18.

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Melody:

Mein Vormittag war langweilig. Ich bummelte ein bisschen in der Stadt und kaufte das ein oder andere Teil. Letztendlich war es 15 Uhr als ich im Hotel wieder eintrudelte. Ich nahm eine kurze Dusche und schlüpfte in ein türkises Skaterkleid mit Perlenstickereien. Kombiniert mit bequemen weißen Sneakern verließ ich das Hotel und setzte mich auf eine Bank vor dem Hotel, um auf Kyle zu warten, welcher nach kurzer Zeit auch auftauchte.

Er trug ein weißes Hemd kombiniert zu einer grauen Jeans. "Hey", sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Wir haben heute einiges vor also lass uns losgehen", sprach er weiter. Nach einer kurzen Bootsfahrt befanden wir uns auf Liberty Island und zusammen besichtigten wir die Freiheitsstatue. Sie war überwältigend und die Geschichte dahinter war wirklich interessant. Nachdem wir wieder festen Boden unter uns hatten, zogen wir weiter.

Der nächste Punkt auf seiner Liste war das Metropolitan Museum of Art. Er zeigte mir einige seiner Lieblingsgemälde. Scheinbar war er interessiert in Kunst jeglicher Art. Dieser Aspekt machte ihn mir sympathischer, da Musik auch Kunst war. Danach befanden wir uns "auf" der High Line. Ein wunderschöner Park mit wundervoller Aussicht. Kyles Zeitplan war eng weswegen wir uns nicht lange dort aufhalten konnten.

Es war bereits halb 7 abends und langsam verabschiedete sich die Sonne. Wir machten einen kurzen Abstecher zum Times Square. Die Leuchtreklamen leuchteten in den hellsten Farben und man fühlte sich wirklich klein. Man fühlte sich als wäre man Teil etwas ganz großem. Langsam bekam ich Hunger und er scheinbar auch, da wir schließlich beim One World Trade Center landeten.

Er hatte einen Tisch reserviert. Direkt am Fenster, damit ich die tolle Aussicht genießen konnte, da wir uns im 101. Stock befanden. Die Menschen sahen aus wie Ameisen. Wir nahmen Platz und bekamen sofort 2 Gläser Champagner. "Es ist toll hier. Ich danke dir, Kyle", bedankte ich mich herzlich bei ihm. "Du hast es verdient", antwortete er gelassen und entlockte er mir ein mittlerweile seltenes Lächeln.

Wir bekamen die Speisekarten und die Preise waren übertrieben hoch, wodurch mir etwas unwohl wurde. "Mach dir keine Sorgen wegen den Preisen. Ich zahle und es ist keine große Sache. Ich will, dass heute ein unvergesslicher Tag wird. Für uns beide", beruhigte er mich. Ich entschied mich für "An Knoblauch und Vanille gebratene Entenbrust mit Polentaler", dieses Gericht war sogar eines der günstigsten.

Kyle entschied sich für "Crepinette vom Bison mit Rotwein-Pfeffersauce und Semmel-Pilz-Knödel". "Erzähl mir etwas", bat er mich. Na gut. "Ich bin aus L. A., 16 Jahre bald 17 Jahre alt. Wie du vielleicht bemerkt hast liebe ich die Musik. Ich hab einen älteren Bruder. Und mein Vater ist tot", erzählte ich. Er verschluckte sich fast an dem Schluck Champagner den er trank. "Ich hab das jetzt nicht erwartet. Tut mir leid für deinen Verlust", entschuldigte er sich bei mir.

"Er ist bereits seit vier Monaten tot. Und ich hab kein Problem über ihn zu sprechen. Er hätte nicht gewollt, dass man ihn totschweigt. Er starb an Lungenkrebs", gab ich von mir. Kyle nickte und hörte mir interessiert zu. "Erzähl du etwas von dir", bat ich nun. "Ich stamme eigentlich aus Denver. Bin 17 und somit in der Abschlussklasse. Ich liebe es zu malen und mich kreativ auszuleben. Leider werde ich von manchen schnell, wegen meines Aussehens verurteilt", redete er von sich.

Ich musste mir das Lachen verkneifen. "Du siehst doch gut aus. Einige werden vermutlich denken, dass du hochnäsig bist und ein Player, aber so ist das Leben. Man wird verurteilt und muss eben das Gegenteil beweisen", zwinkerte ich ihm zu, woraufhin er lächelte. "Was willst du mal machen?", fragte ich nach. Und er antwortete mit Überzeugung:"Ich will Chirurg werden. Ich wollte schon immer Menschen helfen und ihnen das Leben retten. Natürlich liebe ich die Kunst, aber ich liebe es mehr Menschen zu retten, zu heilen oder ähnliches und du?"

"Vermutlich werde ich bald mein erstes Album produzieren, wenn ich nach L. A. zurükkehre", sprach die Wahrheit aus. Da es mir peinlich war, war ich froh als das Essen endlich kam. "Mein Essen ist vorzüglich, willst du probieren?",fragte er nach. Ich nickte und er schob mir seine Gabel in den Mund. Er hatte recht, es war mehr als gut. Auch ich ließ ihn von meinem Essen probieren und er fand es fast noch besser als seins.

Kyle bezahlte die Rechnung und wir machten uns zu unserem letzten Punkt auf den Weg. Händchenhaltend liefen wir durch die Straßen. Das Empire State Building war das letzte auf seiner Liste. Das Gebäude war am Abend noch so viel schöner als am Tag. Wir fuhren mit dem Aufzug hinauf und stiegen aus. "Wow", kam aus meinem Mund und er lachte nur. Die Stadt leuchtete und glitzerte. Es hatte mir die Sprache verschlagen.

"Darf ich fragen warum du eigentlich hier bist", schnitt er das heikle Thema an. Ich atmete tief ein und antwortete ihm ehrlich, er hatte es sich verdient:"Ich hatte in Anführungszeichen einen Freund. Er war der Badboy der Schule und somit heißbegehrt. Eigentlich kannte ich ihn schon früher was sich erst später herausgestellt hatte. Er war damals mein bester Freund. Wir verbrachten viel Zeit miteinander als der Tag des Balls kam. Zusammen hatten wir sehr viel Spaß und wir verabschiedeten uns schon früher. Er wollte mit mir zu einer Hütte. Letztendlich lief es darauf hinaus, dass ich mit ihm schlief. Ich sah ihn noch in der Schule und als er mit mir reden wollte, ignorierte ich ihn, da ich verletzt war. Nach drei Tagen traut er sich erst mit mir zu reden. Geschweige denn irgendwas zu schreiben, was mir gereicht hätte. Der Tag an dem er mit mir sprechen wollte, war der letzte an dem ich ihn sah. Eine Leiche tauchte mit seinem Ausweis und Brieftasche auf. Mein Bruder und seine Freunde identifizierten ihn und ja er ist tot."

Kyle starrte mich an und nahm mich wortlos in den Arm. "Tut mir leid", flüsterte er in mein Ohr,"wie war sein Name?" "James Cameron. Er hieß James Cameron", antwortete ich. Er nickte spürbar an meiner Schulter. Nach einer langen Umarmung sah er mir in die Augen und sprach:"Ich würde dich jetzt gerne küssen, aber ich weiß nicht, ob das der richtige Moment ist." Ich nickte um ihm das Einverständnis zu geben und er verstand es.

Ich kannte ihn noch nicht lange, aber ich wusste, dass ich ihm vertrauen kann. Ich weiß, dass er für mich da ist, wenn ich ihn brauche. Kyle küsste mich zärtlich, aber trotzdessen mit viel Gefühl. Wir lösten uns und lächelten uns an. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich zittere, aber Kyle hat es bemerkt. "Ich bring dich ins Hotel, du frierst", sagte er. Er legte auf dem Rückweg seinen Arm um mich, um mich etwas zu wärmen.

Jetzt standen wir vor meinem Hotel. "Kyle, ich danke dir für diesen wundervollen und perfekten Abend. Danke, dass du dir meine Geschichten angehört hast. Ich hab dich falsch eingeschätzt, aber du hast mich von dir überzeugt. Du bist toll, Kyle und ich bin froh, dass ich dir die Chance gegeben habe. Vielleicht kann ich mich irgendwann revanchieren. Aber bis dahin soll dir bewusst sein, wie dankbar ich dir bin", lächelte ich.

"Kein Problem. Weißt du ich hab das gerne gemacht und wir werden uns bestimmt die nächsten Tage wieder sehen und wenn nicht dann schreib ich dir. Außerdem brauchst du dich nicht revanchieren, du hast dich bereits revanchiert indem du die Zeit mit mir verbracht hast und jetzt geh rein." Kyle gab mir noch einen federleichten Kuss und verschwand dann.

Der Abend war wirklich toll. Und ich würde ihn in Erinnerung behalten. Es war eine gute Entscheidung, dass ich nach New York kam. Vielleicht konnte ich mir hier ja ein Leben aufbauen. "Ping, ping", machte mein Handy. 1 neue Nachricht von Kyle. "Nochmals danke meinerseits für diesen Tag, lass es uns bitte wiederholen. Was hältst du davon, wenn wir morgen abend in eine Bar gehen? Ich hol dich um 8 Uhr ab ;) <3"

Ich stimmte dem Treffen zu und war bereits jetzt schon wieder gespannt auf morgen. Kyle war irgendwie ganz anders als James. James war kalt, selbst wenn man ihn kannte, war er meist abweisend und zeigte nicht wirklich viel von seinem wahren ich, das hinter einer Maske verborgen war. Kyle hingegen war lebensfroh und zeigte seine Gefühle. Er zeigte sich selbst und machte das was er liebt, selbst wenn andere Vorurteile hatten.

Mit vielen Gedanken schlief ich letztlich ein. Das erste Mal seit langer Zeit träumte ich. Ich träumte von all den Menschen, die ich in L. A. gelassen hatte. James tauchte auf, aber auch Kyle. Ich war zu sehen, wie ich glücklich in New York durch die Straßen lief. Ich war erwachsener und definitiv älter in meinem Traum, aber das wichtigere irgendwer war an meiner Seite, doch ich konnte nicht identifizieren wer. Dann erwachte ich.







Something between us. A Badboy Story. #wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt