9. Kapitel

281 13 0
                                    

"Lucy!"
Mir war eiskalt.
"Luce!"
Ich spürte meine Finger und Füße nicht mehr.
"Lucy, bitte nicht."
Jemand drehte mich auf den Rücken und ich merkte, wie meine Jacke geöffnet und der darunter liegende Pulli hochgeschoben wurde.
Finger tasteten meinen Bauch ab und berührten eine stark schmerzende Stelle. Ich stöhnte leise und versuchte meine Augen zu öffnen.
"Lockwood die Quelle.", hauchte ich und tastete mit meiner Hand nach ihm. Er ergriff sie und berührte sie mit seinen Lippen.
"Lucy! Gott sei Dank. Ich kümmere mich darum. Du musst einfach nur durchhalten okay?", sagte Lockwood eindringlich und legte seinen Mantel über mich. Dankbar für die Wärme schloss ich die Augen wieder. Ich wollte mich einfach nur noch in die Dunkelheit meiner Träume flüchten. Dem Schmerz entkommen, der sich langsam aber sicher vom Bauch aus in alle Körperregionen ausdehnte.
Ich spürte, dass Lockwood von meiner Seite gewichen war. In meinem dämmrigen Zustand verstand ich nicht wieso und wurde unruhig. Eine gefühlte Ewigkeit später merkte ich, wie sich Hände unter meinen Körper schoben und ich hochgehoben wurde. Dann verließen mich vollends die Kräfte und ich sank in eine tiefe Ohnmacht.

Als ich erneut aufwachte lag ich vor einem brennenden Kamin. Die Schmerzen waren auch wieder da. Lockwood saß neben mir und hielt meine Hand. Als er sah, dass ich meine Augen geöffnet hatte sagte er: "Lucy du musst durchhalten. Die BEBÜB wird gleich hier sein."
"Warum hast du mir nie gesagt, wie sehr es wehtut.", flüsterte ich und war selbst über meine schwache Stimme erschrocken.
Nun war es wohl Zeit sich wirklich Gedanken über den Tod zu machen. Das hatte ich nie vorher getan. Wenn der Beruf sich mit wiederkehrenden Toten befasst, ist es nicht unbedingt förderlich sich über sein eigenes Dasein nach dem Leben Gedanken zu machen.
"Alles wird gut.", flüsterte Lockwood und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

Es wurde laut um mich herum und ich spürte die Anwesenheit vieler Menschen. Doch eine ganz besonders. Die von Lockwood. Er war bei mir und hielt meine Hand ganz fest, ohne auch nur eine Sekunde loszulassen.
Ich vermute, dass es die Ärzte für Übernatürliches waren, die mir die Spritze in den Bauch rammten. Wer es auch immer war in diesem Moment hätte ich sie oder ihn am liebsten geschlagen. Es war ein einfach unbescheschreiblicher Schmerz, der mir durch alle Eingeweide fuhr und mich schreien und um mich schlagen ließ. Tränen liefen mir über die Wangen und ich musste wirklich einen erbärmlichen Anblick abgeben, wie ich versuchte mich aus den Griffen der Leute zu befreien, die ich nicht sehen konnte.
Als nächstes wurde ich getragen und dann spürte ich wieder Lockwoods Hand in meiner. Wir waren in einem Auto, dass mich von diesem Ort wegbrachte, der mir beinahe das Leben gekostet hätte.

GeisterschimmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt