich über die feuchte Stirn.

„Das, Kleine. Das ist der dreckige Schmerz der Straße."

Und dann rannte er.

„Das ist doch auch ein seelischer Schmerz!"

Er rief zurück: ,,Zwischen Schweiß und Tränen."

Doch dann sah ich das Blut in seinen Händen. Und alles war vergessen. Seine Worte gingen an mir vorbei, ich riss nur die Augen auf und rannte um mein Leben. Das war der riesige Beweis dafür, in was für verschiedenen Welten wir doch lebten.

„Hey! Polizei!"

Und dann erreichten sie mich.
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Was fällt mir ein?
New story? I THINK SO.
Da bin ich mal wieder und dieses Mal mit einem dramatischen Anfang. Habe selbst keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe. Hab ehrlich gesagt einfach angefangen darauf los zuschreiben.
Lasst Feedback da🤍

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