F I V E

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Tief einatmend schloss ich die Tür hinter mir, während ich meine Augen zwang sich erneut an die tiefe Dunkelheit zu gewöhnen, in der ich mich jetzt wieder befand. Mein Körper war zittriger als zuvor und auch die Müdigkeit wurde mir mit jeder weiteren Sekunde um einiges mehr bewusst, die meinen Geist ergriff. Dieses Gespräch mit meinen lange verschollenen Freunden und dem Direktor zähte viel heftiger an meinen Nerven, als ich es mir ausgemalt habe. Nachdem ich meine Erfahrungen wiedergespiegelt hatte, bat mich Nick Fury, ich solle mich doch sofort wieder auf den schnellsten Weg zu meinem Zimmer machen, meine Flauheit mir wohl deutlich anmerkend. Das war wohl die Art des Direktor Affektivität zu zeigen. Seinen Befehl ließ ich mir nicht ein zweites Mal sagen, auch wenn ich so gut wie keine Antworten auf die all die Fragen in meinen Kopf hatte. Ich war mir sicher, ich würde es so bald wie möglich wissen. Das hofft ich zumindest.

Mit energielosen, doch relativ raschen Schritten taumelte ich den Gang entlang, und ich war mir sicher, dass ich mich bereits einige Mal verlaufen hatte. Das war nicht verwunderlich, so schlaff wie ich schien und finster es war. Ich konnte nur hoffen, schleunigst ein Zimmer mit einer halbwegs brauchbaren Unterlage zu finden - wenn es nötig war, dann würde mir auch der kalte Fließenboden dieses Gebäudes reichen. Doch kurz bevor ich erneut in eine andere Öffnung hineinlugen konnte, wurde ich sachte an meiner Schulter zurückgehalten. Urplötzlich setzten all meine Kämpferinstinkte ein, die mittlerweile in meinen Knochen eingebrannt waren, und meine Trägheit schien aus einem Nichts wie weggeblasen zu sein. Sofort klingelten alle Alarmglocken in meinem Schädel und hastig drehte ich mich zu dem Täter um, in einer gespannten Stellung, die ihn sofort von den Füßen gehauen hätte, hätte derjenige nicht schnell genug reagiert. "Hey, hey! Alice! Ist in Ordnung, ich bin es.", sprach das in Dunkelheit getauchte Wesen hastig vor mir, die Stimme mir teuflisch bekannt vorkommend. Auch wenn sich meine Augen noch nicht so sehr an die Schwärze gewöhnt hatte, und vor mir nur eine leichte Silhouette aufbaute, wurde mir mit einem Schlaf klar, wer sich da gerade vor mir befand. "Loki?" Ich keuchte schon vor Überraschung und die Tatsache, dass ausgerechnet er derjenige war, der mir anscheinend gefolgt ist, war eigentlich noch viel schockierender, als der Fakt, dass er tatsächlich auf Midgard war. Langsam nahm die gegenüberliegende Figur Farbe an und ich erkannte in dem tristen Licht die bleiche, gleichmäßige Hautfarbe, die seinen Körper zierte. Seine zerzausten, leicht welligen Haare gingen ihm ein bisschen über seine Schulter und sie schienen mir ein bisschen länger zu sein, als das letzte Mal, als ich ihn zu Gesicht bekam. Sein großer, schlanker Körper war in einem dunkelgrünen - wer hätte es gedächt? - Hemd und einem schwarzem Samtblazer gekleidet. Auch wenn er ohne Zweifel sich für einen eher erdischen Kleidungsstil entschieden hatte, obwohl ich mir sicher war, dass das nicht freiwillig war, konnte man deutlich einen leichten asgardischen, stolzen Flair erkennen. Würde ich nicht wissen, was sich da gerade für ein wahnsinniger Gott vor mir verbarg, würde ich denken, ein reicher Millionärssohn hätte sich in diesen Gängen verwirrt. Mir wurde klar, wie lange ich Laufeyson schon angestarrt haben musste, somit fasste ich mich schnell wieder, doch mein Scham ließ mich deutlich erröten. Meine Güte, war ich froh, dass es tiefe Nacht war. Mich verlegen räuspernd setzte ich meine Ansprache mit einem leicht empörten Untertonfort: "Loki ... was zum Henker tust du hier?" Ich musste zugeben, dass seine Anwesenheit deutlich etwas in mir auslöste. Schock und Verwirrung, das auf jeden Fall. Doch da war noch ein winziger Prozentanteil, der sich so anfühlte, als ob mein Herz bei seinem schicken, herausgeputztem Anblick ein paar Schläge verpasste. Grundgenommen, ihn wieder zu sehen fühlte sich nicht so an, wie die letzten Male. Ich hatte weder Angst noch Furcht vor ihm, was bei einer gemeinsamen Gefangenschaft auch nicht wirklich verwunderlich war, wenn man ständig aufeinandersaß. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich mehr Dinge von ihm und seiner wirren Mentalität wusste, wie kein Zweiter. Doch irgendetwas hatte sich geändert. Ich wusste nur nicht genau, was.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 16, 2018 ⏰

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