Kapitel 3: Die Familie Owens

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"Manchmal... Lieutenant Blair und Lieutenant Evans... muss man fallen um zu wachsen und manchmal ist das Licht im dunkelen Tunnel, genau das wonach man immer gesucht hat."

Ihre Stimme klang weich und doch war der Ton in dem sie sprach ernst und kalt.

Emotionen ließen sich nicht in ihrem Gesicht lesen. Sie war hübsch, keine Frage. Gebannt starrten Evans und ich auf den Monitor wo das Video inzwischen schon seit einigen Sekunden oder Minuten pausiert war und nur noch das Gesicht des mutmaßlichen Papiermörders zeigte.

,,Sie wollte, dass das passiert." säuselte ich abwesend. Ich dachte angestrengt nach. Wie zur Hölle war es möglich das sie so viel von uns wusste.

Sie musste Bescheid wissen über unsere mögliche Beförderung, über die Chance. Sie kannte nicht nur unsere Namen, was mich schon genug beunruhigt hatte.

Was wenn wir die nächsten Opfer sind? Fragte ich mich. Standen wir auf ihrer Liste?

Auch Evans war total in Gedanken versunken. Er schaute erschrocken auf den Bildschirm und ging wohl gerade die selben Gedankengänge durch, die noch vor wenigen Minuten meine Gedanken waren. Doch sprach er meine stumme Frage aus.

,,Was ist, wenn sie plant uns umzubringen?" fragte er mehr sich selbst als alle anderen.

,,Nein, das glaube ich nicht. Sie würde uns nicht warnen, sie würde uns keine Nachricht hinterlassen. Sie bestärkt uns sie zu finden. Aber warum?" gab ich zu bedenken.

In meinen Augen ergab das alles keinen anderen Sinn. Sie wollte gefunden werden.

,,Was ist, wenn jemand anderes hinter den Morden steckt und sie nur vorschiebt?" fragte Deputy Druews hinter uns.

,,Ich weiß es nicht. Aber was ich weiß ist, dass sie will das wir uns scheinbar dem anderen Fall witmen. Vielleicht hat das verschwinden von Grace Owens etwas mit dem Fall zu tun?" merkte ich an und schaute nun zu meinem Partner, welcher zu nichts weiter im stande war, als zu nicken.

__________

Wir standen vor dem Haus der Owens. Wobei Haus eine meilenweite Untertreibung war.
Die Villa ragte mit seiner strahlend weißen Fasade hervor, die Sonne stand nur noch leicht am Himmel und warf ein romantisches Licht auf das, mit Efeu umrahmte, Gebäude.

Mein Partner stieß einen leichten Pfiff aus eher er mit den Fakten zu Grace Owens rausrückte.

"Grace Ownes, achtundzwanzig Jahre alt, ein unheimliches Talent an der Violine und an dem Klavier, schon in jungen Jahren zählte sie zu den Hochbegabten, sie übersprang mehrere Klassen und besuchte zuletzt die Harvard University in Cambridge. Bis vor kurzem war sie mit einem Mr. David Brown zusammen, die Beziehung ging in die Brüche. Sie wuchs behütet in einer Pflegefamilie auf. Bei Rosie und Daniel Owens. Vermutlich starben ihre Eltern kurz nach ihrem dritten Lebensjahr bei einem Raubüberfall auf eine Bank. Mehr wissen wir nicht, doch sollten diese Informationen vorerst genügen." Zählte mein Kollege hinunter.

Wir nickten uns zu ehe wir zu dem beeindruckenden Tor gingen und an jenem die Klingel betätigten.
"Guten Tag was kann ich für die Herrschafften tun?" eine ältere aber freundlich klingende Stimme dran aus dem Lautsprecher am Tor. Wir erklärten unser Anliegen und zeigten unsere Marken in die Kamera.

"Wir haben Sie bereits erwartet, treten sie doch ein." Sprach der Mann im Lautsprecher und wie durch zauberhand öffnete sich die Forte zum Anwesen.

"Wow heilige Scheiße, dass ist der Wahnsinn." Staunte mein Partner als dieser die weiten Flächen des Grundstücks genauer betrachtete, auch ich ließ meinen Blick schweifen, konnte mich aber nicht so recht auf die schöne Landschaft vor mir konzentrieren, weshalb mir nur der große Brunnen und die rundliche Zufahrt vor dem Haus in Erinnerung blieben.

"Guten Tag, Officers." Sprach ein netter alter Mann mit lichten, grauen Haaren und einem Schnautzbart. Er passte nicht so recht in das Bild der protzigen Villa.

"Lieutenant." Korrigierte ich den alten Herren.

"Oh Verzeihung, wissen Sie Lieutenants hätte ich nicht erwartet, es ging hierbei doch nur um eine weitere Befragung zu unserer Enkelin?"

"Ja, Sir, doch gehen wir davon aus, dass der Fall Ihrer verschwundenen Enkelin, wie sie sagten, eine weitaus größere Bedeutung für die Polizei hat, als vorerst angenommen, verstehen Sie mich nicht falsch, wir behandeln alle Fälle mit dem gleichen Maß an professionalit. Nur hat sich herausgestellt das ihre Enkelin, vielleicht in einem anderen Fall eine Rolle spielt, diesen Spuren müssen wir nachgehen.

"Lassen Sie uns bitte erstmal reingehen." Gab der Mann schwer seufzend zurück.

Somit folgten wir dem Mann ins innere der beeindruckenden Villa, welche von innen nicht weniger pompös aussah.

"Schön haben sie es hier." Sprach mein Partner beeindruckt und musterte dabei die Bilder an der Wand und auf den Regalen.

"Ja, wir lieben dieses Haus. Hier ist Grace aufgewachsen. Wir haben sie aufgenommen." Erzählte der alte Herr mit einem sympathischen Lächeln auf den Lippen und hielt dabei ein Bild in seinem Händen. Als er dieses genauer ansah erlischte sein Lächeln. Er sah mit einem mal niedergeschlagen und traurig aus. Er hielt wohl ein Bild von Grace in den Händen.

"Zeigen Sie mir vielleicht ein Bild von ihr?" Sprach ich ohne wirklich zu wissen, was ich mir davon erhoffte.

Er reichte mir das Bild und ich schaute es mir genau an.

Sie hatte braune Haare und braune Augen.
Also keine Ähnlichkeit mit der Papiermörderin?

Soweit ich mich an das Bild erinnern kann hatte sie blonde lange Haare, eine sich über das Gesicht ziehende Narbe, ein braunes und ein grünes Auge.

Fasziniert betrachtete ich das Bild mit der sympatisch lächelnden Frau darauf.
Sie spielte mit ihren braunen Haaren und ihre Zähne stachen in einem hellen weiß entgegen.

Ich musste sie finden.

"So und nun erzählen sie von Ihr." Sprach ich, während wir uns alle ins Wohnzimmer setzten. Der ältere Herr setzte sich in seinen dunkelroten Ohrensessel und erst da fiel mir die alte dame auf, welche ebenso in einem Sessel saß, uns aber gar nicht wahr zu nehmen schien.

"bitte Entschuldigen Sie, dass ich sie nicht sofort aufgeklärt habe, das ist meine Frau Rosie, sie ist leider so gut wie gehörlos und nimmt zu dieser Tageszeit gerne mal ihre hörhilfen raus." Meinte der Mann lächelnd und tippte seiner Frau auf die Schultern.

Diese zuckte kurz zusammen ehe sie uns ansah und geschwind ihre Hilfen einbaute.

"Verzeihung, ich habe sie gar nicht kommen hören." Kicherte die alte Frau und war mir auf Anhieb sympatisch.

"Rosie Owens, sehr erfreut."

Nachdem wir uns alle gesetzt und ein Glas Wasser angeboten bekommen haben, ließen wir uns die Fakten noch einmal erklären.

"Sie verschwand vor mehr als zwei Monaten spurlos. Sie war auf einer Gala Veranstaltung als Musikerin aufgetreten und kam danach nicht nachhause." Erklärte die Frau aufgelöst.

"War sie alleine unterwegs?" fragte ich ruhig.

"Hören Sie ich beantworte gerne ihre Fragen, aber stellen Sie bitte welche die nicht schon ihre Kollegen gestellt haben. Und ja sie war alleine." Sprach nun der Mann für seine aufgelöste Frau.

_________

Nach der Befragung mussten Nolan und ich feststellen, das wir nicht weiter gekommen waren.

So gingen mein Partner und ich am Abend getrennte Wege.

Meine führten mich zu einer kleinen Seitenstraße, aus welcher ich plötzlich Violinenmusik hörte.
Instinktiv folgte ich jener ohne zu wissen wo es mich hinführen würde.

Und dann sah ich sie.

Rote lange Haare, grüne Augen und ein bezauberndes Lächeln.

Die verlorenen KlängeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt