Kapitel 4 - die sterbende Hoffnung

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Ich saß da. Auf dem Boden. Mit stechenden Schmerzen am ganzen Körper, die mich in den Wahnsinn trieben.

Mir war kalt, da ich keine Kleidung anhatte, also bedeckte ich mich mit der Matratze, eher gesagt, mit den Sprungfedern, die aus diesem altmodischen Stück gerade so herausragten.

Ich sah die einzelnen Staubkörnchen vor dem winzigen Fenster, was die einzige Lichtquelle war und fasste mir an den Kopf. Mein Herz bebte mir bis zum Hals und ich war kurz vorm Zusammenbrechen. Auf einmal hörte ich ein lautes Geräusch, dass die Stille durchdrang. Mein Magen. Erst jetzt merkte ich, wie sehr ich doch vom Hunger gequält wurde und richtete mich mühevoll und schwach auf. Meine Beine waren schwer wie Blei, was dazu beitrug, dass ich nur sehr langsam vorankam.

Zentimeter pro Zentimeter bewegte ich mich halbwegs im Kriechen und bemerkte, dass sich einige Sachen im Raum geändert haben.

Auf dem Stuhl sah ich neue Kleidung liegen, allerdings zeigte sie weniger Haut und sah viel alltäglicher aus. Ein normales, schwarzes T-Shirt mit knielangen Shorts. Aber das Unziehen verlegte ich auf später. Jetzt wollte ich einfach essen.

Durch die kalte aber doch stickige Luft konnte ich nun die Nugatcreme glatt mit meinem Finger auf das Brot streichen. Schlau war der Typ, ich meine Toby, er hat nämlich kein Streichmesser dazugelegt, damit ich mich nicht gegen ihn wenden konnte. Vorsichtig nahm ich das Brot in den Mund und es schmeckte köstlich, sodass mein Gesicht nach dem Essen voller Creme war. Ich spürte, wie sich mein beinahe lebloser Körper mit neuer Kraft auffüllte und meine Schmerzen schwanden langsam auch. Ich fühlte mich so, als hätte ich seit mehreren Wochen nichts zu sich genommen und nahm mir gierig einen großen Schluck Wasser dazu.

Ich rappelte mich auf und zog die Kleidung über meine Haut. Das Beste wäre zwar eine warme Dusche, doch sowas gab es hier leider nicht und ich nahm die Matratze und setzte mich damit in eine Ecke dieses kleinen Raumes.

'Wer ist dieser "Toby" und hieß er wirklich so? Was will er von mir? Er hat nicht wirklich drauf gewartet, bis ich 14 werde, damit er diesen "gag" machte
Ich war traurig und wütend zugleich. Obwohl er mich noch nicht umgebracht hatte, war das Aufgeben die komplette Lösung. Sogar wenn er mich freilassen würde, würde ich Schäden für mein ganzes Leben davontragen.

Und genau in diesem Moment hörte ich ein Knacken im Schlüsselloch. Zu meiner Vewunderung war es jedoch nicht Toby, sondern ein dünner, hoher Junge, dessen Gesicht durch eine schwarze Kapuze verdeckt war. "Komm mit mir mit. Ich bin genauso unfreiwillig da wie du", sprach er. Seine Stimme klang durch die Kapuze ziemlich gedämpft, doch ich erkannte, dass er genervt, aber trotzdem beängstigt war. Ich stand ruhig auf und trat auf ihn zu. Ich hörte sogar, wie ihm ein Seufzer unterlief, als wär er sehr dazu gezwungen worden, mich zu holen.

Der Junge, der scheinbar um die 18-19 Jahre alt war, steuerte mich auf einen offenen Raum zu, in dem das Licht schon angeschaltet war. Er stupste mich rein und schloss hinter uns die Tür.

Einige Stühle standen aufgereiht vor einer Leinwand und auf der Decke war ein Beamer zu sehen, der einen Lichtstrahl auf vielzählige Staubkörnchen reflektierte. Wie ein Klassenzimmer, bloß ohne Tafel.

Der Junge befiel mir, sich einen Platz zu nehmen und ich setzte mich in die hinterste Reihe. Endlich schenkte ich meine Aufmerksamkeit der Leinwand, auf der ich ein schwaches Bild erkennen konnte und dann zuckte ich vor Schreck zusammen. Es war eine Überwachungsaufnahme von Sarahs Zimmer. Ihr Bett, die angeschaltete Lichbox und der riesige Kleiderschrank waren zu sehen. Und Sarah, wie sie auf der Seite im Bett lag und sich ihr Brustkorb ruhig auf und ab bewegte.

Plötzlich öffnete sich ihre Zimmertür leicht und eine schwarzgekleidete Person schlich sich herein. Schon an den Kurven erkannte ich, dass es Toby war. Ich wollte schreien und Sarah warnen, doch dann kam mir wieder in den Sinn, dass meine Schreie unnötig sind und sie mich nicht hören wird.

Toby bewegte sich langsam auf meine Freundin zu und als er letztendlich an ihr Bett gelangt war, schaltete er ihre Leselampe leicht per Knopfdruck an. Heller Schein erfüllte nun Sarahs Zimmer und sie öffnete langsam ihre Augen. Doch genau, als sie das getan hatte, sprang sie auf und versuchte, aus ihrem Zimmer zu entkommen. Toby stürzte sich aber auf sie und umklammerte mit beiden Händen ihren Hals.

Ich hielt mir die Augen zu und sah, dass der Junge zitterte, während er die Augen auf den Bildschirm gerichtet hielt. So vergingen einige Minuten, bis ich mich traute, meine Augen wieder zu öffnen. Gerade nich sah ich, wie eine bewusstlose (oder tote?) Sarah aus dem Raum gezerrt wurde und der Bildschirm komplett schwarz wurde.

Ich brach in Tränen aus. War meine einzige und beste Freundin wirklich tot? Ich ließ mich vom Stuhl fallen und krümmte mich zusammen. Der Junge versuchte, mich zu ermutigen, indem er ein "...sie ist nicht tot..." und so weiter von sich gab, doch meine Ohren nahmen das Ganze nicht richtig wahr. Sogar wenn Sarah nicht getötet worden war, schwebt sie in großer Lebensgefahr, so wie ich. Ich heulte mich nochmal aus, bis ich ein Tippen auf der Schulter spürte. Der magere Junge beugte sich über mich und streckte mir die Hand aus. Ich machte mit einer Geste bekannt, dass ich keine Hilfe bräuchte und ging selber, unter Aufsicht des Typen, in meinen Raum. Neben dem Trauer spürte ich auch Erschöpfung und fiel auf die harte Federmatratze, die benommen quietschte und schlief sofort ein.

Einige Zeit später hörte ich das laute Quietschen der Raumtür und sah aus meinem Augenwinkel, wie Toby mich mit einer Geste aufforderte, zu gehen. Obwohl ich ihn nicht ganz erkennen konnte, sprach er mich nicht an, dass ich kommen sollte. Ich verdrehte meine Augen, stand auf und lief zügig hinter Toby her, der mein Handgelenk fest umklammert hielt. Ich schlotterte den langen Gamg entlang, bis wir an einer unscheinbaren, hölzernen Tür standen. Sie war ebenso zerkratzt wie die Wand und trockene Blutabdrücke zierten das Ganze noch so, dass ich mich bald übergeben könnte.

Trotz des flackernden Lichts einer kleinen Glühlampe, die nur an dünnen Drähten hinabhing, war der Raum düster und es roch leicht metallisch und verfault. Ich hielt mir mit der freien Hand die Nase zu, da ich diesen Gestank nicht ertragen konnte. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich blickte auf die Umrisse zahlreicher Waffen und Werkzeuge. Ein Schock durchfuhr mich jedoch, als ich eine vertraute Stimme hörte. "July!", rief Sarah keuchend aus einer Ecke des Raumes. Ihre Stimme schallte durch den ganzen Raum, was mich verwirrt machte, um sie zu finden. Schließlich fand ich sie, auf dem Boden liegend und schwach. Sie konnte wahracheinlich nicht aufstehen, weil in ihren Beinen blutige Löcher gähnten, die sie an Bewegung hinderten. Toby befahl mir, mich auf einen Stuhl zu setzen und als ich das tat, hörte ich das laute Quietschen des alten Stücks. Am Liebsten würde ich loslaufen, um Sarah zu helfen aber dann wären wir beide sicherlich umgekommen und obwohl sie meine allerbeste Freundin war, weigerte ich mich zu opfern. Kleine Tränen sammelten sich in meinen Augenhöhlen und ich wusste genau, dass Sarah verbluten würde, hätte sie keine ärztliche Versorgung. Doch am schlimmsten wurde es, als Toby an den Tisch mit verschiedensten Waffen zuging. Sarah stöhnte auf vor Schmerz in ihren Beinen und ich saß da und konnte mich nicht bewegen. Nur zitterte ich wie Espenlaub, was mir aber nicht half, ganz im Gegenteil, ich beängstigte sogar Toby, der sich inzwischen für irgendein Gewehr entschieden hatte. Ich konnte zwar nicht erkennen, welches, aber es war groß genug, um tödliche Sachen reinpacken zu können. Er hob seine Hand und richtete das Gewehr direkt auf Sarah. Und dann...

Ein dumpfes Geräusch erklang, als die riesige Kugel Sarahs Kopf durchlöcherte und das letzte, was ich von ihr hörte, war ein erstickter Schrei. "NEIN!" schrie ich entsetzt und rannte auf Sarahs Körper zu, doch er war schon kalt und Sarah war tot. Ich kniete mich hin. "nein...", murmelte ich und erbrach direkt vor meine Beine. Mir war schlecht von der riesigen Blutpfütze, die sich um Sarah bildete und teilweise auch meine Kleidung nass machte. Große Tränen fielen auf ihr blasses Gesicht und sie war nicht mehr zu retten. Sarah war meine einzige Freundin und ihr konnte ich alle meine Probleme erzählen. Jetzt nicht mehr. Aber es gibt doch noch Rob aber was mit ihm passieren wird, will ich auch nicht wissen. Vor Trauer sackte ich zusammen und spürte, wie mich jemand an den Beinen packte und mich in meinen Raum zerrte und ich sah die lange Blutspur vor mir. Sarah ist tot. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 20, 2018 ⏰

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