Kapitel 06

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Touch a, touch me-Rocky Horror Picture Show

„Er hat echt nichts versucht? Nicht mal seine Hand auf deinen Oberschenkel gelegt oder dich irgendwo gestreichelt? Was ist bloß los mit dem Kerl? Der sollte doch eigentlich total scharf auf dich sein", regt sich Lucy am Telefon auf, während dabei bin, mal wieder ein paar Klamotten auszusortieren. Ich habe das Gefühl, der Stapel an Sachen, die ich behalten will, ist fast kleiner als der mit den Sachen, die ich nicht mehr brauche, so geht es mir meistens dabei. Umso größer ist die Freude, dass ich dringend wieder shoppen gehen muss.
„Nein, absolut nichts, wie immer. Er küsst mich nur ab und zu, selbst da hält er sich ziemlich zurück. Ich habe ihm damals gesagt, dass ich es langsam angehen will und Zeit brauche, aber doch nicht so lange! Ich bin 18 und seit fast zwei Jahren in einer Beziehung und trotzdem noch eine verdammte Jungfrau! Ist das normal? Ja klar, es stört mich jetzt nicht so wahnsinnig doll, dass ich noch Jungfrau bin, das ist nichts Unnormales, aber ich kenne niemanden, der es innerhalb von zwei Jahren nicht einmal geschafft hat, miteinander zu schlafen." Ich muss mich bemühen, meine Stimme nicht zu laut werden zu lassen, denn meine Eltern sollten die Letzten sein, die mitkriegen, dass ich mich darüber echauffiere, noch keinen Sex gehabt zu haben und leider sind unsere Wände teilweise so dünn wie Papier, sodass man problemlos alles und jeden belauschen kann. Meine Eltern sind zwar keine Vertreter davon, dass man vor der Ehe nicht miteinander schlafen sollte, für sie gehört es sich jedoch nicht, über dieses Thema zu sprechen. Wenn man denkt, ich bin prüde, dann fragt man sich gar nicht mehr, woher ich diese Eigenschaft habe. Lucy ist die einzige Person, mit der ich über sowas reden kann und selbst das kommt nur in den seltensten Fällen vor.
„Wahrscheinlich ist er einer dieser Kerle, denen man laut und deutlich ins Gesicht schreien muss, dass man mit ihnen schlafen will. Vermutlich denkt er immer noch, du willst es langsam angehen lassen und legt zu viel Wert in diese Worte. Ich denke, er hat einfach nur Angst, irgendwas falsch zu machen und dich damit zu verschrecken. Das ist ja eigentlich auch ganz süß, viele würden sich so einen rücksichtsvollen Freund wünschen", versucht mich Lucy aufzumuntern, da ich sehr deprimiert wirken muss. Meine Angst, dass er eine andere hat und auf den Sex mit mir nicht angewiesen ist, macht mir wahrhaftig zu schaffen.
„Du musst einfach offen mit ihm darüber reden. Der Kerl ist 20, da ist man normalerweise nicht von Sex abgeneigt und wenn er nicht völlig verrückt nach dir ist, stimmt irgendwas nicht mit ihm. Er ist bloß eingeschüchtert, das wird alles sein", tröstet sie mich. Was würde ich nur ohne ihre aufbauenden Worte tun?
„Ich kann doch nicht das nächste Mal einfach anfangen, mit ihm über Sex zu reden! Dann wirke ich am Ende noch, als hätte ich nichts anders im Kopf!" Bei dem Gedanken schnürt sich mir der Magen zu, weil mir so eine Situation furchtbar unangenehm wäre. Ich bin tatsächlich ziemlich verklemmt. Derweil bin ich bei meinen BHs angelangt und muss feststellen, dass nicht einer dabei ist, der richtig gut aussieht. Ich besitze ausschließlich einfache BHs in schwarz und weiß, absolut nichts Aufregendes, schließlich bekommt die ja niemand zu Gesicht.
„Du musst ihn einfach ganz nebenbei heiß machen. Dich vor ihm bücken und dabei natürlich ganz unabsichtlich deinen Hintern bis zum geht nicht mehr rausstrecken oder du ziehst dich vor ihm um, als wäre nichts dabei, wenn er wieder bei dir ist", schlägt sie vor und schockiert mich damit. Das würde ich mir niemals zutrauen, mein Selbstbewusstsein hat seine Grenzen.
„Wahrscheinlich ist er selbst dann so ein Gentleman und sieht weg", gebe ich zu Bedenken. Das ist Max durchaus zuzutrauen.
„Wenn das passiert, stimmt wirklich irgendwas nicht mit ihm. Weißt du, natürlich muss man sich in einer Beziehung super verstehen und füreinander da sein und der ganze Kitsch, aber wenn der Sex nicht stimmt, dann hat die Beziehung auch keine Zukunft. Einen Versuch ist es wert, dann weißt du wenigstens, woran du bei ihm bist", überredet sie mich erfolgreich. Ich halte einen meiner BHs in die Höhe und betrachte ihn genau. Wenn ich Max scharfen machen will, kann ich unmöglich dieses langweilige Ding tragen. „Wie wäre es, wenn wir eine Runde shoppen gehen?", schlage ich also vor.
„Ja, klar. Jetzt gleich?" Wir verabreden uns und so schnell es geht, mache ich mich auf den Weg.

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