Auf dem Revier schauten mein Partner und ich alle gesammelten Hinweise zusammen an und studierten diese.
"Es muss doch einen bescheuerten Hinweis geben der uns zu ihr führt!" so langsam verlor Evans die Geduld und ich konnte ihn verstehen.
"Heute wird das nichts mehr. Wir machen jetzt Feierabend und schlafen eine Nacht darüber. Vielleicht übersehen wir ein kleines Puzzelteil. "
Demotiviert verließen mein Partner und ich also das Revier. Es hatte sie stark zugezogen und der Wind zog erbarmungslos durch meine Jacke, sodass ich jene enger um meinen Körper schlang. Der Regen peitschte gegen mein Gesicht, sodass ich die Augen zusammen kneifen musste, um den sperrlich beleuchteten Weg zu meinem Auto zu sehen. Alte Tüten und Blätter flogen über den Weg und es sah verlassen aus, überall wo ich hinblickte.
Ein nasser, vom Regen halb verblichener Zettel erweckte meine Aufmerksamkeit, als dieser gegen mein Fuß geweht wurde.
Ich erkannte auf dem verschmierten Papier nur sehr wenig, doch das dick gedruckte 'Missing' erkannte man sehr deutlich, darunter eine Frau, die mir irgendwie bekannt vorkam, doch kam ich einfach nicht darauf woher.
Sie hatte braune Haare und braune Augen.
Ich wählte die Nummer des Reviers. "Hey Johnsen, hier ist Lieutenant Blair kannst du mir Infos darüber geben ob eine junge Frau mit braunen Haaren und braunen Augen vermisst wird?"
"Tatsächlich wird eine sehr begabte Pianistin gesucht, ihr Name ist Grace Owens. Sie wird seit 2 Monaten als vermisst gemeldet, es gibt sehr wenig Chancen dass sie überhaupt noch lebt. Wenn Sie das so interessiert warum fragen Sie nicht einfach Ihre Familie und Freunde, ich gebe Ihnen morgen früh die Daten. Aber jetzt lassen Sie es für heute gut sein Lieutenant Blair. Machen Sie Feierabend und Grüßen Sie Ihre Mutter von mir."
"Das werde ich, danke Parker."
"Gute Nacht, Junge."
Officer Parker Johnsen, der älteste und liebenswürdigste Cop und Vaterersatz für so viele von uns. Wenn es ein Problem gibt konnte man immer zu um gehen, ihn um Rat fragen oder einfach nur da sitzen und das angenehme Schweigen genießen. Man konnte bei ihm entschleunigen und er hatte immer einen guten Spruch auf Lager.
Lächelnd steckte ich mein Handy zurück in meine Tasche und schloss endlich mein Auto auf, vor dem ich ewige Minuten im Regen gestanden hatte. Durchnässt und unterkühlt machte ich mich auf dem Heimweg, doch nicht ohne vorher noch im Krankenhaus nach meiner Mutter zu sehen.
Es war recht spät, doch hatte ich mit dem Krankenhaus extra besucherzeiten vereinbart.Krankenhäuser wirkten auf mich immer zu beklämmend. Der Geruch von Desinfektionsmitteln, der Schmale Grad zwischen Leben und Tod. Ängste und Glück lagen hier näher beieinander als irgendwo sonst und ich konnte nur die Leute bewundern, die den Gang welchen ich seit einiger Zeit ging, jeden Tag machten.
Vor dem Zimmer 202 blieb ich stehen und atmete tief durch. An dem Namenschild erkannte ich den Namen meiner Mutter, die durch meine finanzielle Unterstützung ein Einzelzimmer bekommen hatte.
Ich klopfte an und fragte mich ob sie schon schlief, doch wurde ich von einem strahlenden Lächeln begrüßt. Meine Mutter saß mehr oder weniger aufrecht in ihrem Bett und winkte mich zu sich.
"Hey Mum." begrüßte ich sie und zog schnell meine nasse Jacke aus um meine Mutter in die Arme zu schließen.
"Hallo mein wundervoller Junge!" rief sie beinah aus und ich genoss die Nähe zu ihr. Wir hatten uns immer gut verstanden und zusammen gehalten, gerade nachdem uns mein Vater verlassen hatte.
"Ich soll dich von Parker grüßen." richtete ich aus und ihr Lächeln wurde noch breiter. Sie war immer die lebensfrohe gewesen, egal wie viel Mist in ihrem Leben passiert war. "Grüß ihn bitte zurück es ist so nett das er immer an mich denkt." sagte sie ehrlich.
"Mache ich, aber nun zu dir, wie geht es dir Mum?" Ich hatte mich zu ihr ans Bett gesetzt und musterte ihr Gesicht während sie sprach, wohl eine dumme Angewohnheit meines Jobs.
"Ach wie soll es einer alten Frau schon gehen? - Sie lachte und fuhr fort - mir geht es ganz gut, ich hoffe ich kann bald wieder nach Hause, diese Hüftop war ganz schön anstrengend und ich möchte nach Hause und mich in meinen Garten setzen, die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen und einfach entspannen." Sie klang abgekämpft. Vor ihren Hüftproblemen war sie kaum zu bremsen gewesen, doch dann kam nicht nur das Alter sondern auch ein Unfall mit dem Fahrrad und sorgten dafür, dass sie nicht mehr die ungebremste alte Dame war.
"Wie geht es dir mein Junge? Du siehst fertig aus. Isst und schläfst du genug?" in ihrer Stimme lag Besorgnis und ein wenig Angst.
Ich nickte nur und erzählte ihr von dem Fall und dem Vermissten Blatt das ich gefunden hatte. Sie legte mir bestärkend ihre Hand auf meine und drückte sie leicht.Wir lachten gemeinsam und redeten bis meine Mutter vor Müdigkeit einschlief und ich so leise wie möglich das Zimmer verließ und die Tür hinter mir schloß.
Ich setzte mich in mein Auto, hörte dem Regen zu welcher auf die Fenster prasselte, dachte nach und startete dann den Motor. Ich fuhr über verregnete Straßen, schaute den Lichtern der Stadt zu welche auf den nassen Straßen reflektierten und machte das ich nach Hause kam.
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Am nächsten Morgen wurden mein Partner und ich ins Büro des Chief gerufen. Was für uns nichts gutes bedeuten konnte.
"Guten Morgen, Lieutenant Blair, Lieutenant Evans. Es tut mir leid es zu sagen, aber ihr werdet in einem anderen Fall gebraucht. Die vermisste Pianistin Grace Owens wird vermisst und es ist eure Mission sie zu finden oder zumindest es zu versuchen. Ihre Familie gibt nicht auf und mit ihrer Familie wollen wir uns nicht anlegen, ihre Familie besteht aus sehr guten Anwälten und diese haben uns schon oft deutlich klar gemacht, dass sie Antworten auf Miss Owens verschwinden haben wollen.""Aber warum? Wir sind gute Lieutenants wir brauchen einfach noch ein kleines bisschen mehr Zeit, bitte!" Flehte Evans neben mir. Ich hielt ihn auf, indem ich ihm die Hand vor die Brust hielt.
"Nah gut, aber sollten wir den Fall bald lösen dürfen wir zurück zum Fall Papiermörder?" Ich wusste das man nur durch Verhandlungen bei Chief Emez weiter kommen würde also gab ich mein bestes und legte all mein Glück in meine Überzeugungs und Überredungskünste.
"Also gut. Habt ihr den Fall in zwei Wochen gelöst und haben wir den Papiermörder bis dahin nicht, dürft ihr an dem Fall weiterarbeiten."
Evans neben mir verspannte sich, während ich nach der Akte von Miss Owens griff.
Als wir aus dem Büro getreten waren, blaffte jener mich an:,, Sag mal bist du von allen guten Geistern verlassen? Der Papiermörder war unsere Chance!""Beruhig dich Evans! Ich habe einen Deal ausgehandelt. Mehr konnten wir nicht machen." gab ich giftig zurück.
"Lieutenant Evans! Lieutenant Blair! Kommen Sie sofort zum Labor, einer Ihrer Kollegen hat bei einem neuen Tatort des Papiermörders etwas gefunden, das zu hundert Prozent an Sie gerichtet ist!" Deputy Michel Druews kam aufgeregt auf uns zu. " tut uns leid wir sind raus aus dem Fall." gab ich nüchtern zurück.
"Vollkommen egal, kommen Sie! Die Nachricht ist an Sie gerichtet!"
schneller als uns unsere Füße trugen sprinteten wir dem jungen Mann hinterher.
An dem Untersuchungslabor angekommen, starrten Evans und ich mit weit aufgerissende Augen direkt in eine Aufzeichnung mit einer Frau darauf.Blonde lange Haare, eine sich über das Gesicht ziehende Narbe, ein braunes und ein grünes Auge.
Und sie schaute in die Kamera und sprach:...
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Die verlorenen Klänge
Mystery / ThrillerLieutenant Sullivan Blair und sein Partner Nolan Evans sind auf der Suche nach einer jungen Frau, welche Aufsehen durch mysteriöse Mordfälle erweckt. Sie scheint die Aufmerksamkeit der Polizei zu suchen, doch verschwindet sie immer Spurlos nachde...