Chapter 5

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Schnellstmöglich bahnte ich mir einen Weg durch die Menge und spürte, dass mein Gesicht bereits tränenverschmiert war. Dann stieß ich auch noch mit Thomas zusammen. „Hey, Vorsicht." sagte er lachend. Sein Lachen erstarb, als er merkte, wie aufgelöst ich war. „Alles okay bei dir?" fragte er laut, um die Musik zu übertönen. Ich war gerade nicht fähig, irgendwas zu sagen. Thomas nahm meinen Arm und zog mich sanft aus der Masse heraus. Er ging mit mir nach draußen auf die Veranda. Es war kaum jemand hier, zum Glück. Wir setzten uns in einer abgelegene Ecke auf eine Bank. Mir war ziemlich kalt hier draußen. Thomas merkte es. Er zog sich seine Jacke aus und legte sie mir über die Schultern. „Danke.." murmelte ich. Thomas nickte lächelnd. „Kein Ding." Dann war es wieder ein paar Minuten lang still, bis Thomas vorsichtig fragte, was passiert war. Ich versuchte mich zu sammeln und mir die Worte zurecht zu legen, damit ich nicht so schwach klang, aber es gelang mir nicht. „Cody ist passiert.." sagte ich leise. Thomas sah mich an und wartete darauf, dass ich weiterredete. „Er war total betrunken, so habe ich ihn noch nie erlebt.. und dann hat er mich bedrängt, mich festgehalten.." Meine Stimme versagte, ich musste einfach weinen. Ich fühlte mich so elend und beschmutzt. Thomas legte einen Arm um mich. „Ist schon okay, lass es raus." meinte er leise. Ich vergrub mein Gesicht in beiden Händen und schluchzte. Ein paar Minuten später tauchte Livi endlich mal wieder auf. „Was ist denn hier los?" fragte sie etwas beschwippst. Sie war betrunken, versuchte aber ernst zu bleiben, als sie mein verheultes Gesicht sah. Sie hockte sich vor mich hin und sah erst mich und dann Thomas an. „Was ist passiert?" wollte sie wissen. „Cody hat sie gegen ihren Willen anfassen wollen." antwortete Thomas für mich. Der Schock war Livi ins Gesicht geschrieben. „Na warte, der kann was erleben!" rief Livi aufgebracht und stand taumelnd auf. „Nein Livi, nicht heute, wenn er so besoffen ist." meinte ich und hielt sie fest. „Wenn du meinst.. dafür aber Montag in der Schule! Dieses Arschloch hat sich mit der falschen besten Freundin angelegt!" faselte sie aufgebracht. „Ich geh mal schnell Dylan suchen, ja?" warf Thomas ein und verschwand. Ich führte Livi zur Bank und setzte sie darauf. „Du hattest auch schon wieder zu viel oder.." stellte ich eher fest, als dass ich fragte. „Gar nicht.." widersprach Livi und hickste. Thomas kam zurück, zusammen mit Dylan. Er hatte ihm wahrscheinlich schon das nötigste erzählt. „Gehts dir gut, Kleines?" fragte Dylan, doch ich schüttelte den Kopf. Er nahm mich in den Arm und schlug vor, dass wir beide nach Hause fuhren. Ich stimmte dankend zu. „Ich denke, ich sollte mein liebes Cousinchen auch lieber nach Hause fahren." bemerkte Thomas und half ihr hoch. Livi widersprach heute nicht mehr und ließ sich von ihm zum Auto führen. „Wir sehen uns Montag." rief er. „Ciao." sagten Dylan und ich und gingen zu seinem Auto. Wir stiegen ein und ich lehnte mich tief in den Sitz zurück. Dylan startete den Motor und fuhr los. Ich war so erschöpft, dass ich nach wenigen Metern schon eingenickt war.

Als ich am nächsten Tag aufwachte, lag ich umgezogen in meinem Bett. Es war bereits hell draußen und die Sonne schien. Ich wagte einen Blick auf meine Uhr, 12:48 Uhr. „Oh Gott.." stöhnte ich und richtete mich auf. In diesem Moment klopfte es an der Tür. „Jaaa." rief ich. Es war Dylan. „Na Schwesterherz, wie geht's dir?" fragte er und setzte sich auf die Bettkante. „Naja, Kopfschmerzen." meinte ich. Dylan verdrehte die Augen. „Das hatte ich damit nicht gemeint." Ich seufzte. „Ich fühle mich so schmutzig. Ich glaube, ich werde erstmal baden." murmelte ich und Dylan nickte. „Wenn irgendwas ist, sagst du mir Bescheid ok?" Ich nickte lächelnd. „In Ordnung, dann bis später." sagte er und ging wieder. Ein Bad, genau das brauchte ich jetzt. Ich ging ins Badezimmer und ließ das Wasser ein. Dylan und ich hatten jeweils ein Badezimmer für uns allein und meine Eltern hatten noch eines für sich unten. Das war schon ziemlich praktisch. Ich zog mich aus und stieg in die Wanne. Ich schloss die Augen und genoss die Stille. Was Cody anging, würden Livi und ich schon noch dafür sorgen, dass es ihm Leid tat. Dann war ich in Gedanken wieder bei Thomas.. Thomas war gestern so lieb gewesen. Wie er sich um mich gekümmert hatte. Ich musste ihm dafür noch irgendwie danken. Ich würde Livi nachher nach seiner Nummer fragen. Doch fürs Erste wollte ich mich von dem gestrigen Schocker holen..

Später hatte ich Livi nach Thomas' Nummer gefragt. Sie war inzwischen schon wieder völlig die Alte und wollte wissen, warum ich seine Nummer haben wollte. Ich schrieb ihr, dass ich mich bei ihm bedanken wollte, aber sie glaubte mir das nicht. Dumme Trulla. Livi erkundigte sich noch, wie es mir ging und schwor, dass sie Cody platt machen würde. Dann gab sie mir schließlich seine Nummer und jetzt saß ich hier und überlegte, wie ich meinen Dank am besten in eine Nachricht verpacken konnte. Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. Ich tippte und tippte und löschte es schlussendlich wieder. „Stell dich doch nicht so an Leo!" maßregelte ich mich selbst und tippte jetzt einfach etwas ein. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, tippte ich auf den Senden-Button. Ich schmiss mein Handy aufs Bett und ging wartend im Zimmer auf und ab. Es piepte. Ich nahm es vom Bett und sah eine Nachricht von Thomas. Ich grinste und öffnete die Nachricht. Er schrieb, dass es selbstverständlich war und ich ihm nicht dafür danken sollte. Dass er immer helfen würde, egal wann und wo. Ich lächelte und mein Magen knurrte plötzlich. Ich beschloss erstmal etwas zu essen und ging hinunter in die Küche. Dort war auch meine Mom. „Na Schatz, wie war es gestern?" fragte sie, als ich mir Wasser ansetzte für einen Tee. „Ganz cool." log ich. „Wer hat euch da gestern eigentlich abgeholt?" „Du bist aber heute neugierig." stellte ich lachend fest. Mom grinste. „Das war Livis Cousin Thomas. Er wohnt jetzt auch um die Ecke." erzählte ich. „Und?" hackte sie nach. Fragend sah ich sie an. „Was für dich?" „Oh Mom, nicht du auch noch." stöhnte ich und sie lachte.




Hey meine fleißigen Bienchen, ich hab meine Geschichten - auch diese -bei den Wattys 2018 eingereicht! Wünscht mir Glück! <3


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