Anna hatte sich neben Jule niedergekniet und besah sich die Stelle, an der Albert sie getroffen hatte. Plötzlich sank die Temperatur. Jule seufzte genervt auf, als auch schon der Bote erschien. ,,Danke.'' Der Mann sah Jule ehrlich an. ,,Du hast die Mission erfüllt. Du kennst deine Aufgabe.'' Jule nickte und blickte ihm fest und entschlossen in die Augen. ,,Ich weiß es noch'', ihre Stimme war leise und verzweifelt. Anna sah sie mitleidig an. Anna konnte ihn auch sehen? Ich hatte es bisher nur von Jule gewusst. ,,Würdest du jetzt bitte gehen? Wir können dich grad echt nicht gebrauchen'', sagte Anna und blickte den Mann unverwandt an. ,,Geh, Sta'', mischte nun auch ich mich ein. Ich wollte mich um meine Tochter kümmern und hatte keine Lust, dabei von Sta beobachtet und kommentiert zu werden. ,,Sta?'', fragte Anna und legte ihre Stirn in Falten. ,,Das ist ein Name?'' Verwundert sah sie Sta an. Dieser nickte. Endlich verschwand er. ,,Ich hasse Boten.'' Meine Töchter sahen mich verwundert an. ,,Woher weißt du, dass er ein Bote ist?'' Jule sah mich fragend an und versuchte sich aufzurichten. Sie schrie leise auf, als dabei die Wunde wieder zu bluten begann. ,,Beweg dich nicht und versuche ruhig zu atmen'', sagte ich zu meiner Tochter und verschwand kurz im Bootsinneren, um Verbandszeug zu holen.
Als ich wieder an Deck kam, knieten die zwei noch immer auf dem Boden und Jule hielt sich den Arm. Ich eilte mit dem kleinen Koffer zu ihnen und nahm die Mullbinde heraus. Vorsichtig begann ich, Jules Arm zu verbinden. Ich wusste zwar, dass das gegen eine durch ein Schattenschwert verursachte Verletzung nicht wirklich half, doch ich hoffte auf den Placebo-Effekt. ,,Mami????????'', Anna sah mich bittend an. ,,Darf ich auch so ein Schwert?'' Entsetzt sah ich sie an. ,,Wofür willst du denn ein Schwert?'' ,,Das sieht doch total cool aus, wie man damit rumwirbeln kann!'' Ich seufzte. Sie war doch erst 13! ,,Das ist ein verdammt schlechtes Argument! Ich würde dir diesen Wunsch ja liebend gerne abschlagen, doch leider denke ich, dass es dir schon in naher Zukunft von Nutzen sein könnte, solch ein Schwert zu besitzen. Allerdings musst du wissen, dass es auch äußert gefährlich ist, da es kein normales, sondern ein Schattenschwert ist.'' ,,Jaja! Ich bin ja nicht blöd!'', meinte meine Tochter gelangweilt und rollte mit den Augen. ,,Nein Anna, hör mir bitte zu!'', bat ich sie. Wahrscheinlich hatte sie an meiner ernsten Stimme gemerkt, dass es wirklich wichtig war, denn jetzt sah sie mich aufmerksam an. ,,Ein Schattenschwert ist keine normale Waffe. Um genau zu sein, ist es nicht einmal wirklich eine Waffe. Es ist vielmehr ein Begleiter. Du musst versuchen, mit dem Schwert zusammen zu arbeiten. Wenn du versuchst etwas auszuführen, das nicht dem Willen des Schwertes entspricht, dann kann das böse enden. Diese Schwerter sind für gewöhnlich für die Menschen, die in die Welt der Schatten übergehen. Sie dienen als ihre Begleiter während der Anfangsphase, die jeder neue Schatten durchleben muss. Es ist eine Reihe von Prüfungen. Du machst eine Prüfung so lange, bis du sie bestanden hast. Egal, ob du dabei stirbst oder nicht. Ich weiß, dass es schwierig ist, zu verstehen, was ich gerade sage. Allein schon weil du noch nicht einmal weißt, was oder wer Schatten sind. Du wirst jetzt zwar ein Schwert bekommen müssen, doch du wirst Zeit brauchen, um damit zurecht zu kommen. Es braucht ein langes Training um zu verstehen, was das Schwert ,möchte' und wie du mit ihm umgehen musst. Ich weiß auch, dass es schwierig ist, in einem Gegenstand einen Willen zu erkennen, doch du bist dafür geboren. Du bist ein Schattenkämpfer!'' Anna sah mich verwundert an. ,,Ein sprechendes Schwert?'', fragte sie nun zweifelnd und sah ihre Schwester überrascht an. Nun schaltete sich auch diese ein. ,,Nein, das Schwert kann nicht direkt ,sprechen'. Vielmehr drückt es sich durch Vibrieren und Summen aus. Es ist schwierig zu erklären, irgendwann versteht man es einfach.'' Sie sah mich an und fragte dann an mich gewandt: ,,Was ist eigentlich Sta? Du hast etwas von einem Boten erwähnt. Ist er also ein Bote?'' Ich schüttelte den Kopf. ,,Ich weiß es nicht genau'', sagte ich ehrlich, ,,er war auf jeden Fall mal einer. Aber jetzt kommt mal mit. Albert hat nicht umsonst dieses Boot ausgesucht.'' ,,Ich weiß'', sagte Jule und blickte zum Bug des Bootes. ,,Anna und ich haben es schon entdeckt.''
Das Bild zeigt übrigens, wie das Boot so in etwa aussieht, nur in einer anderen Farbe und das Boot in der Geschichte ist größer (denkt euch das einfach selbst, das ist sowieso am besten)
LG Leelara
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Mysteriously
FantasyDie Geschwister Anna und Jule entdecken auf einem Segelboot ein Portal in die Welt der Schatten. Dort haben sie eine Mission auszuführen, doch diese Aufgabe können sie nur mit Hilfe bewältigen. Doch der einzige, der ihnen helfen kann, ist ihr größte...