Schwestern Zeit (Teil 2)

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 „Granni und ich lebten in einem kleinen Ort in Deutschland. Wir waren glücklich. Ich hatte viele Freunde, doch irgendwann zog ich mich zurück. Wurde zum Einzelgänger. Die Leute hatten Angst vor meinen lilafarbenen Schimmer in den Augen.“, als ich dies sage muss ich anfangen zu schmunzeln. ,,Sie dachten wirklich ich wäre ein Wesen. Sie hatten einfach zu viele Fantasiegeschichten gelesen. Die Leute hielten Abstand. Ich war gerade 7 Jahre. Damals verstand ich es nicht. Ich weinte oft. Granni war immer da. Immer wieder habe ich sie gefragt, ob ihr mich irgendwann abholen kommt. Sie sagte immer, dass ihr mich irgendwann holen kommt und ich es nicht falsch verstehen solle, dass ihr gegangen seid.

Ich wurde älter und lernte damit zu leben. Ich  hatte mich damit abgefunden, dass die Leute Abstand hielten. Als ich 15 wurde, kaufte ich mir Kontaktlinsen. Ich arbeitete bei unserem Nachbarn auf dem Reiterhof. Ich hatte sogar eine Stute. Sie hieß Persephone. Sie war pechschwarz. In ihren Augen sah ich mich. Sie war praktisch wie ich. Keins der anderen Pferde mochte sie. Nur ich durfte sie reiten, streicheln und füttern. Die einzige die sie noch streicheln und füttern durfte war Tammi. Sie war die Tochter unseres Nachbarn und eine Zeit lang meine beste Freundin. Das ist sie eigentlich jetzt noch aber ich habe kein Kontakt mehr zu ihr seit ich hier in Kuba bin.

Vor gut anderthalb Jahren war mein Leben dann ganz gut. Man konnte es zwar nicht perfekt nennen aber wessen Leben ist schon perfekt?  Ich hatte einen einser-Durchschnitt in der Schule und dank der Kontaktlinsen, wenigstens ein paar Freunde, abgesehen von Tammi. Eines Tages fragte mich Franz, der beliebteste Junge auf unserer Schule, ob ich mit ihm ausgehen wolle. Ich war so naiv. Da ich ihn sehr mochte, sagte ich zu. Wir trafen uns öfters und waren schlussendlich zusammen. Er machte mir Geschenke und war für mich da. Doch dann sah ich ihn, wie er mit Kathy, der Schulschlampe, rumknutschte. Es brach mir das Herz. Ich stellte ihn zur Rede. Er sagte nur, dass es eine Wette war und er nie mit jemand wie mir freiwillig zusammen wäre. Ich zog mich wieder zurück. Granni war die ganze zeit über da. Sie tröstete mich, brachte mir meine Lieblings Blumen mit. Ich brauchte eine ganze Weile um aus den Loch wieder heraus zu kommen, doch ich schaffte es. Und als ich endlich wieder bereit war richtig zu leben, starb Grandma. Und ja. Dann bin ich zu euch nach Kuba gekommen.“, beende ich.

Clary war die ganze Zeit still. Immer wieder öffnet sich ihr Mund um etwas zu sagen, doch immer schließt sie ihn wieder. Sie scheint nicht die richtigen Worte zu finden. „Es tut mir so Leid!“, sagt sie nun und senkt ihren Kopf. „Was? Warum?“, frage ich. „Ich hätte für dich da sein müssen! Ich hätte zu dir zurückkommen sollen! Ich hätte..“, sagt sie doch ich unterbreche sie: „Nein, Clary! Du kannst nichts dafür! Die einzigen die Schuld daran haben sind unsere Eltern. Nicht du! Hörst du? Gibt dir nicht die Schuld!“. „Aber…“-„Nichts aber, Clary. Mir ging es soweit ja auch gut. Grandma hat mir immer ihre volle Liebe geschenkt!“, sage ich. „Erzähl mir liebe was du so getrieben hast.“, Wechsel ich schnell das Thema. „Es gibt nicht viel zu erzählen.“, antworte sie. „Es wird schon was geben. Ich meine 13 Jahre sind eine lange Zeit“, sage ich lächelnd.

Sie lächelt ebenfalls und beginnt zu erzählen: „Naja am Anfang habe ich immer geweint. Ich wollte zurück zu dir. Wir wohnten weiter weg von den Rest der Familie hier und da Mum und Dad arbeiten mussten, besorgten sie mir eine Nanny. Ich hatte mindestens 20 verschiedene Nannys in 2 Monaten. Ich konnte keine Wirklich leiden. Nie hörte ich auf sie und das gemacht was sie gesagt haben, habe ich auch nicht. Ich schoss das Essen auf sie, räumte mein Spielzeug wieder aus, was sie gerade eingeräumt hatte. Ich machte ihnen praktisch das Leben zur Hölle.“. Ich fange an zu lachen. Das Bild in meinen Kopf, wie Clary schreiend durchs Haus rennt und essen auf die ebenfalls schreiende Nanny schießt, ist einfach zu gut. Clary zuckte nur mit den Schultern und sagt: „Ich war halt ein Rebell. Ich hätte alles getan um wieder zu dir zu kommen. Auf jedenfalls wurde es meinen Eltern dann zu viel, als die 20. Nanny kündigte. Sie beschlossen näher zum Rest der Familie zu ziehen, damit die auf mich aufpassen. Naja und du kennst unsere Eltern. Haben sie sich einmal etwas im Kopf gesetzt, ziehen sie es auch durch. Schlussendlich zogen wir hier ein.

Nur leider ging es hier anders zu als bei den Nannys. Ich musste mich benehmen. Die zogen es einfach knallhart durch. Egal was ich machte, es störte niemanden mehr. Bis ich schlussendlich aufgab und aufhörte. Ich hatte mit Damien und Fynn einen privat Lehrer, der uns alles beibrachte, was wir wissen mussten. Er hatte es natürlich nicht einfach, da Damien, Fynn und ich ihn gerne ärgerten. Freunde hatte ich ebenfalls nicht sehr viele aber ich hatte ja Damien und Fynn. Wir verstehen uns super und sie reichen mir aus. Ein halbes Jahr war ich mit Calum zusammen. Doch Dad vergraulte ihn. Du kennst Daddy ja. Schrecklich. Naja auf jeden fall hatte ich Calum einmal mit hier. Doch Dad hat ihn dann vergrault als ich im Bad war. Zumindest haben das Fynn und Damien gesagt. Sie sagten er habe Calum gedroht. Naja auf jeden Fall hat Calum schlussgemacht und ja… Jetzt bist du wieder hier. Endlich sind wir wieder komplett.“. Ja wir sind wieder komplett.

Es klopft an der Tür und Mum steckt ihren Kopf durch die Tür. „Okay genug gequatscht, Kinder. Es ist schon 23.00. Wir gehen schlafen. Bleibt nicht zu lange wach und seid nicht so laut. Schlaft schön, bis morgen.“, sagt sie. „Nacht mum!“, sagen wir im Chor und lächeln. Mum schließt die Tür wieder und ich sage zu Clary: „Ich geh schlafen. Bis morgen. Hab dich lieb!“.-„Ich dich auch. Bis morgen.“, sagt sie ebenfalls und geht nach trüben in ihr Zimmer. Ich packe mein Schlafzeug und verschwinde im Bad. Dort putze ich Zähne, flechte meine Haare und ziehe mich um. Dann noch abschminken und schon liege ich wieder in meinen weichen Bett. Ich schau auf mein Handy. Dort steht eine neue Nachricht von Nick:

Hi Süße <3

Hat deine Schwester mitbekommen, dass ich da war? Ich hoffe nicht. Sehen wir uns morgen? Also falls du noch wach bist, denk dir ein Kuss von mir. Schlaf schön. Ich lieb dich! xxNick

 Ein breites Grinsen ziert mein Gesicht. Er ist so niedlich. Schnell Tippe ich ihn ebenfalls eine Nachricht ein:

 Hey Nick

Nein zum Glück nicht. Ja ich hoffe doch. Danke für den Kuss, ich schick dir einen mit. Schlaf gut, bis morgen. Ich liebe dich mehr <3. xxClaire

 Ich schalte mein Handy und die Lampe aus und schlafe mit den Gedanken bei Nick ein.

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