Die Ereignisse überschlagen sich

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Sam rührte ausdruckslos in der Tasse herum, deren prüder Inhalt bereits ungenießbar aussah. Nick hatte ihm vor wenigen Minuten von dem Tod des Vaters unterrichtet bevor es die Polizei hatte tun können. Es war nun spät am Abend und es war draußen dunkler geworden, nur die Straßenlaternen zeigten, dass man nicht vollkommen in der Dunkelheit gefangen war. Beide saßen am Esstisch und sprachen in Wortfetzen zu einander.

"Warum jetzt?"

"Keine Ahnung. Er war doch gesund und fit. Nicht jeder in seinem Alter , hat noch ein selbständiges Leben mit eigner Wohnung geführt. "

"Er war der perfekte Vater... hör mal ich will das eigentlich nicht fragen, aber was sagt denn die Polizei zu seinem Tod?"

Die Frage schnürte Nick die Kehle zu. Er rang innerlich nach Luft. Er hatte diese Frage und besonders die Antwort darauf vermeiden wollen. Er stand auf und ging hin und her. Im Nacken hatte er den Blick seines Bruders, der dringlich auf eine Antwort wartete. Nur Nick war in die Hintergründe eingeweiht. Dann setzte er sich wieder und sprach.

"Also was sich weiß ist, dass eine hohe Dosis von Medikamenten jeglicher Art, in seinem Blut festgestellt werden konnte." Er hätte dabei heulen können. "Ja sind sich nicht sicher warum!"

"Wie Medikamente? Er wollte sich doch nicht etwa das Leben bewusst nehmen?" Sam atmete schwer aus und trank in einem Zug die ekelhafte Flüssigkeit leer. Dann sah er Nick tief in die Augen und spürte auch in sich, wie er sich damit quälte. Er war nun mal ein Held ihrer Kindertage und er konnte es auch nicht fassen, das dieser Mann nächsten Samstag unter der Erde liegen würde, in so fern alles gut ging mit der Untersuchung seiner Leiche.

Damals

Der Sommer war beinahe zu Ende und Sam war gerade dabei auf seinem Fahrrad, das Fahren zu lernen. Noch etwas unbeholfen und wackelig. Doch sein Vater stand ganz hinten in der kleinen Straße, die wenige Einwohner, aber viele schöne Häuser hatte. Sams kleiner Bruder saß unter dem großen schattigen Baum und schaute gespannt zu. In einigen Jahren durfte er auch aufs Fahrrad und mit Sam seine Runden drehen.

"Das schaffst du schon. Immer auf die Straße gucken und ordentlich treten." Die Worte von Vater waren nun nicht mehr so weit entfernt. Er kam immer nähre. Ok, gucken und treten. Wie schwer konnte das sein? Er versuchte es etwas schneller. Schwarze kleine und große Vögel flogen oben am Himmel. Sie waren auf der Suche nach der unerbittlichen Freiheit. Die Wolken spielten ein Spiel mit der Sonne. Mal war diese Frei und dann bedeckten die frechen weißen Wölkchen sie, so das ein großer Schatten entstand. Die Luft war frisch und der Wind sauste nur am ihm vorbei. Am liebsten hätte er die Augen geschlossen und hätte die Hände vom Lenkrad genommen. Er wollte auch so frei sein wie die Vögel. Er sah plötzlich wie aus dem Lachen von Papa, die Falten waren nun deutlicher zu erkennen, obwohl er der Meinung war ,dass er noch lange kein alter Greis war- Ernst wurde. Dann öffneten sich die Augen weit und sein Mund formte sich zu einem O. Sam war nun sehr schnell und raste an Papa vorbei, auf die Stelle der Straße wo viele Autos lang fuhren. Hinter ihm hörte er die Rufe und Schreie von Vater und seinem kleinen Bruder, der genau sah was passierte oder ahnte was passieren würde. Sam konnte das Rad nicht mehr anhalten, er wusste ja nicht wie das ging. Der kleine Junge verfiel in Panik und purer Angst, die seine Seele entlang kroch. Er hörte neben dem lauten Rennen auf dem Asphalt im Hintergrund und dem doppelt so lauten "NEIN" , das Bremsen des Autos. Sam überschlug sich mit dem Fahrrad und bei dem Sturz und der Geschwindigkeit beider Fahrzeuge, nutze dem 10 Jährigen auch kein Helm. Er hörte plötzlich nichts mehr und verlor sein Bewusstsein. Immer mal wieder erlangte er es zurück um es dann , aber wieder anzugeben. In den kurzen Phasen des Sehens und Hörens, realisiert er Sanitäter und das Gesicht eines weinenden Papas, der seinen Bruder an die Mutter abgab , die ebenfalls schrecklich weinte. Dann war wieder das Licht aus. Was er nicht mitbekam war, dass er viel Blut verlor und seine Leber stark geschädigt wurde. Sein Vater erklärte sich nach einer Kontrolle bereit, ein Teil zu spenden. Lange stand nicht fest ob das Organ gerettet werden konnte. Als Sam erwachte, hatte er bereits die Leber seines Vaters in sich. Er musste noch lange dort bleiben.

Vaters ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt