Royal 6

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,,...so und Frau Winter sie gehen in die Chirurgie aber dieses Mal zu Herrn Dr. Freese und kümmern sich um die Entlassung von Herrn Johnson." teilte Niklas uns wie gewohnt ein. Wir gingen uns jetzt schon seit fast einer Woche aus dem Weg und unterhielten uns nur über Berufliche Themen und auch nur wenn es wirklich nötig war. Zwischen David und mir lief es auch nicht mehr so wie noch vor ein paar Wochen. Irgendwie lief gerade nichts in die richtige Richtung. Ein Mädelsabend musste her. Auf den Weg zum Counter für die Entlassungspapiere schrieb ich Clara schnell eine Nachricht.
-Heute Abend, treffen bei mir?
-Morgen Abend ist besser. Ich freu mich.
Clara hatte in den letzten Tagen Prüfungen gehabt, weshalb sie kaum ansprechbar war und wir uns nur kurz am Telefon unterhalten hatten.
,,Buh! Julchen bist du anwesend?" fragte mich Vicki uns sah mich prüfend an. Ich schüttelte den Kopf leicht ,,Wieso?" ,,Naja, du stehst hier schon seit fünf Minuten auf diese Entlassungspapiere zu staren. Von wem sind die denn?" Sie sah über meine Schulter. ,,Ah, von deinem Lover." Irgendwie nervte mich das gerade alles ,,Ach, lasst mich doch alle mal in Ruhe." sagte ich genervt und schnappte mir die Entlassungspapiere um dann bei David zu erscheinen. ,,So, du musst einmal hier, da und da unterschreiben." sagte ich mit unterkühlter Stimme und ich zeigte ihm die entsprechenden Stellen. Ich reichte ihm einen Kuli und er setzte an um zu unterschreiben als er die Hand wieder hob und seufzte ,,Julia, du weißt, dass ich dich vermissen werde und ich mich unglaublich gerne mal mit dir treffen möchte ." sagte er eindringlich aber zu gleich auch unglaublich sanft. Ich nickte. ,,Ja, ich weiß. Und ich fände das auch unglaublich schön. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass du mir vertraust und ich kann mich nicht mit dir treffen wenn das der Fall sein sollte." ,,Ich weiß. Aber ich tu es. Vielleicht kann ich dich ja überzeugen. Hättest du denn vielleicht Lust heute Abend wenigstens etwas trinken zu gehen?" Ich sah ihn an und wusste nicht was ich sagen sollte. Ich mochte ihn wirklich sehr gerne. Aber ich hasste es wenn ich das Gefühl hatte, dass Leute mir nicht vertrauen. ,,Bitte." sagte er flehend und nahm meine Hand. Ich seufzte ,,Na gut. Heute Abend um 8 am Domplatz." Clara hatte ja für heute Abend abgesagt also hatte ich genug Zeit. ,,Danke." sagte er und wollte mich umarmen aber ich ließ es nicht zu ,,Nicht hier." sagte ich mit einem Schelmischen Grinsen schnappte mir die Entlassungspapiere, die er schnell unterschrieben hatte und verschwand aus der Tür.
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Ich hatte David gerade wirklich zugesagt. Wir hatten ein Date, wenn man das so nennen konnte. Mein Handy holte mich aus meinen Gedanken. ,,Winter?" meldete ich mich. ,,Ja, Dr.Freese hier. OP 2 bitte. Akutes Abdomen. Not Laparotomie." ,,Bin unterwegs." schnell legte ich meine Sachen am Counter ab und rannte dann zum Op.

Bitte Clara. Nimm ab. Ich saß gerade auf meinem Bett und sah verzweifelt in meinen Kleiderschrank. Jetzt brauchte ich den Rat von Clara für meine Kleiderwahl. ,,Hier ist der Anrufbeantworter von Clara Bechen. Ich freu mich über eine Nachricht." hörte ich. Seufzten legte ich auf. Ich musst jetzt Strategisch vorgehen.
Also ich könnte ein Kleid anziehen. Aber ich war nicht sicher ob das zu schick war. Ich könnte einen Jumpsuit anziehen aber irgendwie war das auch zu schick. Eine Hose wäre vielleicht etwas zu lässig, aber mit einer Bluse und hohen Schuhen wäre das natürlich nicht der Fall. Seufzten ließ ich mich wieder fallen. Warum hatte ich zugesagt? Ausgerechnet heute. Ich sah auf die Uhr. Scheiße! Nur noch eine Dreiviertelstunde. Schnell nahm ich mir eine Jeans aus den Schrank und kombinierte sie mit einer Violetten Bluse. Ich Schminkte mich noch leicht und band dann die vordere Partie meiner Haare zurück. Zuletzt nahm ich noch ein paar dunkel Blaue Pumps aus meinem Schrank und betrachtete mich zufrieden im Spiegel.
In der Bahn versuchte ich meine Nerven irgendwie unter Kontrolle zu behalten. Ich fragte mich immer noch warum ich zugesagt hatte. Ich hatte wirklich keinen Grund dazu. Doch hast du. Du stehst auf ihn.
Am Domplatz angekommen hielt ich Ausschau nach David. Als ich ihn sah, sah ich, dass er auch scheinbar nach mir suchte. Als sich unsere Augen trafen wusste ich warum ich mich mit ihm traf. Dieser Typ war einfach umwerfend.
Bei ihm angekommen umarmten wir uns zur Begrüßung. ,,Hey, wie geht es dir?" fragte er mich. ,,Gut, und dir? Gut im Hotel angekommen?" Er nickte ,,Ja, alles gut." er sah mich an und ich musterte ihn. Er sah wesentlich besser aus als im Krankenhaus. ,,Sollen wir ein Stück gehen?" fragte ich dann um die Stille zu durchbrechen. ,,Gerne" er hielt mir, ganz den Gentleman, den Arm hin und ich hakte mich kichernd unter. ,,Was soll ich dir zeigen? Die Kirche oder möchtest du durch die Altstadt laufen?" ,,Lass uns einfach dahin laufen und dann sehen wo uns der Abend hinführt." er zeigte in eine Richtung in die wir dann liefen. ,,Hast du hier auch studiert oder wohnst du hier erst seid du am Klinikum arbeitest?" fragte David und sah mich von der Seite an. ,,Ich habe in Jena studiert. Also hier in der Nähe. Ich wohne hier eigentlich schon seid ich studiere, da Erfurt ja nicht ganz so weit weg ist. Aber ich kann dir leider nicht so viel über Erfurt erzählen. Das einzige worüber ich dir etwas sagen kann ist das Klinikum und die Uni. Viel mehr habe ich von Erfurt noch nicht gesehen." wir lachten beide. ,,Und du? Du kommst aus England spricht aber fast akzentfrei Deutsch. Was ist dein Geheimnis?" fragte ich ihn spielerisch, doch bei dem Wort Geheimnis verhärtete sich sein Gesichtsausdruck leicht. ,,Also ich habe in der Schule früher Deutsch gelernt, ich habe dann mein Jura Studium in England angefangen und in Deutschland beendet. Ich bin immer noch sehr oft in England aber wie jetzt auch durchaus mal in Deutschland."  ,,Und auf welchem Gebiet hast du dich spezialisiert?" ,,Familienrecht." ,,Ouh, das ist bestimmt spannend. Und warum genau?" ,,Du bist ziemlich neugierig oder?" fragte er mit einer gespielten ersten Miene. Ich grinste ,,Tja." und zuckte mit den Schulten, als mir auffiel, dass ich immer noch bei ihm untergehakt war. ,,Ich finde die verschiedenen Familiensituationen spannend es gibt irgendwie nie ein gleiches Problem oder einen gleichen Streit." ,,Hört sich gut an." er nickte. Wir liefen eine Weile schweigend nebeneinander. Ich genoss seine Anwesenheit und auch er schien keine Probleme damit zu haben, dass ich immer noch an seinem Arm untergehakt war. ,,Auf welche Fachrichtung möchtest du dich spezialisieren?" fragte er dann in die Stille. Ich sah zu ihm auf ,,Vielleicht Unfallchirurgie aber ich tendiere mehr zur Gynäkologie und Geburtshilfe." ,,Auch etwas mit Familien." stellte er fest. Ich nickte ,,Ja, es ist immer wieder unglaublich schön zu sehen wie sehr sich die Familien freuen wenn ein Kind geboren wird. Und es ist ja auch ein Wunder wenn ein Kind geboren wird." schwärmte ich und musste an die Zahlreichen Geburten zurück denken, bei denen ich schon dabei war. ,,Möchtest du auch mal Kinder haben?" fragte David mich unvermittelt. Ich blieb stehen und drehte mich so, dass ich ihm gegenüber stand. Das war dann doch plötzlich eine sehr Private Frage geworden. Er schien es auch zu merken ,,Sorry, war wohl eine sehr direkte Frage. Musst mir jetzt nicht antworten." ich schüttelte schnell den Kopf. ,,Nein, Nein. Alles gut. Die Frage hat mich nur etwas überrascht. Also ich denke, dass ich das durchaus in Betracht ziehe. Es ist wirklich ein Wunder wenn so ein Wesen auf die Welt kommt. Aber ich denke erst wenn ich meinen Facharzt gemacht habe." Meine Stimme wurde zum Ende hin immer leiser bis es nur noch ein Flüstern war. Seine Augen wanderten über mein Gesicht und als er meinen Blick einfing war er mir plötzlich sehr nahe. Etwas zu nah. Ich wusste was er wollte aber ich wusste nicht ob ich es auch wollte. Ich wich langsam einen Schritt zurück, sah ihn aber immer noch an. In seinen Augen schimmerte eine leichte Enttäuschung und sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen. Es tat mir leid aber ich war hierfür noch nicht bereit. Es gab noch zu vieles was hiergegen sprach. Er vertraute mit nicht ganz und irgendetwas verheimlichte er mir. Langsam wanderte mein Blick zu Boden ,,David, ich kann das das nicht. Noch nicht." flüsterte ich leise. ,,Aber ich verspreche dir, dass ich es irgendwann werde. Gib mir bitte etwas Zeit." Er nickte verständnisvoll und hielt mir erneut den Arm hin.

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