Daliya
Wieder einmal saß ich mit den Beinen an mich gezogen am Fenster und weinte vor mich hin. Mein Brustkorb schmerzte, meine Lungen brannten und meine Seele erdrückte mich. Es fühlte sich so an, als wäre jemand ganz Anderes in meinem Körper und nicht ich.Diesen Schmerz konnte keiner nachvollziehen, der nicht liebte.
Ich aß zu wenig, schlief zu wenig, lächelte zu wenig. Ich hatte es satt. Meine erste große Liebe war weg und ich hatte mich verloren. Meine Persönlichkeit war wie verschluckt. Er hatte mir das Herz gebrochen und ich war das arme kleine Mädchen mit dem gebrochenen Herzchen.
Wenn ich morgens aufstand und mir die Zähne putzte, bekam ich direkt schlechte Laune. Wenn ich aß, regte mich eine Gurke im Salat auf und auch allein wenn jemand einen Witz riss, bekam ich das Kotzen.
Das war doch alles nicht mehr normal. Du musst irgendwann deine Mitte finden! Wieder ins Gleichgewicht kommen und etwas aus dir machen! Jaja. Du kannst mich kreuzweise.
Meine beste Freundin erkannte mich nicht mehr. Ich war einst das Mädchen mit dem Karamell Haar gewesen und mit den kleinen Sommersprossen auf der Nase. Süß und laut war ich gewesen. Ich liebte das Leben, brauchte niemals einen Jungen in meinem Leben. Viele behaupteten, man wäre nur mit einem Mann an der Seite erfolgreich oder etwas Besonderes. Oder auch glücklich.
Bei mir gab es das nicht. Damals.
Ich lachte viel, verstand mich mit jedem Menschen gut. Jedoch änderte sich auch dies mit der Zeit.
Ich lernte Menschen kennen, von denen man hätte behaupten können, sie wären deine Freunde. Leider falsch: sie waren alles pure Fakes. Lächelten dir ins Gesicht, freuten sich mit dir. Hinter deinem Rücken fand dann ein Maskentausch statt und komplett andere Gestalten tauchten in diesen Personen auf, die ich Freunde genannt hatte.
Aber gut, auch von diesen Schlangen hatte ich mich abgewendet.Somit blieb meine beste Freundin bei mir und es kam er.
Er platzte mir ins Leben, war aber schon lange in meinem Kreis. Somit verband uns das Schicksal. Wir fanden zu einander, in dem ich mich unsterblich in ihn verliebte, es ihm aber erst nicht sagte. Ich sagte es ihm nicht bis zum Ende meines Abiturs. Bis dahin hatte er mir schon zweimal seine Liebe gestanden. Ich war mir einfach nie sicher gewesen. Somit zog sich unser "Zueinander" sehr in die Länge.
Der Anfang, hach. Viele Mädchen begehrten ihn offensichtlich - auch ich. Aber er erfuhr nicht davon. Dafür war mir mein Stolz zu wichtig, denn dies nutze er gern aus. Es gab kein Mädchen, das ihn nicht schön fand, attraktiv, muskulös und breit und geil und Weiteres.
Er wusste ganz genau, dass er mich nicht mit dem beeindrucken konnte, was er den anderen Mädchen gab. Obwohl es mir innerlich genauso gefiel, wie er von außen war. »Einmal Bizeps zeigen und man war der heftigste Street-Fighter« das sagten alle über ihn, ich lachte. Wenn er mir seinen dicken Bizeps vor die Nase hielt, sah ich einfach gelangweilt weg. Oder auch als er von seinen Autos sprach. Ich wusste, dass er somit nur meine Aufmerksamkeit wollte, aber nö. Also, irgendwann legte sich ein Schalter dann in seinem Kopf um. Er beeindruckte mich mit seinem Charakter, mit Augen und mit seinem Mund. Ich liebte es, wenn er schmunzelte.
Wir lernten uns besser kennen und irgendwann kannte ich ihn in- und auswendig. Denn trotz der Distanz, die ich zwischen uns immer mal wieder einbrachte, fand er mich interessant und ich bemerkte, dass etwas ernst wurde mit uns, sodass ich mich öffnete. Wir redeten einfach nur und erfuhren mehr über einander. Das war auch der Vorteil, wenn man zusammen auf einer Schule war.
Und so verliebte ich mich in ihn. In diesen 3 Jahren.Wenn er etwas für mich tat, ließ ich ihn zwei gute Dinge tun, damit ich dann erst eine gute Sache tun konnte. Das war mein Konzept. Ich hatte einfach zu viel Angst vor der Liebe und brauchte fürs Erste das Konzept. Er wusste ganz genau, wo er bei mir dran war, wir brauchten nie Worte. Und es war schön, denn er schätzte mich so sehr.
Er war verständnisvoll, immer. Kein schlechtes Gefühl ummantelte mich, wenn ich bei ihm war. Denn er drängte mich zu nichts, passte auf mich auf und kaufte mir Ben&Jerry's. Ich war glücklich. Er machte mich glücklich. Einmal war ich kurz davor ihm näher zu treten als sonst, aber mein Bauchgefühl hielt mich davon ab. Wir waren zusammen, hatten es aber nie angesprochen und das war das, was mich verunsicherte. Trotzdem störte es mich nicht extrem, dass wir nie darüber redeten.
Dann hatte ich einen starken Drang. Ich verliebte mich nämlich von Tag zu Tag mehr in diesen Jungen. Ich wollte ihm einfach Liebe zeigen. Mehr Liebe geben als sonst. Und als ich kurz davor war, passierte das, vor dem ich mich vorab versucht hatte, zu schützen.
Er verließ mich.
Von jetzt auf gleich.
Und dann war er weg.Keiner weiß, was von heute auf morgen mit ihm passiert war. Er hatte mich angerufen, mir gesagt, er liebe mich nicht mehr und es würde nicht funktionieren mit uns. Es wäre alles nur gespielt gewesen, und ich wäre langweilig geworden.
Ich weiß, keines seiner Worte passte.
Ich sagte nichts in jener Nacht, als er ganz plötzlich um 3 Uhr anrief. Der erste Ferientag. Es war ein dunkelblauer Himmel draußen gewesen, als seine Stimme gegen mein Ohr prallte und dämpfende Töne von sich gab, während er vor meinem Fenster stand und wie betrunken lief. Aber er war nicht betrunken. Höchstens angetrunken, trotzdem bei Verstand. Ich weiß es ganz genau. Bis heute weiß ich, dass seine Augen meine einfach angefunkelt hatten. Er ist bei Verstand gewesen, als er mir das Herz gebrochen hatte.»Ab heute gehen wir getrennte Wege, hörst du?«
Das einzige, was er von mir an der Leitung zu hören bekam, war nach Minuten, mein schmerzhaftes Wimmern. Mein leises, tiefes Weinen in jener Nacht, als mein Herz zerbrach, wie Porzellan. Ich hatte ja keine Ahnung gehabt, was Herzschmerz mit einem machen würde.
Er liebte mich, das wusste ich. So sehr, dass er mich für etwas gehen lassen würde, was mir nicht gut tat. Aber ich konnte mir das einfach nicht vorstellen. Denn er hatte mich so umso mehr zersplittert. Er wollte mich verletzen. Bis heute frage ich mich jedoch, was der Grund war - warum er mich einfach verlassen hatte. Er hatte mich gehen lassen, obwohl er mich erst nach Jahren bekommen hatte und das er mich ohne mit der Wimper zu zucken gehen ließ, war surreal.
Ich litt unter diesen Umständen. Bis heute noch. Und deswegen fällt mir Vieles schwer. Man ist gewöhnt an einen Menschen und man verliert diesen ganz plötzlich. Es ist einfach schwer, sich diesen Menschen dann ganz plötzlich wegzudenken. Noch schwieriger ist es, wenn man diesen Menschen liebt. Man verspürt fast so eine Trauer, wie wenn ein Mensch stirbt.
»Von uns geht« und uns alleine lässt.
Allein.
So fühle ich mich. Denn ich kann mit niemandem über ihn reden, ohne das ich anfange zu weinen. Ich habe es satt weinen zu müssen und möchte richtige Gespräche führen mit einem Menschen, der mich nicht mit Mitleid ansieht. Denn so weine ich immer und immer mehr.
Auch jetzt, während meine beste Freundin in den Raum kommt und mir langsam über den Rücken streicht und mich umarmt, habe ich das Gefühl weitere Tränen verlieren zu müssen. Und das tue ich dann auch. Bei einer besten Freundin geht das immer am besten, leider.
Hoch lebe die beste Freundin.
DU LIEST GERADE
Die With Me
Romance„Du bist mein Untergang", flüsterte sie. „Ich weiß", flüsterte er zurück.