Kapitel 2

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Blue pov.

Ein leises Piepen und ein Stimmengewirr war zu hören. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, aber es gelang mir nicht. Mein Körper fühlte sich bleischwer an und ich konnte mich nicht bewegen. Ein dumpfer Schmerz hallte in meinem Kopf wieder und ich roch das mir nur allzu bekannte Desinfektionsmittel. Mir war klar wo ich mich befand, ich war aufgewacht und wieder im Labor. Noch immer gefesselt musste ich auf dieser Liege liegen und das Piepen kam wohl von den unzähligen Geräten um mich herum. 

Ich driftete wieder etwas weg und kam erst wieder nach einiger Zeit zu mir. Da konnte ich die Stimmen bereits klarer hören und brachte es auch fertig meine Augen einen Spalt zu öffnen. Zunächst bemerkten sie gar nicht, dass ich aufgewacht war und diskutierten heftig weiter über irgendwelche medizinischen Neuheiten. Als ich mich jedoch wieder etwas bewegen konnte, blickten sie zu mir und begannen mich wieder zu untersuchen. Mit einer Lampe läuteten sie in meine Augen und testeten meine Reflexe. Als sie damit dann irgendwann fertig waren, riefen sie wieder nach Monsieur Pataud, damit dieser mich wieder in meinen Käfig stecken konnte. 

Er kam ins Zimmer und sah mich abschätzig an. Mir wurde das Halsband umgeschnallt und ich wurde gezwungen mich wieder in einen Wolf zu verwandeln. Mit letzter Kraft gelang mir dies. Nachdem ich dann in dieser Gestalt am Boden sass, zog mich Monsieur Pataud an der Kette in die Richtung meines Zimmers. Er schloss den Raum auf und wies mich an un den sich darin befindlichen Käfig zu legen. Ohne Wiederworte leistete ich seinem Befehl folge und rollte mich hinter den Gitterstäben zusammen. Erschöpft legte ich den Kopf auf meine Pfoten und dachte an die Zeit zurück, von der ich geträumt hatte. Lange Zeit hatte ich dies nicht getan und fragte mich weshalb dies genau heute passierte. Es lag vermutlich an der Halluzination, welche ich während der Behandlung erfuhr. Ich hatte die Zeit vor meinem Aufenthalt hier beinahe vergessen, fiel mir auf. Das durfte allerdings nicht passieren, niemals! Es war das einzige in meinem Leben, das es noch lebenswert gemacht hatten und das durfte man mir nicht nehmen. Schliesslich hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben wieder aus dieser Hölle zu kommen. Vielleicht würden die Forscher einfach das Interesse verlieren oder man würde das Projekt beenden. Wer wusste das schon.

Meine Gedanken um die Freiheit nahmen immer weiter zu und ich begann mir die Aussenwelt vorzustellen. Sah sie immer noch so aus, wie sie es tat, als ich noch dort lebte oder hatte sie sich grundsätzlich verändert? Ich begann mir auszumalen wie es war wieder durch Wiesen und Wälder zu streifen und den Wind in meinem Fell zu spüren. Während ich so nachdachte, fiel ich langsam in einen tiefen Schlaf. Der Schlaf war das schönste hier. Nicht nur, dass man sich um nichts sorgen musste sondern auch, dass ich ihn wieder sehen konnte. Ich träumte oft von ihm und hatte ihn dennoch noch nie getroffen. Wir waren auf eine seltsame Weise miteinander verbunden, ich konnte es aber nicht beschreiben. Immer wenn ich ihn sah, wurde mir ganz warm und ich war glücklich. Seinen Namen kannte ich nicht, genauso wenig wie ich je mit ihm gesprochen hatte. Ich sah ihn jeweils nur aus der Ferne und manchmal blickte er auch in meine Richtung. Allerdings schien er mich nicht zu sehen. 

Er war wunderschön, hatte kräftige dunkle Locken und grüne Augen. Immer wenn ich ihn sah, lächelte er leicht , was seine Augen zum Strahlen brachte. Wie wünschte ich mir nur ihm begegnen zu können. 

Ein Knarzen liess mich aufschrecken und direkt in die Augen von Monsieur Pataud blicken. Wie hatte ich nur überhören können, dass er das Zimmer betreten hatte? Er wies mich an mich wieder in einen Menschen zu verwandeln und danach aus dem Käfig zu steigen. Kaum hatte ich die Gittertür passiert, packte er mich und drückte mich an die Wand. Ich kannte das schon, immer wenn er wütend auf etwas war, liess er es an mir aus. Ich sah wie er zum Schlag aufholte und mich danach im Gesicht traf. Er beleidigte mich als Missgeburt und meinte ich sei es nicht Wert leben zu dürfen. Immer wieder trafen mich seine Schläge, bis er irgendwann ruhiger wurde und mich zurück in den  Käfig stiess. Er drohte mir noch, dass ich auf gar keinen Fall etwas davon verraten durfte, wenn mir mein Leben lieb war und verliess das Zimmer. Noch erschöpfter als zuvor rollte ich mich im Käfig zusammen, versuchte nicht auf den Verletzungen zu liegen und schloss meine Augen.

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