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CN TW Gewalt/violence


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■THROWBACK [Dein Name] - ○KINDHEIT○ ■

"Nein, das wirst du nicht!" höre ich eine männliche, aggressive Stimme aus dem Wohnzimmer, auf die eine Ohrfeige und ein weniger männlich klingender Schmerzenschrei folgt. Ich, 4 Jahre alt,sitze mit meinem Kuscheltier Piepsi im Schoß auf dem Bett und halte mir die Ohren zu.

Doch den Lärm, die Schreie, das Klatschen der Hand auf der Haut, die Wut, die Agression und die Angst höre ich trotzdem.
Mir kommt es so vor, als würde Nichts auf dieser Welt meine kleine, verletzbare Kinderseele davor schützen können.
Mein Vater, der, aus welchem Grund auch immer, mal wieder sauer auf meine Mutter ist, kann sich mal wieder nicht zurückhalten und schlägt sie.
Nicht einmal.
Nicht zweimal.
Auch nicht drei- oder viermal.
Mindestens 20 mal.
Weiter kann ich noch nicht zählen.

Es wird wieder ruhig im Wohnzimmer.
Stattdessen gehen sie ins Schlafzimmer und es klingt nicht so, als würde meine Mutter das freiwillig machen. Er zwingt sie dazu und die Geräusche, die jetzt kommen, kenne ich auch schon. Ich will euch eine detaillierte Beschreibung ersparen und sage nur eines: Schmerz.

Viel lieber würde Mama jetzt mit mir und Piepsi draußen im Garten spielen oder mir meine Lieblingsgeschichte vorlesen, anstatt von diesem Mann, den ich meinen Vater nenne, geschlagen, verachtet und unterdrückt zu werden, da bin ich mir sicher.

Warum ist dieser Mann noch hier?
Warum duldet Mama ihn hier noch?
Warum schmeißt sie ihn nicht einfach raus?
Nach all dem, was er ihr angetan hat?
Fragen über Fragen, die mein Kopf einfach noch nicht klären kann.
Ich kann so vieles nicht erklären und verstehen, schon gar nicht, warum mein Vater meine geliebte Mama schlägt.
So oft habe ich sie schon gefragt, was los ist, wenn sie wieder auf der Couch sitzt, auf einen Gegenstand starrt, die Tränen unterdrückt und ein zerknittertes Taschentuch in der Hand hält. Doch immer hat sie abgewunken, mich mit ihrem Alles-ist-gut-mach-dir-keine-Sorgen-Lächeln angeschaut und die Nase hochgezogen.

Langsam stehe ich von meinem Bett auf, Piepsi noch immer in der Hand und gehe zu meinem Tisch in der Ecke des Zimmers, auf dem ein Radio steht.
Neben dem Tisch steht ein CD-Halter, aus dem ich mir 3 Hüllen herausnehme:
"Leo Lausemaus", "Pettersson und Findus" und "Die Abenteuer des kleinen Drachen Kokosnuss".
Ich lege sie nebeneinander, schließe meine Augen und tippe zufällig auf eine Geschichte.
Leo Lausemaus.
Nicht meine Lieblingsgeschichte, aber ich mag Leo und seinen besten Freund Teddy, wie sie zusammen die Welt entdecken.
Mama hat mir schon oft gezeigt,wie man das mit der CD macht und so drehe ich die volle Lautstärke auf, als die hohe,fröhliche Kinderstimme anfängt, das Titellied zu singen, um die anderen Geräusche zu übertönen.

Die "anderen Geräusche" sind zwar schon alltäglich für mich geworden, doch mit jedem Mal stören sie mich mehr, da ich auch immer mehr verstehe, was passiert.

Die Geschichte ist fast vorbei und obwohl es nicht meine Lieblingsgeschichte ist, kann ich sie auswendig. Plötzlich stürmt Mama in mein Zimmer und befiehlt mir, das Radio leiser zu machen. Ihr Blick und ihre Art sind genervt, aber ich kann auch Erschöpfung und Angst sehen.
Sie hebt ihre Hand und fährt sich damit durch die zerzausten Haare, was es nicht viel besser macht. Aber das tut sie immer, wenn sie gestresst ist, wenn auch ohne richtigen Nutzen.

Ich gehe zu meinem Radio und beende die Geschichte vorerst.
Als ich mich wieder umdrehe, sehe ich Mama weinen.
Ich laufe zu ihr und will sie in den Arm nehmen, aus dem einfachen Grund, weil ich sonst nicht weiß, was ich tun soll.
Sie lacht kurz, streichelt mir über den Kopf und flüstert in meine Haare, sodass ich es gerade noch so höre: "Alles wird gut, mein Schatz".
Ich weiß, wie bescheuert das eigentlich ist und dass sie das nur sagt, um ihre Schwäche zu verstecken und mich zu stärken.

Es ist das erste Mal, dass sie wegen meinem Erzeuger vor mir weint.
Ich habe keine Ahnung, wo dieser Mann jetzt ist. Ich habe kein Türknallen gehört, was aber auch an meiner lauten Geschichte liegen kann.

Ich bin mir nicht sicher, ob er noch im Haus ist.
Ich bin mir nicht sicher, ob meine Mama heute in Sicherheit ist.
Aber ich bin mir sicher, dass das nicht das letzte Mal war.

Hoffe euch gefällt der kleine Throwback und es war nicht zuuu krass.
Meinungen etc wie immer in die Kommentare.
btw es ist viel zu warm, weshalb der letzte Teil relativ shitty geworden ist, aber ich wollte das halt raushauen.

~759 Wörter

I want to call you Mine | TonixReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt