Vor 10 Jahren...

15 1 0
                                    

"Ich bin wieder da. " Der Bass in seiner Stimme war laut und untermalte seine Männlichkeit, auf die er stolz war. Auf etwas anderes war er aber besonders Stolz: Seinen Job, als Anwalt in der bekanntesten Kanzlei im Umkreis. Seit wenigen Monaten war er dort tätig und hatte so manch einem Mandaten zu gutem verholfen. Seine Frau kam sofort in den Flur und küsste ihn auf die Wange. Sie spürte den drei Tage Bart auf den Lippen. Er stand ihm sehr gut. Er brauchte etwas zu essen, das was seine Frau Annalena dort gekocht hatte, erfüllte ihn stehst mit Freude. 

"Wie war die Arbeit?"

"Gut." sagte er in den Nudel Salat hinein . "Der Mann, von dem ich dir erzähle habe, hat eine verminderte Strafe bekommen. Er wird dank mir, weniger in Haft verbringen. Ich meine, er hat doch im Leben nicht, die Bank ausgeraubt. Es gibt zu dem keine Hinweise auf einen Tatbestand, daher konnte ich den Richter vor zwei Wochen und den neuen Anwalt nicht verstehen."

"Das klingt ja alles so, als wenn du mal wieder der Held des Tages gewesen bist." Sie lachte in sein Gesicht, auf dem sich die Überstunden von vor drei Tagen immer noch kenntlich abzeichneten. Es wurde ein Schlüssel im Schloss umgedreht und er und Annalena schauten in Richtung Tür. Dort kamen die Jungs aus der Schule. 

"Hallo, Papa. Hallo Mama." trällerte der jüngste, derweil sein Bruder nur brummend seine Jacke auszog. 

"Sag mal was ist mit dir Phillip?" Er schaute mit einem nun besorgten Blick auf seinen Sohn, der sich schweigend an den Tisch setzte und das Essen in Angriff nahm. Keine Antwort. In solch einer Phase leis er ihn immer in Ruhe um Konflikte zu vermeiden, die brauchte Annalena in ihrem Zustand nun wirklich nicht. Erst vor zwei Wochen hielten beide einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand, der mit Freude und Tränen seinen Zweck erfüllte. Eigentlich wollten sie so spät kein drittes Kind mehr, den mit 37 fand sich Annalena viel zu alt. Ihre ersten Söhne hatte sie mit 25 und 27 bekommen ,jetzt 10 Jahre später noch eins? Doch er war zuversichtlich das alles gut gehen würde und sie nicht die Einzige war, die so spät noch Schwanger sei. 

"Deutsch war heute super." Finn kratze auf dem Teller herum und Phillip stand  schnell auf um in sein Zimmer zu gehen. Heute war allgemein ein Tag, denn er nicht noch einmal  wiederholen wollte, seinem Sohn zur Liebe. Er und seine Frau räumten später die Küche auf und er ging zu Phillip ins Zimmer. Sie waren vor 5 Jahren hier her gezogen und alles war nach Wunsch errichtet. Ein Traumhaus. Phillip saß auf dem Bett und schaute sich ein Buch über tapfere Ritter an, die im Mittelalter um Burg und Burgfräulein kämpften. 

"Na , alles wieder gut?" Er wusste nie wie er ein solches Gespräch beginnen sollte. Phillip sah auf, wenn auch nur für kurze Zeit. Hatte er sich sein Lächeln nur Eingebildet oder war es wirklich auf dem Gesicht seines Sohnes gewesen , der vorhin noch in eine dunkle Decke aus schlechter Laune  gehüllt war und alles an  sich abprallen lies. 

"Sieh mal ein Drache." Er antwortet nicht. Er versuchte alles auszublenden. Annalena sorgte dafür das ihre Jungs am Abend alle im Bett waren, nachdem sie ihnen noch etwas vorgelesen hatte. Finn hatte gefragt ob das Baby auch was hören würde und sie sagte, dass es bestimmt zuhören würde. Sie stand demnach im dämmrigen Flur ihres Hauses und ging die Treppe hoch. Er lag bereits im Bett und schien zu schlafen, sie weckte ihn nicht sondern nahm sich ein Buch und studierte förmlich die Seiten, des 567 Seiten Romans von einem ihrer Lieblingsautoren. Dann war auch in ihr die Müdigkeit zu stark und sie schlief gegen 22: 45Uhr ein. Es war mitten in der Nacht, draußen leuchteten die Straßenlaternen und die Bäume warfen Monster Schatten an die Wände. Annalena verspürte das Bedürfnis sich übergeben zu müssen. In einem so frühen Stadium der Schwangerschaft, war das nicht ungewöhnlich. Ihr Magen verkrampfte sich stark.  Mit Schmerzen geplagt ging sie in den Flur und schaute nochmal zu ihrem Mann, der immer noch im Land der Träume war. Sie ging langsam weiter. An der Treppe angekommen, erfasste sie der Schwindel. Sie hielt sich am Geländer fest. Doch zu spät. Sie stürzte viele Stufen nachunten und blieb mit einer Kopfverletzung am Boden liegen. 

"Hallo! Annalena!" Er hatte ihr verschwinde spät bemerkte und sie dann am Boden unten an der Treppe gefunden. Er brüllte so laut ihren Namen, dass die Kinder in ihren Betten aus Schreck erwachten. Sie kamen herbei geilt. 

"Papa was ist passiert?" Mit einem tränennassen Gesicht sah er seine Kinder an. 

"Eurer Mutter geht es nicht so gut." Nach diesen Worte griff er zum Handy im Wohnzimmer und wählte die 112. Er informierte sie über die Verletzungen und die Schwangerschaft in der 7 Woche. Er fuhr mit ins Krankenhaus und informierte seine Eltern, damit jemand für die Jungs da war. Erst bestand Hoffnung auf eine Genesung, doch die nächsten Stunden zeigten Gehirnblutungen in einer hohen Phase und auch die Ärzte waren machtlos. Keine Therapie schlug an und noch am selben Tag verlor er, zwei wichtige und geliebte Menschen: Annalena und das Baby, was nie geboren werden konnte. Es begann für ihn eine Zeit mit Grauen. Er war nun Vater zweier Kinder und sein Job als Anwalt segelte davon. Immer zu  war er müde und klackte über Schmerzen. Seine Laune war selten gut und die Jungs spürten das Leid. Auch sie hatten natürlich keine leichte Lebensphase, dennoch blieben sie stark für Papa. Dieser Mann brauchte neben Tabletten für alles mögliche ab und zu eine Stunde beim Psychologen. Sein Verstand war dabei sich ab zu bauen. Während seine Kinder mit der Trauer anderes umgingen, vernachlässigte er sich selbst. Den Haushalt bekam er neben al dem ganzen Kram auch nicht mehr hin. Wo war da noch der Lebensmut?

"Sie sollten sich wirklich frei nehmen, sonst sehe ich schwarz auf weiß eine Entlassung auf ihren Unterlagen."

"Das können sie nicht machen." Aus seinem Mund kam eine Fahne vom letzten Alkohol. Das trinken befreite irgendwie. Immer wenn er Schwangere sah oder kleine Kinder, wäre er am liebsten vor das nächste Auto gelaufen. Aber da waren ja noch seine Söhne. Er lag eines Tages ', nach Einnahme  Antidepressiver,  im Bett und ihm kam in seinem zerstörten Kopf eine Idee. Er konnte nicht mehr. Alles war verdammt nochmal zu viel. Aber sich umzubringen waren zu viele Qualen. Er musste die Kinder los werden. Aber anderes, als es so manch einer getan hätte. Am nächsten Tag ging er mit den Jungs in den Wald. Der Arzt hatte ihnen vorgeschlagen vieles gemeinsam zu machen und auch die Jungs zu stärken. Das nutze er aus. In seinem Rucksack waren Seile die er für etwas bestimmtes benötigte. Die Tiere gaben Laute von sich und sie schritten voran. Die Blätter färbten den Boden braun und der kalte Wind strich sanft über die Haut im Gesicht. 

"Echt schön." 

"Ja, wollen wir uns hier nicht hinsetzten?"

Er kramte in seinem Rucksack und kaum standen die Kinder perfekt in Reih und Glied, wie beim Militär, stülpte er ihnen die Säcke über um sie dann an einen der Bäume zu fesseln. So hatte er es sich erdacht. Sie würden sich nicht befreien können. Er löste  damit ein Verbrechen aus , was mit dem Tod enden würde. Denn jede Hilfe würde zu spät sein, hier tief im Wald fand sie nicht einmal ein Spazierender Opa mit Hund. So war er die Kinder los. Ohne auf ihre Rufe zu achten rannte er weg, weit weg. Er konnte so nicht leben. 

Es vergingen Monate, bis man ihre Leichen im Wald fand und sich nichts erklären konnte. Er war Psychisch so am Ende. Doch er konnte nicht aus dem Haus raus, es sollte kein Leben in einer Anstalt werden. Nein, er wollte unentdeckt hier leben. Er wollte, dass alle Welt davon ausging das er sich Selbst umgebracht hatte oder vollkommen verschwunden war. Das stimmte auch. Er verlies den unteren Teil des Hauses und machte aus der oberen ,nie genutzten Etage sein neues Haus. Er war nun besessen davon sein Reich wie ein Wachhund zu beschützen und jeder der Einzug nehmen sollte zu töten. Mit dem Weltbild seines Verwischendes, war er sicher vor dem Gefängnis und eben weiteres. Mit dem Bau der Bude konnte er in seinem Reich leben und seinem Trieb nachgehen alles zu vernichten. Sein Kopf sagte ihm nun nicht mehr Vernunft sondern war verstopft, wie ein Wasserrohr. Er wartete nun, auf Beute....

Vaters ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt