Kapitel 3 ~Anna

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Das Schlafzimmer war echt cool. Es standen rechts und links jeweils zwei Schlafsofas. An der Decke war eine Luke, durch die Tageslicht hineinfiel. Vor jedem Sofa stand ein kleiner Tisch, auf dem ein paar Snacks lagen. In der hinteren Wand war ein großer Wandschrank eingelassen. Er hatte vier Türen, die alle einzeln abgesperrt werden konnten. Die erste besaß jedoch ein besonderes Sicherheitsschloss, das verriegelt war. Jule ging auf den Schrank zu und wollte die erste Tür öffnen, denn anscheinend hatte sie nicht bemerkt, dass diese Tür verschlossen war. Ich rief mir ins Bewusstsein, dass es natürlich normal war, dass jeder normale Mensch nicht sehen konnte, dass diese Tür abgeschlossen war. Was das anging, war ich wohl eine Ausnahme. Ich konnte es mir nicht erklären, doch ich sah durch Schlösser hindurch, wodurch ich auch erkennen konnte, ob die Schlösser verriegelt waren oder nicht. Schnell trat Albert neben sie und erklärte ihr, dass dies sein Teil war und wir uns einen anderen aussuchen sollten. "Aber warum hast du abgeschlossen?" Albert zuckte die Schultern. "Möchtest du etwa unbedingt meine Unterwäsche sehen?" Fragte er und lachte. Jule sah ihn skeptisch an, schüttelte dann jedoch den Kopf und setzte sich auf ein Sofa. Ich wunderte mich, warum er den Schrank mit seiner Unterwäsche mit einem Sicherheitsschloss versah, doch es interressierte mich nicht weiter.
Plötzlich sank die Temperatur. Albert schien es nicht zu merken, doch Jule wurde bleich und verließ fluchtartig das Zimmer. Das konnte nur eins bedeuten: der Schatten war wieder da. Ich hatte schon öfter gesehen, wie er plötzlich aus dem Schatten trat und sich mit meiner Schwester unterhielt. Jedesmal wenn er da war, wurde es schlagartig kälter und dunkler. Ich hoffte, dass Jule nicht gesehen hatte, dass ich den Schatten auch sehen konnte. Ich wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie es mitbekam. Leise schlich ich in den Flur und blieb hinter einer Biegung des Gangs stehen. Jule war im Badezimmer. Ich ging noch ein paar Schritte weiter, sodass ich sie nun richtig hören konnte, und setzte mich auf mein Bett. "...du verstanden?", hörte ich eine fremde Männerstimme. "Ja", murmelte meine Schwester. "Ich komme nachher wieder und bringe dir das Schwert. Du musst es irgendwo verstecken", sprach der Mann. "Ja. Ich weiß auch schon wo." Die Stimme meiner Schwester war leise und ängstlich. Endlich schien der Mann zufrieden zu sein. "Bis nachher", sagte er zum Abschied. Ich hörte meine Schwester erstaunt antworten, anscheinend war sie nicht gewohnt, dass dieser Mann sich verabschiedete, doch dann wurde es wieder wärmer und ich hörte, wie Jule die Badezimmertür aufschloss. Ich schnappte mir mein Buch, das neben mir gelegen hatte, und tat, als würde ich lesen. Jule kam aus dem Bad und sah mich gedankenverloren an. "Was liest du da?", fragte sie mich und legte den Kopf schief. "Eragon", antwortete ich wahrheitsgemäß und sah ihr in die Augen. "Du siehst erschrocken aus", sagte ich und versuchte den besorgten Gesichtsausdruck unserer Mutter nachzuahmen. Anscheinend gelang es mir nicht allzu gut, denn sie fing an zu lachen. Schlagartig wurde sie wieder ernst. "Meinst du, man kann auf diesem Boot irgendwo unbemerkt miteinander sprechen?", fragte Jule und sah sich flüchtig um. "Ich denke schon", antwortete ich und ging wieder an Deck. Hinten auf dem Boot war mir eine Luke aufgefallen. Sie schien in den Maschinenraum zu führen, der mir perfekt vorkam, da dieses Boot schon lange als Segelboot genutzt wurde und die Maschinen deshalb schon länger nicht mehr in Betrieb waren.

~Jule

Ich folgte meiner Schwester über das Deck. Sie sah sich flüchtig um und kniete sich dann vor einer Luke hin. Die Luke hatte einen Durchmesser von etwa 50 cm. Auch sie war blau gestrichen, wodurch sie einem erst bei genauem hinsehen auffiel. In der Mitte der Tür war ein - ebenfalls blau gestrichener - Knauf, auf dem ein Schlüsselloch war. Anna zog ein Dietrich aus ihrer Hosentasche. Zwei Sekunden später hatte sie das Schloss geknackt und hob die Luke am Knauf an. Dann nahm sie eine Taschenlampe von ihrem Gürtel und stieg die Treppe hinunter. Als auch ich unten angekommenn war, knipste sie die Taschenlampe an und schloss die Luke über uns. Ich sah mich um. Rechts neben uns befanden sich mehrere Maschinen, die früher einmal vermutlich für den Antrieb des Bootes zuständig gewesen waren. Dem Boot entsprechend fiel auch der Maschinenraum ziemlich klein aus. Als ich einen Schritt auf den Schreibtisch zu machte, stolperte ich plötzlich über einen auf dem Boden liegenden Schraubenzieher. Ich versuchte, meinen Sturz am Schreibtisch abzufangen , doch ich bekam ihn nicht mehr rechtzeitig zu fassen und krachte in ein Regal mit Anleitungen für die Maschinen. Plötzlich knirschte es und der Schrank hinter mir gab nach. Ich wich zurück und sah, dass eins der Regalbretter ein Stück nach hinten gedrückt war. "Das Bücherregal als Geheimtür ist alt", hörte ich meine Schwester murmeln. Es schien, als hätte sie das mit dem Regal schon früher bemerkt.

Ich hoffe, die Geschichte gefällt euch, sie wird auf jeden Fall noch spannender. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr sie voten würdet! Ihr könnt mir übrigens gerne sagen, wenn ihr eine Idee habt, wie die Geschichte weitergehen könnte (oder was euch nicht gefällt).
Viel Spaß noch beim lesen,
LG Leelara<3

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