Es war gegen vier Uhr und die Mittagssonne strahlte mit voller Kraft. Avon war inzwischen wieder auf dem Acker zurückgekehrt und säte Blumensamen. Er stützte sich außer Puste auf den brüchigen Rechen und schaute auf das kleine braune Feld. Einen ganzen Acker voller Allesglöckchen, die die nützlichste Pflanze im ganzen Königreich war. Die Wurzeln waren für den Verzehr geeignet und aus den blauen Blütenblättern konnte man entweder Heilmittel oder Parfüm herstellen.
Die extreme Hitze füllte das ganze Dorf und Avon zog sich kurz in den Schatten eines Baumes zurück. Er blickte auf das nebenliegende Feld. Die Vogelscheuche, die er vor fünf Jahren aus zerrissenen Lumpen und Stroh gebastelt hatte, funktionierte einwandfrei. Er lehnte sich gegen den Baum und hörte den Gesang der Vögel zu. Es war ein wunderschöner Sommertag, der nahezu paradiesisch war.
Avon war kurz davor einzuschlafen, als das Vogelgezwitscher plötzlich durch ein lautes Quieken unterbrochen wurde. Es war ein schmerzerfüllter, sehr schriller Laut. Der junge Mann schreckte auf und rannte auf das Feld, auf dem die Vogelscheuche stand.
Allesglöckchen waren nicht die einzigen Dinge, die an diesem Acker angepflanzt wurden. Auch Blumenkohl war hier aufzufinden, da aber in den letzten Jahren oft Tiere vorbeikamen und sie anknabberten, wurden einige Fallen aufgestellt.
Avon war überzeugt, dass jetzt auch ,wie letztes Mal, eine Ratte sich habe von dem Gemüse verlocken lassen. Als das Quieken immer lauter und schriller wurde, bemerkte Avon, dass es nicht das Geräusch einer Ratte war. Der junge Mann knirschte mit den Zähnen, als er überlegte, wo und wann er dieses Geräusch schon einmal gehört hatte. Eine Ratte ist es definitiv nicht. Eine Maus auch nicht. Die vielfräßige Katze der alten Madame Hilda Cook war es sicherlich auch nicht, ein Fuchs schied auch aus. Plötzlich erinnerte sich Avon, wo er dieses Quieken schon einmal gehört hatte. Es war nun fast zehn Jahre her, als er dieses Geräusch auf dem Marktplatz vor dem Schloss vernommen hatte, allerdings war diese Tierart sehr selten und traute sich in der Regel freiwillig nicht in die Nähe der Menschen. Er beugte sich über den Käfig und sah ein haselnussfarbenen Fellbüschel.
Das ist doch unmöglich, dachte Avon und hebte den Käfig vorsichtig hoch.
,,Nanu? Du bist doch ein Flupp! Was machst du hier bei uns Menschen?" Avon bemühte sich so ruhig wie möglich mit dem Tier zu reden. Es war komplett verängstigt und drehte ihm den Rücken zu.
Fluppe wurden am Königshof gezüchtet, da ihr Fell jedem Wetter trotzt und sehr weich ist. Jedes Jahr, Ende September, wurden die Tiere geschoren und ihre Felle wurden zu warmen Kleidern für die Königsfamilie und den höchsten Offizieren sowie Generälen verarbeitet. Avon war der Ansicht, dass sie wie eine Mixtur aus Katze und Fuchs aussahen. Sie hatten einen sehr großen, buschigen Schwanz und große flauschige Ohren, welche ihnen ermöglichen, Menschen schon aus weiter Entfernung wahrzunehmen.
Avon versuchte das Flupp genauer zu betrachten und drehte den Metallkäfig, doch so sehr er sich auch bemühte, das Tier bewegte sich immer so, dass es ihm den Rücken zudrehte. Avon wurde mehrmals von dem fluffigen Schwanz des Tieres durch die Gitterstäbe geohrfeigt, was dazu führte, dass er mehrmals niesen musste. Dies trug dazu bei, dass seine Neugierde immer weiter wuchs, denn obwohl er schon Bilder von Fluppe in Büchern gesehen hatte und ihr Fell an der Winterkleidung der Königsfamilie bewundern konnte, hatte er zuvor noch eines direkt vor sich stehen gehabt.
So wird das Ganze nie etwas. Der Kleine ist verdammt beweglich. Avon hielt den Käfig in einer Hand und observierte die braune Erde. Neben einem Blumenkohl lag eine Himbeere, die er sich vom naheliegenden Himbeerstrauch gepflückt hatte. Überzeugt, dass sein Plan funktionieren würde, nahm er die Himbeere in seine rechte Hand und platzierte sie zwischen Daumen und Zeigefinger.
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Das Feuer des Blitzes
FantasySpecilla ist ein Königreich in dem einzig und allein die Königsfamilie die Kunst der Magie beherrscht. Das ganze Land lebt in Frieden und Harmonie, bis Benji, ein Vertrauter des Königs, den Thron mit Gewalt an sich reißt und das Land in Schutt und A...